Tomb Raider

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Datum: 13.01.2014 | VÖ: 05.03.2013 | Herausgeber: Square Enix | Kategorie: PlayStation 3

Lara Croft gehört zu den modernen Ikonen der Popkultur, doch ihr Stern stand schonmal höher. Vielleicht genau deswegen haben sich die Macher hinter Lara gedacht, dass die Serie eine Runderneuerung vertragen kann. So kam es zum 2013 erschienenen "Tomb Raider", ganz ohne Untertitel und mit vielen frischen Ideen und einer Menge Ambitionen im Gepäck.
Erzählt wird nicht einfach irgendeines von Laras vielen Abenteuern, sondern die allererste Expedition ihres Lebens und die Umstände, aus denen die Lara Croft geboren wurde, die wir als Abenteurerin und Actionheldin kennen.

Lara ist auf einem Schiff südlich von Japan auf der Suche nach dem verlorenen Königreich Yamatai, als eines Nachts ein heftiger Sturm das Schiff zum Kentern bringt und die Crew Schiffbruch auf einer abgelegenen Insel erleidet. Lara wird von ihren Begleitern getrennt und findet sich in einer Höhle kopfüber an der Decke hängend wieder. Unbekannte haben sie am Strand der Insel überwältigt und haben nun Ungutes mit ihr vor. Hier beginnt das eigentliche Spiel und Laras Kampf um Überleben und einen Ausweg von der Insel. Dass man offensichtlich nicht allein auf der Insel ist, sorgt für jede Menge Aufregung und viel, viel Stress für Lara. Diese zwielichtigen anderen Bewohner der Insel gehören dem Kult der Solarii an. Ihrer Überzeugung nach ist die Insel der Ort der Wiedergeburt der Sonnenkönigin Himiko und solange sie nicht wiedergeboren ist, kann niemand die Insel verlassen. Lara muss sich also diesen Kultisten stellen, welche man sich als leicht runtergekommene Söldner vorstellen kann: Gewehre, Pfeil und Bogen, Macheten, Dynamit. Um es mit solchen Gegner aufnehmen zu können, baut sich Lara ein eigenes Arsenal auf, angefangen mit einem Bogen, gefolgt von drei verschiedenen Schusswaffen. Diese Waffen und ihre eigenen Fähigkeiten kann Lara das Spiel hinweg verbessern. Waffen können zu mehr Schaden, mehr Munition pro Magazin, ruhigere Handhabung oder sogar alternative Munition verbessert werden. Diese Verbesserungen bezahlt man mit gefundenem Bergungsgut, das man in Kisten findet oder besiegten Feinden abnimmt.
Um Lara selbst zu verbessern, benötigt man Fähigkeitspunkte. Solche erlangt man durch das Sammeln von Erfahrung im Spiel. Tiere jagen und ausnehmen, verstreute Dokumente oder Relikte finden oder Feinde mit Kopfschüssen oder per Nahkampfmanöver töten bringen Erfahrung ein und hat man genug davon gesammelt, wir ein neuer Fähigkeitspunkt gewährt. Drei Disziplinen kann Lara meistern: Überleben, Jagd und Nahkampf. "Überleben" bezieht sich auf alles rund um das Leben in der Wildnis: Beutetiere besser ausfindig machen können usw. "Jagd" und "Nahkampf" zahlen auf die Bekämpfung der Gegner ein: Kontermanöver nach dem Ausweichen eines Hiebes im Nahkampf, besiegten Gegnern mehr Bergungsgut abnehmen usw.
Nicht alle dieser Fähigkeiten sind wirklich wichtig oder überhaupt nützlich, aber anders kann man Fähigkeitspunkte nicht verwenden, also baut man halt auch die Fähigkeit, Gegner Dreck ins Gesicht zu werfen aus, obwohl das ein extrem unnützes Manöver ist.

Spaß macht mit Abstand am meisten der Bogen, welcher dank Leuten wie Legolas und Katniss Blablabla derzeit ja tierisch im Trend ist. Pfeile sind Laras einzige Möglichkeit, Gegner lautlos aus der Distanz zu erledigen und ein perfekt in einen feindlichen Kopf platzierten Pfeil gibt einfach ein gutes Gefühl. Später im Spiel kann Lara Seilpfeile verschießen und somit entfernte Dinge zu sich ziehen oder Leinen spannen, an denen sie sich entlang hangelt. Die drei Schusswaffen sind eher optionale Alternativen zum Bogen, der eindeutig als Primärwaffe im Spiel präsentiert wird.

