"Ich seh‘ in dein Herz…" Gute Zeiten, schlechte Zeiten " und kein Ende in Sicht. Die RTL-Produktion ist seit 1992 DER Seifenopern-Erfolg im deutschen Fernsehen und feierte erst kürzlich ein weiteres großes Jubiläum: Im Mai lief die sage und schreibe 5.000 (!) Folge über die Mattscheibe und bot mal wieder alles an Dramatik und Action, was man sich nur wünschen kann. Und natürlich haargenau so, wie der ganz normale Alltag des Otto-Normal-Menschen verläuft, wenn er montags zur Arbeit geht.

Aber dass "GZSZ" mittlerweile schon wesentlich näher an der Realität dran ist, als es zu Anfangszeiten der Fall war, dokumentieren ganz wunderbar die DVD-Veröffentlichungen der ersten Episoden: Während in den aktuellen Folgen in hochwertigen, authentischen Kulissen gedreht wird, die Dialoge flüssig sind und " zumindest zum großen Teil " von ausgebildeten bzw. gut gecoachten Darstellern vorgetragen werden, so präsentierte sich die Serie in ihren Kinderschuhen noch als aberwitziges Bauerntheater… dies jedoch nicht ohne gewissen Charme.

"Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Wie alles begann - Box 4" beinhaltet die Folgen 151 bis 200 und bietet das, was in den ersten drei Boxen bereits massig vorhanden ist: Liebe, Triebe, Trubel, Intrigen, hölzernes Schauspiel und enge, wackelige Pappkulissen. Ach ja, dazu kommen Frisuren und Outfits, die selbst schon zur damaligen Zeit schrecklich anzusehen waren.

Dennoch " oder aber gerade deshalb " ist es einfach nur ein Genuss, noch einmal einzutauchen in die Anfangszeit und zu erleben, wie Patrick (Alexander Kiersch) sich ins Zeug legt, um seine Flamme Tina (noch herrlich naiv: Sandra Keller) als Star zu etablieren, schließlich jedoch von ihr einen Korb bekommt. Oder mitzuverfolgen, wie Vollblutpädagogin Elisabeth Meinhart (Lisa Riecken) eine böse Enttäuschung mit ihrem vermeintlich wiedergefundenen Sohn erlebt. Die Krönung allerdings " ohne Wenn und Aber " sind Heikos (gespielt vom damaligen Teenie-Schwarm Andreas Elsholz) ungelenke Versuche, seine doppelt so alte Lehrerin (Esther Hellmund) rumzukriegen. Das ist Trash vom Allerfeinsten!

Das Cover der vierten Box gefällt: Den Machern ist es gelungen, einerseits den nostalgischen Charme der frühen Folgen durch eine leicht antiquiert wirkende Schrift und die alten Fotos einzufangen, andererseits aber auch zeitgemäße Bezüge herzustellen " so beispielsweise durch das aktuelle GZSZ-Logo. Leichte Abstriche gemacht werden müssen bei Bild und Ton. Hier scheint keine Bearbeitung stattgefunden zu haben. Ferner bietet keine der fünf DVDs irgendwelche Extras " extrem bedauerlich, denn wer kauft solche alten Seifenopern-Folgen, wenn nicht Fans? Outtakes, Interviews, Drehberichte, "Was-wurde-aus…?"-Specials " was wäre nicht alles möglich gewesen, um allen Anhängern der Serie ein großes Bonus-Überraschungspaket zu schüren! Vertane Chance oder ein wohl überlegter Schachzug, um eine separate DVD auf den Markt zu bringen? Man wird sehen…

Bis dahin heißt es aber: zurücklehnen und (am besten mit Freunden), die ersten Schritte des Dauerbrenners GZSZ noch einmal Revue passieren lassen " und dabei viele Stunden Spaß haben… sehr viel Spaß! (bv)

Wertung: (8 von 10 Punkten)