Mass Effect 2

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Datum: 08.11.2013 | VÖ: 20.02.2011 | Herausgeber: Electronic Arts | Kategorie: PlayStation 3

Commander Shepard hat das Universum vor der Bedrohung der Reaper gerettet, doch noch ist allumfassender Frieden keine Realität. Eine neue Gefahr schleicht sich an: die Collector. Ihre Kampfstärke demonstrieren deutlich, als sie die Normandy zerstören - das Schiff von Shepard selbst. Der Angriff kostet viele Mitglieder der Besatzung das Leben, darunter auch Shepard selbst.
Zwei Jahre später erwachen wir in der Haut von Shepard in einem Labor der radikal menschennahen Organisation Cerberus. Aus den biologischen Resten unserer Leiche wurden unser Körper und Bewusstsein komplett wieder hergestellt. Shepard lebt wieder. Wir leben wieder. Teil 2 der Weltraum-Saga "Mass Effect" kann beginnen.

Prinzipiell spielt sich der zweite Teil genau wie sein Vorgänger: mit der (ebenfalls wieder hergestellten) Normandy bereist man das Universum und erfüllt auf verschiedenen Planeten Bodenmissionen. Gespräche und Ballereien halten sich hierbei halbwegs die Waage. Die Handlung ist in diesem Teil weniger stringent erzählt, man hat als Spieler mehr Freiheiten, sich diversen Nebenmissionen zu widmen und dann erst der "großen Sache" nachzugehen.
Anfangs steht man natürlich recht überschaubar der unzumutbaren Aufgabe gegenüber, die Collector zu besiegen. Um das zu ändern, rekrutiert man Experten für jedes mögliche Ressort: den perfekten Attentäter, die Meisterdieben, den genialsten Forscher, den ultimativen Krieger usw.
Zunächst fühlen sich die Rekrutierungen nicht besonders spannend an, doch später entfalten sich dann in Form jedes einzelnen Mitglieds extrem gut geschriebene Einzelschicksale. Außerdem bietet jede Nebenfigur eine persönliche Mission an, die wiederum den Hintergrund der Figur erweitert. Und Shepard muss sich oft kritisch mit Vergangenheit und Gegenwart seiner Gefährten auseinandersetzen. Jedes Spieler wird es früher oder später passieren, dass er vor eine Entscheidung gestellt wird, die er nicht ohne Weiteres treffen kann.
Diese bereits bekannte Stärke des Vorgängers kann auch "Mass Effect 2" vorweisen. Das Wandeln durch Grauzonen der Moral sorgt punktuell für eine extrem dichte Atmosphäre.
Die soziale Komponente innerhalb der Normandy-Crew wurde etwas erweitert. Nun kann man näher auf andere Figuren eingehen und ihnen sogar näher kommen. Es lohnt sich also ein wenig mehr als in Teil 1, einfach mal das Schiff abzuwandern, um ein paar Gespräche zu führen.
Allerdings sollte man bei solchen Streifzügen auch etwas Geduld mitbringen, denn jedes Benutzen des Fahrstuhls erzeugt eine Ladezeit. Letztere treten gefühlt sehr viel öfter auf als im Vorgänger. Manchmal kann das schon nervig werden.

Der wirkliche Pferdefuß des Spiels ist aber die Ressourcenbeschaffung. Um Erweiterung für die eigenen Waffen, Panzerung oder die Normandy entwickeln und umsetzen zu können, braucht man Rohstoffe: Element Zero, Iridium, Palladium und Platin. Diese Rohstoffe liegen praktischerweise auf den vielen Planeten herum und können problemlos eingesammelt werden. Was man nun aber als Spieler tun muss, ist Folgendes: man betritt mit der Normandy den Orbit eines Planeten, aktiviert den Scanner des Schiffs und fährt manuell mit einem Fadenkreuz den Planeten ab, während man auf einen Ausschlag des Scanners wartet. Wurde ein Rohstoff in hoher oder ausreichender Menge geortet, schießt man eine Sonde ab, die ohne weitere Verzögerung den Rohstoff "erntet". Dann scannt man weiter. Zwischendurch darf man sich neue Sonden kaufen gehen, denn man kann zunächst nur 30 von ihnen auf einmal an Bord haben.
Warum das Einsammeln von Rohstoffen derart langweilig und zeitraubend gelöst wurde, erschließt sich mir bis heute nicht und sorgt nach wie vor für Kopfschütteln. Eine derartige Entschleunigung des Spielerlebnisses ist fast schon eine Beleidigung für die "Mass Effect"-Marke.

Das Kampfsystem wurde im Grunde 1:1 aus dem Vorgänger übernommen. Wie gehabt ist eine gute Position in sicherer Deckung das wichtigste in jedem Gefecht. Im Grunde ist diese Regel derart wichtig, dass sie alle anderen taktischen Aspekte überlagert und die Kämpfe dadurch gewissermaßen normiert werden. Strategisch denken, planen und handeln muss man darüber hinaus kaum.
Das Jonglieren mit Rüstungen, Waffen und Erweiterungen wurde nahezu vollständig eingestampft. Jetzt geht es nur noch darum, Pläne für bspw. eine höhere Munitionskapazität zu finden. Selbige erforscht man dann und schon steht jedem Mitglied der Crew diese Erweiterung zur Verfügung - oder besser ausgedrückt: alle haben dann einfach eine höhere Munitionskapazität.

Hätte sich nach einem mäßigen Start die inhaltliche Ebene nicht doch noch derart angenehm entfaltet, wäre "Mass Effect 2" ein Fiasko geworden: kein Management der Ausrüstungen mehr, dafür aber dumpfen Rohstoffe-Einsammeln. Lässt man das außer Acht und widmet sich den vielen kleinen, sehr gut geschriebenen und umgesetzten Erzählsträngen, trifft man auf unglaublich plastisch ausgeformte Charaktere in Shepards Umfeld und eine sich wirklich glaubhaft anfühlende soziale Ebene innerhalb der Figuren.
Das Ende selbst ist kein großer Kracher, denn es ist auf den dritten Teil der Serie ausgelegt. Dank der vielen guten Geschichten, die man vorher erfahren und erlebt hat, ist die Enttäuschung aber zu grade noch zu verschmerzen. "Mass Effect 2" trumpft nicht mit dem "Großen Ganzen" auf, sondern brilliert in den kleinen Schicksalsgeschichten und der Dynamik zwischen den Figuren. Als Nachfolger wird sich dieses Spiel für viele fremd und vertraut zugleich anfühlen, aber es auf jeden Fall die investierte Geduld wert. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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