Dieser Schwarz-Weiss Film aus dem Jahr 1969 führt mit seinem Titel erst einmal völlig in die Irre. Denn wer einen Thriller erwartet liegt komplett daneben. Vielmehr handelt es sich um eine Krimi-Satire im Stile eines Bühnenstücks. Eine weitere Überraschung bietet der Film durch seine Story, die genau so auch heute Aktualität besitzt. Keine schlechte Leistung nach 43 Jahren!

Es geht um den Kleinkriminellen Rudi Böhm (stark gespielt von Helmut Qualtinger). Als er seinen alten Schulkameraden Lehmann (Günter Pfitzmann) trifft kommt ihm eine fatale Idee. Denn dieser ist Schriftsteller und sehr erfolgreich mit seinen Tatsachenberichten über große Verbrechen. Um richtig abzukassieren erzählt ihm Rudi also, er wäre ein Frauenmörder. Es kommt also zum Vertrag mit dem windigen Literatur-Agenten Marojan.

Die Lüge wird allerdings relativ schnell vom Kriminalrat Rose aufgedeckt. Statt die Sache nun abzublasen vereinbaren die Drei von Geld- und Sensationsgier getrieben einen fatalen Plan. Rudi soll wirklich zum Frauenmörder werden, damit die Geschichte wahr wird und man den "Tatsachenbericht" gewinnbringend verkaufen kann. Ohne jede Reue wird also ein Opfer für Rudi gesucht. Rudi begeht bei der Ausführung seines ersten Mordes allerdings einen fatalen Fehler.

Der ganzen Film trieft vor schwarzem Humor und Seitenhieben gegen die Medien. Die Story funktioniert dadurch auch heute noch und hat nichts von ihrem bitterbösem Charme verloren. Zwar ist die Inszenierung (sehr Theater-nah) nicht mehr zeitgemäß und wird vielen modernen Fernsehzuschauern ungewöhnlich vorkommen, allerdings bleibt gutes Handwerk eben gutes Handwerk.

Da der Film bis in die Nebenrollen exzellent besetzt ist (u.a. zu sehen sind Ingrid van Bergen, Martin Hirthe oder Henning Schlüter) kann bedenkenlos zugegriffen werden. "Tagebuch eines Frauenmörders" ist beste deutsche Fernsehunterhaltung. (sc)

Wertung: (8 von 10 Punkten)