James Bond 15: Colonel Sun

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Datum: 16.11.2014 | VÖ: 01.09.2014 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Roman

Vor rund zwei Jahren fand ein Projekt eines kleinen Nerd-Verlags hohe Beachtung in den Medien: "Translating 007" brachte 14 Bücher um Englands Top-Agenten James Bond aus der Feder seines Schöpfers Ian Fleming erstmals ungekürzt und in neuer Übersetzung auf den deutschen Buchmarkt. Die mit Gemälden von Michael Gillette versehenen, modern gestalteten Bücher fanden in der Presse wohlwollende Beachtung, wurden allerdings von den Buchhandelssupermarktketten weitgehend totgeschwiegen. Offensichtlich war das Projekt für den Verlag jedoch trotzdem ein Erfolg. Denn mit "Colonel Sun" erscheint nun ein 15. Roman, wenn auch nicht mehr von Ian Fleming verfasst.

James Bond frönt nach seinen letzten Einsätzen einer gewissen behäbigen täglichen Routine. Als er eines schönen Tages nach einer Partie Golf zum Kaffeeklatsch bei seinem Vorgesetzten M vorbei schauen möchte, wird Bond brutal niedergestreckt. Trotz einer lähmenden Droge gelingt ihm die Flucht, M jedoch wird entführt. Eine ominöse Notiz am Tatort lässt Bond vermuten, dass M irgendwo in Griechenland gefangen gehalten wird. Doch stellt sich die Notiz nur als Köder heraus, um Bond ebenfalls nach Griechenland zu locken. Dort wartet Colonel Sun, ein chinesischer Militär, wie die Spinne im Netz…

Hinter dem Pseudonym Robert Markham steckt der renommierte britische Schriftsteller Kingsley Amis, auf den die Wahl für die Fortsetzung der Bond-Romane deswegen viel, weil er zuvor ein von Ian Fleming abgesegnetes Bond-Kompendium verfasst hatte und somit bestens mit der Materie vertraut war. Dies macht sich vor allem am Stil des Romans bemerkbar. Während in der Entstehungszeit von "Colonel Sun" bereits die ersten Bond-Abenteuer über die Kinoleinwände flimmerten und mit "Goldfinger" das Auseinanderdriften von Film-Bond und Roman-Bond begann, bleibt Amis’ Bond relativ eng an Flemings Vorstellung des Agenten. Zuweilen gelingt es dem Autor sogar, Flemings ausschweifende, aber stets lesenswerte Schilderungen über irgendwelche Nebensächlichkeiten zu imitieren, hier z.B. über die optische Beschaffenheit von Südosteuropäern.

Mit der neuen Kollektion wird sich Cross Cult erneut 14 Bond-Romane vorknöpfen, allesamt vergessene Klassiker und zum Teil erstmals vollständig in deutscher Sprache. Beibehalten wurden die edle Gestaltung mit brandneuen Zeichnungen von Michael Gillette sowie das Übersetzer-Team aus Stephanie Pannen und Annika Klüver. Mit diesem ersten Roman, der ohnehin als einer der besten Nicht-Fleming-Bond-Romane gilt, macht der Verlag also alles richtig und somit erhalten sowohl die Veröffentlichung als auch das ambitionierte Projekt eine hervorragende Wertung. (fk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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