Oliver Kalkofe live 2009 in Bamberg

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Datum: 06.02.2009 | VÖ: 06.02.2009 | Herausgeber: Jako Arena | Kategorie: Kabarett & Bühne

Oliver Kalkofe, TV-Terminator, Satiriker, Schauspieler und Autor, ist eine lebende Legende in der Fernsehbranche. Seit den frühen 90er Jahren präsentiert er, zuerst noch bei Premiere, später dann bei ProSieben, im Rahmen seiner eigenen Sendung namens "Kalkofes Mattscheibe" immer wieder die schlimmsten Auswüchse aus der bundesdeutschen Fernsehlandschaft und überspitzt sie durch parodistische Einlagen und satirische Kommentaren. An Kalkofe kommt man heute kaum noch vorbei. Er ist derjenige, der dem Publikum die Abgründe des Fernsehens und gleichzeitig den Machern den Spiegel vor Augen hält. Es gibt zwar ähnliche Formate wie "Switch" oder "Zapping", doch keiner ist dabei so direkt und erbarmungslos wie der "Kalkman". Bisher setzte er seinen Rundumschlag dort an, wo es am nötigsten ist, nämlich direkt im Fernsehen. Aber auch im Rahmen von Kolumnen oder Radiosendungen hat Oliver Kalkofe seinem Unmut freien Lauf gelassen. Die wenigsten kennen ihn aber als Bühnensatiriker. Nachdem er in den Jahren 2006 und 2007 sehr erfolgreich durch die Bundesrepublik getourt ist, startete er im Januar dieses Jahres seinen aktuelle Reise über die deutschen Bühnen.

Ich hatte die Möglichkeit, seinen Auftritt in Bamberg in der Jako Arena anschauen zu können. Sehr gespannt war ich auf die Live-Qualitäten von Oliver Kalkofe. Die Erwartungen waren dabei nicht sehr hoch, da man Kalkofe nicht gleich mit der Bühne in Verbindung bringt. Aus diesem Grund war ich erst einmal vorsichtig, denn mir war zum Beispiel nicht klar, wie sein Programm aufgebaut sein wird, welche Schwerpunkte er setzt, wie er das Ganze herüber bringt und vor allem wie er sich in den Punkten Schlagfertigkeit und Spontanietät schlagen wird.

In einem kleinen Saal mit ungefähr 100 bis 200 Stühlen durfte man Platz nehmen. Auf der Bühne war ein kleines Rednerpult und eine große Leinwand angebracht. Die Dekoration und das Ambiente wurden neutral gehalten. Nach einem kurzen Intro ging es dann um Punkt 20 Uhr los und Kalkofe kam auf die Bühne und legte gleich los mit der Begrüßung des Saalpublikums und kam auch sehr schnell auf die Weltwirtschaftskrise zu sprechen. Man merkte, dass Kalkofe auch ein kabarettistisches Talent besitzt und dieses mit viel Selbstbewusstsein und der altbekannten Angriffslust nach außen trägt. Das Publikum war sehr schnell positiv angetan von dem Ganzen und das Gelächter blieb nicht aus. Man merkte, dass man es in Bamberg mit unzähligen Kalkofe-Fans zu tun hatte, die allesamt die selbe humoristische Wellenlänge hatten. Weiter ging es mit einem Berliner Nacktkalender, den Oliver Kalkofe auf der Leinwand präsentierte und die Präsentation mit witzigen Kommentaren und fiktiven Hintergrundgeschichten garnierte. Es folgte eine Bühnen-Version der Mattscheibe. Er zeigte auf der Leinwand Ausschnitte der Sat.1-Sendung "Gräfin gesucht" und kommentierte dies in gewohnter Mattscheiben-Manier. Auch auf die Entwicklung des Rauchens ist Kalkofe eingegangen, indem er verschiedene Werbeplakate für Zigaretten gezeigt hat. Danach gab es über die Leinwand einige richtige Beiträge aus "Kalkofes Mattscheibe" zu sehen. Währenddessen zog sich Kalkofe hinter der Bühne um und kam nach wenigen Minuten wieder als "Onkel Hotte" zurück.

