Den ersten Teil des Zweiteilers "Esmeralda" als furios zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung allererster Güte. Nachdem die Serie um den Dämonenkiller Dorian Hunter einige Folgen lang eher ruhig war, explodierte die Handlung förmlich auf allen Ebenen, als Dorian mehr über eines seiner früheren Leben erfuhr. Seine Inkarnation Juan Garcia de Tabera lebte im Zeitalter der Inquisition, just als diese gerade auf eine angebliche Hexe namens Esmeralda aufmerksam wurde und sich ihre Dienste zu Nutzen machte. Tabera dagegen erkannte das wahre Böse und geriet auf diese Weise ebenfalls ins Visier der Inquisitoren.

Der erste Teil, "Verrat", spannte neben der Handlung um Dorians Vergangenheit noch weitere Handlungsebenen auf, nämlich einerseits die weiteren Erlebnisse von Antiquar Helnwein nach der Attacke des Monsters der Familie Zamis, andererseits das Verschwinden Coco Zamis’ und schließlich die neuerlichen Intrigen von Olivaro, der in Folge 20 Oberhaupt der Schwarzen Familie wurde. Umso irritierender, dass diese beiden Handlungsbögen nun im zweiten Teil beinahe bis gar nicht mehr existent sind, und stattdessen eine neue B-Handlung um Dorians Zusammenbruch aufgesponnen wird.

Der Abschluss von "Esmeralda" kommt darüber hinaus sehr früh auf der CD. Um den Platz zu füllen, gibt es im außerordentlich prominent besetzten Mini-Hörspiel "Schneesturm" ein hörenswertes Wiedersehen mit dem Vampirpaten Bob Dinero und Hunters FBI-Kollegen Timothy Morton.

Dass mich der zweite Teil von "Esmeralda" nicht so richtig fesseln kann wie der erste Teil ist auf keinem Fall der Produktion anzulasten. Die Sprecher, allen voran Constantin von Jascheroff und ein gänsehauterregender Volker Brandt, blühen in ihren Rollen regelrecht auf. Skript, Effekte und Musik sind wie immer bei Dorian Hunter auf höchstem Niveau. Mein Problem mit dem Hörspiel ist vor allem die viele Action und die Verlagerung der Handlung " diese Schwenks nehmen die subtile Spannung des ersten Teils.

"Schneesturm" ist da schon ganz anders gelagert. Das Kurzhörspiel ist im Stil der ersten Folgen inszeniert und kann getrost als Kammerspiel bezeichnet werden, weil es über seine gesamte Laufzeit ausschließlich in einer (Südstaaten-?) Kneipe spielt. Die Gastsprecher sind wie gesagt äußerst prominent: Bodo Wolf gibt erstmals seit der Einstellung von "Star Trek Deep Space Nine" wieder einen Constable, und als älterer Gast grantelt Klaus Sonnenschein im Hintergrund herum. So macht die Dorian Hunter doch gleich wesentlich mehr Spaß.

Auch wenn mir die unerwartete Entwicklung von "Esmeralda" nicht ganz zusagt: Marco Göllner und sein Team produzieren nach wie vor auf allerhöchstem Niveau eine der besten Hörspielserien auf dem Markt, und ich fiebere jedem neuen Teil entgegen. (fk)

Wertung: (7 von 10 Punkten)