Jamie Oliver als Koch mag man - oder nicht. Ich denke, dazwischen ist wenig möglich. Denn er hat eine sehr spezielle Art zu kochen: Flapsig, schnell, viel mit seinen Händen. Diese etwas schluderige Art kommt bei Sterneköchen sicher nicht so gut an. Und wer eher auf Johann Lafer oder dergleichen steht, wird mit Jamies Art zu kochen und auch seinen Gerichten nicht so gut zurechtkommen.

Was ich an Jamie Oliver mag ist seine Begeisterung für Produkte, die Leidenschaft fürs Kochen und auch die Freude, die er über gutes Essen empfinden kann. Wer seine Reihe "Natürlich Jamie" gesehen hat und dabei beobachten konnte, wie er mit seinem Gärtner zusammen die einzelnen Pflanzen und Lebensmittel behandelt hat, wird bemerkt haben, dass es ihm am Herzen liegt, was auf den Tisch kommt. Er steht auf selbst angepflanztes, hält eigene Hühner für frische Eier und achtet auch beim Fleischkauf darauf, dass er die Kette vom Tier bis zum Produkt nachvollziehen kann. Auch bei der Zubereitung der Speisen legt er eine Freude an den Tag, kann sich über blubberndes Nudelwasser genauso begeistern wie für eine gut gelungene Soße, dass diese Euphorie beim Kochen einfach auf die Zuschauer übergehen muss.

Auch bei seiner neuen Reihe "Jamies 15 Minuten Küche" ist diese Freude wieder spürbar. In den 30 Minuten-Folgen stellt Jamie jeweils zwei Gerichte vor, die in 15 Minuten nachzukochen sind. Dabei stellt er einige Tricks vor, die einem das handhaben erleichtert. Zum Beispiel wird einem bewusst, dass man sowohl Wasserkocher als auch Küchenmaschine viel öfter einsetzen sollte. Außerdem zeigt Jamie, dass es auch einmal okay ist, fertige Produkte zu benutzen, wenn man auf entsprechende Qualität achtet.

An manchen Stellen bezweifle ich etwas, dass man es wirklich in 15 Minuten schafft, vor allem, wenn man eher ein ungeübter Koch ist. Dennoch sind es gute Anregungen, die man bekommt, denn Jamie kocht mit Einflüssen aus aller Welt. Da gibt es mal ein asiatisches Steak, dann eine marokkanische Meerbrasse, einen griechischen Salat oder auch Brik-Taschen. Dabei versucht Jamie, die Gerichte nahrhaft und einigermaßen kalorienarm zu gestalten. Das ginge an der einen oder anderen Stelle sicherlich noch besser, aber es geht hier nichtzwingend um Diäten, sondern um schmackhafte und schnell zubereitete Gerichte für die ganze Familie.

Die Reihe "Jamies 15 Minuten Küche" hat insgesamt 40 Folgen, die vorliegende DVD enthält die ersten 14. Die folgenden Episoden kommen auf Volume 2 und 3. Das ist eines der Nachteile an Jamie Oliver: Er hat sich " zugegebenermaßen verdient " ein Imperium aufgebaut und er vermarktet sich hervorragend selbst. Man hätte die 40 Episoden sicherlich auch in eine Box packen können, anstatt drei herauszubringen. Darüber hinaus enthält die DVD-Box nichts Weiteres als die DVD, wenn man von den Werbeflyern absieht. Die Rezepte zur Sendung gibt es nur in einem Kochbuch, das man sich dazu kaufen muss. Nicht einmal online kann man sie finden, wie es andere Köche derzeit immer öfter machen. Auch Bonusmaterial sucht man vergeblich, dabei wäre es sicher nett gewesen, auch mal hinter die professionelle Fassade von Jamie Oliver schauen zu können: Wie läuft eine Produktion einer Kochsendung ab? Geht auch mal was schief? Ist das wirklich Jamies Küche, in der da gekocht wird? Das sind alles Fragen, die ungeklärt bleiben. So etwas wäre mal etwas anderes auf einer Koch-DVD und wünschenswert.

Die Rezepte sind wie gesagt relativ simpel und sicher gut nachzukochen, wenn vielleicht auch nicht für jeden in 15 Minuten. Wer Jamies Art zu kochen mag, wird sich auch bei dieser DVD mit ihm mitfreuen können. Insgesamt ein solides Produkt, aber es hätte auch ein bisschen weniger kommerzielle gedacht sein können. (sak)

Wertung: (7 von 10 Punkten)