Friedrich der Große (2 DVDs)

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Datum: 06.01.2013 | VÖ: 28.09.2012 | Herausgeber: Black Hill Pictures | Kategorie: Film

Die von der Fa. Koch Media veröffentlichte Doppel DVD Box über den legendären Preußenkönig Friedrich, der auch als Friedrich der Große in die Geschichte einging, enthält 2 Filme einer Reihe, von in den Jahren von ca. 1920 bis 1942 in Deutschland produzierten Filmen über den "Preußenkönig". Die Box beinhaltet die Filme "Der große König" (1942) und "Der Choral von Leuthen" (1933).

In der Hauptrolle ist Otto Gebühr als legendärer Preußenkönig, Friedrich der II. zu sehen. Schauspielerisch großartig gestaltet und durch aufwändige Massenszenen sehr publikumswirksam in Szene gesetzt, beeindrucken die beiden Streifen sicher auch heute noch. Die Reihe der sogenannten "Fridericus-Rex-Filme" ist nicht unumstritten. In ihrer Genauigkeit um die Ereignisse, sind sie wohl eher fiktiver Natur. Betrachtet und bewertet man die Entwicklung Deutschlands in den Jahren von 1923- 45, dann sind die Tendenzen und Fiktionen der der späteren Nationalsozialistischen Ideologie in allen Filmen der Reihe, mehr oder weniger stark erkennbar.
Zur Geschichtsaufarbeitung sind beide Filme nicht unbedingt geeignet. Dazu wären sauber recherchierte Geschichtsdokumentationen effektiver. Als "Historienfilme" aber, haben sie sicher auch heute noch ihre Berechtigung, zumal sie seinerzeit wahre Publikumsmagneten gewesen sein sollen. Natürlich hat Friedrich der Große bis heute Spuren in den Köpfen der Menschen und der Gesellschaft hinterlassen. Wurden doch seine Denk- und Regierungsweise zum Vorbild der sogenannten deutschen Tugenden. Begriffe, wie Gehorsam, Kameradschaft und Treue wurden zum Sinnbild der Erringung und Erhaltung der preußischen Vorherrschaft unter Friedrich. Besonders stark ausgeprägt waren die Ideale der unbedingten Königstreue und der "verehrung. Fahnenflucht galt als schlimmste Verfehlung unter Friedrichs Herrschaft. Gefängnis, Spießrutenlauf oder Hinrichtung galten als damals übliche Bestrafung für Feiglinge und Verräter. Unbedingtes und blindes Vertrauen auf einen nahezu genialen Feldherren und König (oder Führer)! Diese Botschaft beeinflusste und prägte ganze Generationen dieser Epoche und hinterließ Spuren, bis heute. Diese alten Streifen können zur kritischen Auseinandersetzung mit Geschichte anregen. Deshalb erscheint eine Neuauflage auch heute legitim zu sein.

Der Film "Der Choral von Leuthen" aus dem Jahr 1933 zeigt in den Hauptrollen Otto Gebühr als Friedich, Olga Tschechowa als Gräfin Mariann und z.B. Werner Finck als Christian. Die Handlung spielt in Schlesien, im Dezember 1757. Die von den Österreichern geschlagenen preußischen Truppen formieren sich im schlesischen Leuthen zu einer, alles entscheidenden Schlacht. Sie bezwingen unter dem genial agierenden Friedrich, die zahlenmäßig total überlegenen Feinde. Am Ende erklingt ein, von den siegreichen Preußen gesungener Choral und scheint alles zu rechtfertigen. Kritische Einwände oder persönliche Interessen sind nur noch zweitrangig. Der Zweck (das Ziel) heiligt die Mittel.

Im Streifen "Der große König" zieht Otto Gebühr alle Register seines schauspielerischen Könnens. Die legendär gewordene "Schlacht von Kunersdorf" von 1759 liefert den historischen Rahmen für die Story. Die Preußen wurden desaströs geschlagen. Friedrich gelang es, durch geschicktes Taktieren, absoluter Pflichterfüllung und unbedingtem Siegesglauben, das Blatt zu wenden. Diese Botschaft kam im Deutschland des Jahres 1942 an und die nationalsozialistische Propagandamaschine trug ihren Teil zur Bewusstseins(ver)bildung der deutschen Bevölkerung bei. Oder war sie vielleicht der Auftraggeber?

Kristina Söderbaum als Müllerstochter und Gustav Fröhlich als Feldwebel Treskow spielen emotional bewegend. Otto Gebühr zeigt eindrucksvoll, wie absolut Friedrich persönliche Schicksalsschläge hinter die Staatsräson stellte. Er hatte mit der Darstellung Friedrich des II. wohl die Rolle seines Lebens gefunden.

Die originalen s/w Aufnahmen sind sauber aufgearbeitet, sodass man den Filmen ihr Alter diesbezüglich nicht anmerkt. Selbst der Ton ist recht gut restauriert. Da sind schon manche, deutlich jüngere Streifen, in einem schlechteren Zustand veröffentlicht worden.

Die DVDs sind lt. Angabe auf der Box ab FSK 16 empfohlen; der Film "Der große König" ab FSK 12, lt. Filmvorspann. Diese Ungenauigkeiten verwirren, obwohl die FSK 16 Einstufung durchaus angebracht erscheint. Die DVD 2 enthält noch einige Informationen um die Schauspieler. Ansonsten sind die schriftlichen Hinweise auf dem Cover leider sehr spärlich. Ein Booklet ist nicht vorhanden. Gerade zur Auseinandersetzung mit dieser historisch brisanten Thematik wurden gute Möglichkeiten verpasst. Oder hat sich da vielleicht kein Redakteur gefunden? (al)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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