Stürme über dem Montblanc

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Datum: 16.12.2012 | VÖ: 23.02.2004 | Herausgeber: Film 101 / 101 Pixel | Kategorie: Film

"Stürme über den Montblanc" aus dem jahr 1930 ist der erste Bergfilm mit Ton aus der Produktion von Arnold Fanck " ein Klassiker, dem man anmerkt, dass mit dem Ton erst begrenzte Erfahrungen vorlagen, und der darum über weite Strecken noch wie ein nur mit Musik unterlegter Stummfilm wirkt. Wie üblich bei Arnold Fanck hängt auch hier der Sehgenuss davon ab, ob man eine plausibel durchkomponierte Handlung erwartet oder sich stattdessen von spektakulären Naturaufnahmen und halsbrecherischen Klettereien fesseln lässt. Wer auf Handlung und Dialoge Wert legt, wird vermutlich enttäuscht werden, denn die Dialogszenen wirken zumeist unbeholfen und einfallslos. Die Handlung ist so dünn, dass man sich damit nicht länger aufhalten muss " nur soviel sei gesagt: Der auf der Spitze des Montblancs stationierte Wetterwart (Sepp Rist) verliebt sich in die junge Astronomin Hella Armstrong (Leni Riefenstahl). Ein plötzlich hereinbrechender Sturm kostet ihn fast das Leben, er wird jedoch (na klar) von Riefenstahl und dem Kunstflieger Ernst Udet gerettet. Vollkommen überflüssig ist die Figur des von Matthias Wiemann dargestellten Komponisten, der sich in Hella verliebt und mit einem übereilten Brief an den Freund auf dem Montblanc beinahe eine Tragödie auslöst.

Die wahre Hauptrolle in diesem Film spielt aber nicht Rist und auch nicht Riefenstahl, sondern die Landschaft, deren Schönheit, Dämonie und Mystik Fanck mit Hilfe seiner exzellenten Kameramänner Sepp Allgeier und Hans Schneeberger in atemberaubende Filmbilder überträgt. Dank der genialen Musikvertonung durch Paul Dessau, der streckenweise Chöre und Kirchenglocken mit dem (künstlichen) Heulen des Windes zu einer packenden Tonkulisse verschmilzt, schafft Fanck eine Naturvision, die ihresgleichen sucht. Ausgerechnet die Szenen des Films, die völlig ohne Dialog auskommen, sind zugleich die stärksten und können auch ein heutiges Publikum noch in ihren Bann schlagen.

Entsprechend seines Alters liegt der Film in einer angemessenen Qualität vor, und zwar als Transfer von einer stark abgespielten Kinokopie. Bedauerlich ist, dass wir auf den Originalvorspann verzichten müssen; auch der Endtitel scheint ausgetauscht worden zu sein. So löblich es auch ist, dass die Münchner Firmen Film 101 / 101 Pixel den Film veröffentlicht haben, kann doch von einer "2 DVD Edition", wie sie auf dem Cover beworben wird, nicht die Rede sein. Jedenfalls ist die zweite DVD kein Bonus, sondern eine Strafe: Geboten wird ein unterirdisch schlechter Dokumentarfilm aus dem Jahr 2000, Regie: Peter Latzko, der hier lieblos unzulänglich recherchiertes Material zusammengeschnitten und mit einer Musik unterlegt hat, die sich selbst verbietet " eine echte Zumutung für das Publikum und überhaupt nur bei mindestens vierfacher Abspielgeschwindigkeit auszuhalten. Als Bonus auf der ersten DVD werden nur einige Standbilder und weiteres Füllmaterial in Form überflüssiger Schrifttafeln gegeben. Die Menügestaltung erscheint krampfhaft neumodisch; der Cover ist aber schön.

Hätte die DVD wirklich ein angemessenes Begleitprogramm zu bieten (anstelle der zweiten DVD etwa eine informative Broschüre o.ä.), hätte sie sicherlich eine Bewertung mit acht Punkten verdient. In dieser Form gibt es aber einen Punkt Abzug. (df)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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