Immer wenn es um Neuverfilmungen geht, teilen sich die Meinungen, wie gelungen die aktuelle Version im Vergleich zur alten wirklich ist. Die legendären Geschichten des Barons Münchhausen wurden schon einige Male verfilmt. Die bekannteste Produktion ist jedoch der Film aus dem Jahr 1943 mit Hans Albers. An alte Klassiker heranzukommen ist nicht ganz leicht, dennoch wagte man 2012 einen Versuch, die alten Geschichten des Lügenbarons wieder auferstehen zu lassen und sie in ein neues Licht zu stellen. In der Hauptrolle des Münchhausens spielt der bekannte deutsche Schauspieler Jan Josef Liefers. Dieser ist vielen wahrscheinlich aus der Serie "Tatort Münster" in der Rolle des Prof. Dr. Boerne bekannt. Mit ähnlichem Humor agiert er auch in dieser Rolle. Natürlich lässt sich nicht leugnen, dass auch ein paar moderne Elemente eingebaut wurden. Dies ist gewollt und keinesfalls unpassend. Mit viel Witz und Humor und einem Hauch von "Fluch der Karibik"-Flair werden die Geschichten neu interpretiert. Trotzdem finden sich alle berühmten Erzählungen, wie beispielsweise der Ritt auf der Kanonenkugel oder der Reise zum Mond wieder. Es ist keine Parodie und deshalb eine ernstzunehmende Produktion. Jan Josef Liefers verleiht der Rolle einen unverwechselbaren Charakter und einen dynamischen Auftritt. Er wirkt stets souverän mit charmantem Witz. In weiteren Rollen sind Katja Riemann als Zarin Katharina sowie Jessica Schwarz als tapfere Landadelige zu sehen. Die Rolle der Frieda, die behauptet des Barons Tochter zu sein, wurde neu erfunden. Sie bringt ein weiteres Highlight in die Handlung und erklärt so manche Taten. Auch das Happy End kann sich sehen lassen. Es endet wie man es sich wünscht und vor allem nicht zu kitschig. Es macht Lust auf mehr. Selbst wenn man moderne Produktionen nicht so sehr mag, wurde hier doch nicht zu stark mit Neuerungen übertrieben. Es wurden passende Schauplätze, Kostüme und Requisiten gewählt und auch die Sprache hat man der damaligen Zeit angepasst. Die Modernisierungen stecken im Detail und jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob es gefällt oder nicht. Ich finde sie durchaus gelungen. Nur ob man die Handlung wirklich auf drei Stunden hätte ziehen müssen ist fragwürdig. Die Geschichte erscheint zwar nicht langweilig, ein paar Kürzungen wären aber auch nicht schlimm gewesen.

Die Gestaltung des DVD-Covers ist gut gelungen. Es zeigt den Baron auf der legendären Kanonenkugel. Das Hauptmenü der DVD ist dagegen etwas schlicht ausgefallen. Zwar ertönt die Titelmusik im Hintergrund, jedoch hat man nur die Wahl zwischen drei Möglichkeiten: Abspielen des gesamten Films, des ersten oder zweiten Teils. Dies entspricht genau der Fernsehausstrahlung. Weitere Menüoptionen lassen sich nicht finden. Es existiert keinerlei Bonusmaterial, wobei ein Making-of bei den zahlreichen Special Effects durchaus interessant gewesen wäre. Bild und Ton sind einwandfrei. Insgesamt bekommt das Produkt damit 7/10 Punkten für die Schwächen bezüglich der Ausstattung und des Bonusmaterials sowie der zeitlichen Aufteilung. Der Film an sich ist zu empfehlen. Entweder man mag diesen Stil mit modernem Unterton, oder nicht. Einen Versuch ist es jedoch in jedem Fall wert. Eine gelungene Neuverfilmung mit tollen Schauspielern! (sl)

Wertung: (7 von 10 Punkten)