Das Spiel selbst besteht vorrangig aus dem Bewegen in unwegsamem Gelände, also viel Kletterei, Kämpfen gegen Feinde und ein wenig Puzzlearbeit. Das hört sich sehr stark nach der altbekannten Tomb Raider-Rezeptur an. Die Unterschiede zu den vorherigen Spielen liegen eher in Grundton und Inszenierung des neuen Teils. Der neue "Tomb Raider"-Stil ist bodenständiger und düsterer als seine Vorgänger. Lara wird geschunden und wo es nur geht irgendwie verletzt und gepeinigt. Sie muss extrem viel einstecken und sich immer wieder aufrappeln. Das ist auch Teil ihrer Entwicklung in diesem "Prequel" zur eigentlichen Lara Croft, wie man sie kennt. Anfangs merkt man Lara an, wie sie der Panik nahe ist und sich nur schwer fängt, sich richtig ein Herz fassen muss, um nicht klein beizugeben. Nach und nach wird sie entschlossener und ruft auch mal eine Kampfansage einer Gruppe Angreifer entgegen.

In Sachen Inszenierung geht dieses Lara-Spiel deutlich mehr in die Richtung einer genauen cineastischen Darstellung. Früher gab es eher ab und zu mal eine Zwischensequenz. Hier gibt es nun immer wieder mal eine Sequenz zu sehen, eine wesentlich stringentere Handlung zu verfolgen und immer wieder stößt man auf geskriptete Ereignisse. Besonders am Anfang, wenn man als Spieler besonders voller Neugier und Tatendrang steckt, können die Skripte etwas nerven. Später entspannt sich das dann zum Glück.
Die Kämpfe laufen meist so ab, dass eine Überzahl an Feinden Lara angreift und man zwischen Offensive und Defensive schnell umschalten muss, da man gleichzeitig von nahem und aus der Ferne angegriffen wird. Manche offenen Kämpfe lassen sich vermeiden, indem man sehr leise vorgeht und die Gegner einzeln lautlos erledigt oder sich die Umwelt zunutze macht und gleich eine Gruppe eliminiert.

Ansonsten gibt es nicht viel anderes im Spiel. Um den Spieler noch noch darauf zu trimmen, jede Ecke ganz genau zu untersuchen, sind überall Dokumente, Relikte und GPS-Markierungen versteckt. Außerdem gibt es in den Abschnitten nochmal ganz eigene Such-Aufgaben, z.B. im Bergdorf alle zeremoniellen Fackeln in Händen von Statuen anzünden. Dass alle zehn gesuchten Statuen nicht offensichtlich herumstehen, kann man sich denken.

Rundum ist die Auffrischung der "Tomb Raider"-Serie geglückt, denn der neue Teil sieht super aus und spielt sich sehr griffig und im Rahmen seines Repertoires sogar irgendwie abwechslungsreich. Da man jetzt bei Feinden nicht mehr einfach nur automatisch zielt und Lara alles, was sich bewegt wegballern lässt, sondern wirklich etwas taktisch vorgehen muss, lässt das Wonnegefühl nach einem Sieg über eine Gruppe Feinde viel schöner sein als bei den Vorgängern. Etwas verstörend fühlt es sich an, dass Lara unentwegt Schaden nimmt und vor allem extrem oft stürzt, umhergeschleudert wird und vor allem Schmerzen ertragen muss. Wer den ersten "Rambo" gesehen hat, kennt die Szene, in der er sich selbst eine Wunde näht. Lara macht was ähnliches. Das zeigt, wie fies die Stimmung Lara gegenüber ist - und damit sind die Macher gemeint. Sie wollten den Weg hin zur Draufgängerin zeigen und entschlossen sich, ihre unbescholtene Seele im Feuer der Pein zu härten und als Spieler darf man dabei zusehen. Kommt man damit klar, bekommt man ein sehr rundes Spiel, das durchaus Lust auf mehr von der neuen "Tomb Raider"-Marschroute macht. Nur das nächste Mal vielleicht etwas weniger unerbittliche Schmerztherapie für die Protagonistin. (mp)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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