Thomas Freitag macht in seinem neuen Bühnenprogramm vieles richtig. Er ersinnt eine krude Rahmenhandlung und bindet verschiedene Figuren sehr gut ein. Als Bibliothekar Sebastian Schüttlöffel besetzt er seine eigene Bibliothek da diese geschlossen werden soll. Die Zuschauer werden somit zu "Schaulustigen" was den Kern der Sache in vielerlei Hinsicht trifft. Bei der Bezeichnung muss ich persönlich zumindest an Volker Pispers und seine Publikums-Abrechnung denken.

Die Figuren in der er dazu noch schlüpft sind nicht nur mutig sondern auch absolut nicht stereotypisch. Er traut sich daran in die Rolle von Karl Marx zu schlüpfen und zu argumentieren dass die Idee des Kommunismus tot ist. Und zwar nicht wegen den gierigen Bankern und skrupellosen Managern sondern wegen dem Verbraucher der günstig einkauft. Also eine gute Idee, aber mit Menschen nicht zu machen. Genau so großartig ist der Frittenverkäufer Siggi mit seiner Ode an die ungesund frittierte Kartoffel oder Friedrich Schiller der versucht sein Werk "Die Räuber" in der heutigen Zeit zu veröffentlichen. Richtig stark ist Thomas Freitag also immer wenn der sein Kabarett auf die Kultur und die schrittweise Abschaffung dieser bezieht.

Weniger gelungen sind die (zum Glück nur partiell auftretenden) politischen Verweise. Denn dass Angela Merkel durch Untätigkeit glänzt und die Liberalen nur Steuersenkungen kennen sind das Grundgebet des Kabaretts und haben inzwischen einen Bart. Hier könnte man deutlich pointierter vorgehen. Die meiste Zeit aber bleibt er seinem Metier (Kunst und Kultur) treu und bringt viele sehr böse Spitzen ins Ziel. Eine gewisse Vorbildung ist (wie meistens im Kabarett) allerdings notwendig. Denn wer wenig belesen ist verpasst viele herrliche Pointen. Und auf das Stammtischniveau begibt sich Thomas Freitag nur bei zwei oder drei kleinen Gelegenheiten.

Unter dem Strich kann das Doppelalbum also jedem Kabarett-Fan bedenkenlos empfohlen werden. Abzüge gibt es wie oben beschrieben nur in der B-Note. (sc)

Wertung: (8 von 10 Punkten)