Bei der Darbietung von "Onkel Hotte" war ich sehr zweigeteilt. Einerseits versetzte einen das vom Feeling her total in die 90er Jahre zurück, man merkt also noch einmal, wie lange Kalkofe schon präsent ist, andererseits mochte ich diese Figur noch nie so richtig. Deswegen war Onkel Hotte zwar ganz witzig, für mich handelte es sich aber um den Tiefpunkt des Abends. Nach einem kleinen Märchen über Tante Vettel und einem Lied, das danach folgte, war auch dieser Programmpunkt zu Ende und Kalkofe begab sich in die Pause.

Nach zwanzig Minuten ging es wieder mit einigen Beiträgen aus der Mattscheibe weiter, bevor auch Kalkofe die Bühne wieder betrat. Es folgte ein Blick in die Zeitung "Fränkischer Tag", um dem Bamberger Publikum vor Augen zu halten, mit was für einem Publikum er es eigentlich zu tun hat. Schlagzeilen, die sinngemäß Überschriften wie "Mann mit 5,1 Promille auf Straße gefunden", "Rentner stahl im Supermarkt Ware in Wert von fast 37 Euro" oder "Keller aufgebrochen, Leergut geklaut", wurden ausführlich analysiert. Danach präsentierte er Presseberichte, die zum Teil auch aus größeren Zeitungen stammten und zu denen er kleine Aktionen und Einlagen beitrug. Danach folgte ein Fund aus Bamberg: Kalkofe zeigte einen Flyer der "Hansi Hinterseer Fanreise" nach Tunesien und garnierte dies natürlich mit entsprechenden Kommentaren. Nach einigen weiteren kleinen Themengebieten kam Kalkofe auf das Thema Alkohol zu sprechen. Er zeigte, wie am Anfang schon zum Thema "Zigaretten", verschiedene Werbeplakate von Brauereien, die er entsprechend analysierte.

Nach weiteren Videobeiträgen aus "Kalkofes Mattscheibe" näherte man sich langsam dem Finale. Kalkofe kam wieder auf das Thema zu sprechen, mit dem er sich definitiv am besten Auskennt: Das Fernsehen. Er lästerte über Sendungen wie "The Next Uri Geller" oder "Deutschland sucht den Superstar". Auch auf das "Dschungelcamp" und die Anwandlungen die auch "Wetten, dass...?" diesbezüglich immer mehr hat (Stichwort: Kot-Wette), kam Kalkofe zu sprechen. Danach kam er auf die "Ufos und Alien"-Show von Uri Geller zu sprechen, die vor einiger Zeit auf ProSieben lief. Wie schon bei "Gräfin gesucht" kommentierte er Ausschnitte der Sendung in alter Mattscheiben-Manier. Nach einer Verabschiedung seitens Kalkofe folgte natürlich eine Zugabe. Nachdem weitere Mattscheiben-Videos gezeigt wurden, folgte auf der Leinwand ein Beitrag mit einem Trailer des Illusionisten "Vincent Raven", der dann aber nicht mit weiteren Aufnahmen aus der Show fortgesetzt wurde, sondern mündete in den Auftritt von Oliver Kalkofe, der als Vincent Raven verkleidet die Bühne stürmte.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich von der Live-Performance von Oliver Kalkofe schwer beeindruckt war. Ich hätte niemals gedacht, dass er auch als Bühnenkomiker ein ernstzunehmendes Talent besitzt. Er war locker, schlagfertig und wusste genau, wie er das Publikum auf seine Seite bringt. Dieses war merklich schwer angetan vom "Kalkman" und brach nicht selten in schallendes Gelächter aus. Die Folge des ganzen war dann, dass der Abend viel zu schnell vorüber ging. Mit über zwei Stunden geglückter Bühnenshow braucht sich ein Oliver Kalkofe nicht verstecken. Meinen Respekt hat er. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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