Takva – Gottesfurcht

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Datum: 03.10.2008 | VÖ: 18.09.2008 | Herausgeber: epix | Kategorie: Film

Muharrem (Erkan Can) ist ein streng gläubiger, 45-jähriger Mann der im Istanbuler Stadtteil Süleymaniye wohnt. Einer der konservativsten Stadtteile der Metropole. Er arbeitet seit Jahren als "Mädchen für Alles" bei einem Sackhändler und besucht einmal pro Woche das Kloster einer Sufismus-Sekte um dort zu beten. Andere Kontakte zur Außenwelt besitzt er kaum.
Seine Religion ist sein Leben, etwas anderes gibt es für ihn nicht. Als allerdings das Oberhaupt seines Klosters auf ihn zukommt und ihn bittet, die Sekte nach Außen hin zu vertreten und die Mieten für deren zahlreiche Immobilien einzutreiben soll sich das alles ändern. Er wird mit einem teuren, maßgeschneiderten Anzug, Handy und Dienstwagen ausgestattet und reist in den "modernen" Teil Istanbuls um dort seine Geschäfte zu erledigen. Von nun an prasseln Dinge auf Muharrem ein, von denen er nie geahnt hätte. Konsumgüter, Luxus und Sex fesseln ihn und stellen sein bisheriges Leben in Frage. Nachts bekommt er feuchte Träume und sein eiserner Glaube scheint zu bröckeln…

Die Idee des Filmes halte ich für durchaus interessant und gelungen, zeigt sie doch das Problem vieler heute lebenden Moslems auf der ganzen Welt. Die Umsetzung hingegen weiß nur Teilweise zu gefallen. Das fängt schon im DVD-Menü an, das zwar übersichtlich strukturiert ist, in dem man allerdings vergeblich nach der deutschen Sprachversion des Filmes sucht. Verfügbar sind nur Türkisch 5.1 und Türkisch 2.0. Naja, wenigstens an deutsche Untertitel wurde gedacht. Kann man damit leben, die ganze Zeit über mitlesen zu müssen, so ist der Film recht ansprechend. Die Schauspieler wissen größtenteils zu überzeugen, vor allem Hauptdarsteller Erkan Can merkt man seine Erfahrung an.
Ein wenig verwirrend sind teilweise die Schnitte zwischen Traumszenen und der Realität. Hier hätte man besser voneinander trennen können um den Zuschauer nicht durcheinander zu bringen. Etwas schade finde ich auch, dass die Locations die im Film gezeigt werden, sehr überschaubar sind. Viel Abwechslung wird in dieser Hinsicht nicht geboten.

Von Bild und Ton sollte man, wie bei allen anderen Low-Budget Produktionen auch, nicht zuviel erwarten. Vor allem das Bild stellt sich hier als ziemlich schwach dar: Treppcheneffekte sind Dauergast selbst auf kleineren Bildschirmen, blasse Farben und grobe Kanten ziehen sich durch den gesamten Film. Der Ton geht größtenteils in Ordnung, die Stimmen sind in der 2.0 Version besser wahrzunehmen, Raumklang kann ich in beiden Ton-Varianten nicht vernehmen.
Trotz allem, gerade aufgrund der sehr interessanten Story ein überzeugendes Psychodrama, das jeder, der sich für die Thematik begeistern kann einmal anschauen sollte.

Dazu kommen noch die zahlreich vertretenen Extras, unter anderem mit zwei sehr interessanten Interviews mit Produzent Fatih Akin und Önder Cakar und sehr unterhaltsamen und witzigen Outtakes, Trailer, Fotogallerie und einigen anderen Sachen.
Der Film wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und spaltet die Türkei in zwei Lager. Für die einen ist es ein "Film aus dem Fegefeuer", für die anderen ist er revolutionäres Filmgut. (bw)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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