Driver San Francisco

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Datum: 05.10.2012 | VÖ: 02.09.2011 | Herausgeber: Ubisoft | Kategorie: PlayStation 3

John Tanner hat Benzin im Blut. Zum Glück ist er Polizist und setzt seine Talente hinterm Lenkrad für die Gesetzeshüter von San Francisco ein. Das ist auch bitter nötig, denn Charles Jericho, ein aus dem Vorgänger-Spiel "Driv3r" bekannter Verbrecher, ist in der Stadt. Glücklicherweise sitzt er hinter Gittern und sieht seinem Prozess entgegen. Leider lässt sich ein Mann wie Jericho nicht einfach so wegsperren und verurteilen und so kommt es, wie es kommen musste: bei Jerichos Überführung bricht dieser mit spektakulärer Hilfe aus und Tanner landet durch einen von Jericho verursachten Unfall im Koma. Hier beginnt das Spiel erst wirklich. Plötzlich findet sich der Spieler/Tanner wieder hinterm Steuer seines Wagens, also ob nie etwas passiert wäre. Langsam schwant Tanner aber, dass etwas nicht stimmt. Seltsame Texte auf Werbetafeln und diverse Krähen wollen ihm etwas sagen. Plötzlich reißt es Tanner aus seinem Körper und seinem Wagen und er schwebt als "Geist" über den Dingen. Schnell bemerkt er, dass er Besitz von jedem Fahrer hinter dem Steuer eines Autos ergreifen kann.
Diese für das Rennspiel-Genre fast schon revolutionäre neue Funktion nennt sich "Shift" und eröffnet in "Driver San Francisco" einige sehr interessante und kurzweilige Spielzüge.
Fährt man beispielsweise ein Straßenrennen, kann man die Kontrolle über unbeteiligte Verkehrsteilnehmer übernehmen und diese dann zum Behindern der Renngegner nutzen. Die Gegner selbst kann man natürlich nicht übernehmen, das wäre zu einfach. Die verschiedenen Missionsmodi sind an sich mehr oder minder bereits bekannte Konzepte. Mal fährt man eine exakt vorgegebene Strecke um die Wette, ein anderes Mal werden nur Checkpoints vorgegeben und man darf den Weg dorthin selbst wählen - San Francisco steht einem offen. Hinzu kommen Verfolgungsjagden, mal als Polizist, mal als Flüchtiger. Crash-Missionen gibt es auch, dabei muss man in einem Zeitlimit Schilder, Bushaltestellen oder anderes zerstören.

Anders als in vergangenen Driver-Spielen ist man hier nie zu Fuß unterwegs. Entweder sitzt man in einem Auto oder man schwebt im Shift-Modus über allem. Will man eine der Hauptmissionen aktivieren, muss man per Shift in ein gesondert markiertes Auto "einsteigen". Die Nebenmissionen liegen als statische Symbole in der Stadt herum. So gibt es Stunt- oder Geschwindigkeits-Herausforderungen, bei denen man z.B. 60m weit springen oder zwanzig Sekunden lang über 160mph bleiben muss. Als Belohnung erhält "Willenskraft", was als Spielwährung gilt. Hiermit kauft man Garagen, wo man Autos erwerben, Sondermissionen freischalten und Spezialfähigkeiten (Turbo, Rammangriff) verbessern kann.
Ganz besondere Sondermissionen erhält man, wenn man die in San Francisco verstreuten Filmklappen-Symbole einsammelt. Dann schaltet man nämlich klassische Hollywood-Rasereien frei und spielt quasi Filme wie "Bullit", "French Connection" oder "Ein Duke kommt selten allein" nach. Diese Liebhaber-Schmankerl sind ein besonders originelles und liebenswertes Extra.

Nach und nach schaltet man mehr Teile von San Francisco frei und damit auch neue Arten von Rennen, z.B. Dirt-Rennen abseits normaler Straßen. Dank der Shift-Fähigkeit und einem großzügigen Zoom kann man sich immer schnell von einem Ort zum anderen bewegen - falls man keinen Wert auf den Wagen legt, den man zuletzt gesteuert hat. Findet man im Shift-Modus eine Mission, kann man sie direkt aus der Shift-Ansicht starten. Damit man dann auch ein Auto am Start hat, hinterlegt man eines in einer der Garagen. Einmal gekauft, kann an so oft man will auf die in der Garage hinterlegten Wagen zurückgreifen. An der Auswahl dürfe es keinem mangeln: 140 Wagen gibt es im Spiel - Lastwagen, Taxis, Pickups, SUVs, VW Käfer, Buggys ud natürlich eine stramme Anzahl an Musclecars und Sportwagen von Ford, Dodge, Chevrolet, Nissan, Lamborghini & Co.
Leider kann man Autos, die man durch einen Shift übernimmt, nicht in den Garagen hinterlegen. Für neue Autos muss man Willenskraft ausgeben und die Wagen kaufen, falls man sie vorher durch abgeschlossene Missionen und gewonnene Rennen freigeschalten hat.

Atmosphärisch gibt sich das Spiel große Mühe. Die Autos sehen wunderschön aus, die Optik der Stadt bemüht sich um Abwechslungsreichtum (was aber nur eher mäßig funktioniert) und aus den Autoradios tönen groovig bis rockige Lieder von Aretha Franklin, Beastie Boys oder Queens of the Stone Age. Übernimmt man ein Auto, in dem auch ein Beifahrer sitzt, kommt es immer wieder zu lustigen Dialogen während der Fahrt, wenn der Beifahrer über Kollisionen schimpft oder bei einem gewagten Drift freudig zu jubilieren beginnt.
So kann es schonmal vorkommen, dass man nicht im Shift-Modus still den Stadtplan nach Missionen absucht, sondern mit verschiedenen Autos einfach herumfährt, Geschwindigkeit und Musik genießt und schaut, auf was für Missionen man stößt.

Bei den Missionen selbst herrschen mitunter starke Unterschiede im Schwierigkeitsgrad. Mal hat man einen Verfolger extrem schnell abgeschüttelt oder einen Stunt gleich im ersten Versuch gemeistert, dann wiederum braucht man mehrere Anläufe um ein Rennen zu gewinnen, weil die Gegner wirklich schwer zu knacken sind. Manchmal fühlt man sich als Spieler bei so plötzlich steigendem Anspruch etwas überrumpelt und einige wenige Mal auch frustriert, wenn man sich keinerlei Fahrfehler erlauben darf und auch der Shift nichts nützt, weil die Strecke so abgelegen ist, dass keine anderen Autos zum Benutzen da sind.

Rundum besticht "Driver San Francisco" durch einen ganz eigenen, sehr Arcade-lastigen Charme und seine Anspielungen auf die guten alten Zeiten der Verfolgungsjagden durch die Straßen San Franciscos. Die Shift-Neuerung sorgt für frischen Wind in der Serie und daher sollten Spaß-Rennfahrer, die an den Vorgängern dieses Spiels oder wilden Rasereien in Spielen wie "GTA IV" Vergnügen hatten, auf jeden Fall reinschauen. Allen anderen wird dieser Titel nicht rund genug sein, denn Autos sind hier Wegwerfware und mehr Mittel zum Zweck, denn der Star ist hier kein Bolide, sondern das Fahr- und Shift-Vergnügen. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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