Kinder des Ostens

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Datum: 12.11.2012 | VÖ: 27.07.2012 | Herausgeber: Polyband/WVG | Kategorie: Dokumentation

"Ich verspreche, ein guter Jungpionier zu sein. Ich will nach den Geboten der Jungpioniere handeln." - Fast jeder, der zumindest seine Kindheit in der DDR verbracht hat, kennt diesen Eidspruch sehr gut. Mit ihm verbindet sich das Dasein als Jungpionier und spätestens der Einstieg in den organisatorischen Betrieb der Republik. Doch wie ging und erging es den Kindern noch so in der DDR? Nach etlichen Dokus über die politische und wirtschaftliche Lage, über die jagdbegeisterte Führungsriege und den perversen Stasi-Betrieb, widmet man sich nun einmal den Kindern.
Dies geschieht anhand von fünfzehn Interviews mit Zeitzeugen, die entweder als Kind oder beispielsweise Lehrer die DDR erlebt haben. Der Fokus liegt hierbei stark auf der biografischen Komponente jedes einzelnen. Man will nicht nüchtern-abstrakte Gesamtzusammenhänge skizzieren, sondern von echten Menschen erfahren, wie es damals für sie war, Kind zu sein oder mit Kindern umzugehen.

Es werden drei große Themenkomplexe behandelt: Eltern, Schule, Freizeit - also jene Punkte, an denen Kinder mit der DDR-Organisation in Berührung kamen. Hauptsächlich werden die Interviewten gezeigt, die ihre Erfahrungen und Erinnerungen schildern und was von den Dingen, die sie kannten und hatten, geblieben ist.
Die Interviews stellen die jeweiligen Personen recht detailliert vor und präsentieren relevante Aspekte ihrer Biografien. In ihrem Grundverständnis versteht sich die Doku "Kinder des Ostens" mehr als Präsentation individueller Schicksale und nicht als animierter Diavortrag mit anonymer Stimme aus dem Off. Es versteht sich, dass dieser Stil Geschmackssache ist.
Fest steht zumindest, dass durch den Fokus auf die Individuen das Gesamtbild weniger stark zum Tragen kommt. Natürlich bewegt sich immer alles im Gesamtzusammenhang der DDR-Gesellschaftsordnung, doch man darf sich auch viele persönliche Erinnerungen und Schilderungen anhören, die mitunter nur wenige historische Fakten transportieren.
An manchen Stellen wünscht sich dann der ein oder andere geschichtlich Interessierte sicherlich, dass man das Ganze stringenter und sachlicher präsentiert hätte.
Legt man stattdessen wert auf Aussaugen aus erster Hand und persönliche Töne zwischen all den strengen Fakten von "damals", ist dieser Stil genau das richtige. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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