1885 - Sturm auf Afrika

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Datum: 19.11.2012 | VÖ: 26.08.2011 | Herausgeber: Polyband/WVG | Kategorie: Dokumentation

Berlin Ende des 19. Jahrhunderts: der Deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck lädt Vertreter aus 14 Ländern, vorranging europäische, zu einer historischen Konferenz und Entscheidungsrunde ein. Es geht um eine Einigung bezüglich Afrikas. Hierbei ist nicht gemeint, dass man Bündnisse mit Afrika plant oder anderweitig Kooperationen vorbereiten will. Die Berlin-Konferenz dreht sich darum, Afrika friedlich unter allen Interessenten aufzuteilen. Diverse Gebiete wurden bereits umfassend erforscht und sogar schon besetzt, nun gilt es, einen allgemeine Ordnung auf dem Kontinent zu finden. Der Basar ist eröffnet.
In monatelangen Diskussionen, die sich durch Absprachen mit der jeweiligen Regierung in der Ferne verzögern, schachern die Diplomaten und Geografen in Berlin um den Afrikanischen Kontinent. Nur ein paar geladene Forscher waren selbst jemals in Afrika. Die dort lebenden Menschen und deren Kultur ist hier völlig egal, denn eines meinen alle zu wissen: die Kolonialisierung bringt den Segen der Zivilisation nach Afrika.

In nachgestellten Szenen stellen Schauspieler die Berliner Konferenz nach und vermitteln so ein Bild von der Art, wie fernab Afrikas mitten in Berlin über einen Kontinent entschieden wurde. Politische Interessen ohne jede Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung veranlassen die Herren in der Runde rein willkürlich Grenzen zu ziehen und über diese ins Kleinste zu diskutieren.
Ab und an werden Aussagen von Experten aus der Gegenwart eingestreut, um zu erläutern, inwiefern gewisse Diskussionen und Entscheidungen historische Folgen für Afrika hatten. Leider bleiben diese Expertenaussagen sehr selten und darum verliert sich diese "Dokumentation" im Kammerspiel der Berliner Konferenz.
Viel zu ausgiebig werden die Verhandlungen präsentiert, ohne dass pointiert darauf hingewiesen wird, welche Aussage wirklich Gewicht hatte. Als Zuschauer muss man einen viel zu großen Wust belangloser Mauscheleien der Diplomaten erdulden. So verliert man die Lust am Entdecken historisch schwerwiegender Entscheidungen und muss mit starker Ermüdung kämpfen. Es fehlt ein klassisches Element extrem dringend: Moderation. Eine stringente Erklärung aller Sachverhalte fehlt hier mehr als deutlich. Zwar gibt es Off-Text, aber dieser dient nur als Lückenfüller zwischen den Debatten.

Die vorliegende Produktion verschenkt klar ihr Potential, weil sie sich viel zu träge und belanglos verkauft. (mp)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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