Morgenrot

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Datum: 21.10.2012 | VÖ: 08.11.2012 | Herausgeber: Morisel | Kategorie: Film

Gustav Ucickys U-Boot-Kriegsfilm "Morgenrot" von 1932 gilt als präfaschistischer Film der späten Weimarer Republik, d.h. " so zumindest der Tenor der Fachliteratur " er nimmt die politische Tendenz des heraufziehenden Dritten Reiches bereits vorweg. Wenn man den Film heute betrachtet, bestätigt sich dieser Eindruck nicht oder nur eingeschränkt. Zwar ist die nationale Ausrichtung dieses Ufa-Films unverkennbar, doch wird der Militarismus nie so dick aufgetragen und erst recht nicht mit spezifisch nationalsozialistischen Aussagen gemischt, dass man sich dieser Deutung anschließen müsste.

Positiv fallen vor allem zwei Faktoren auf: die technisch sehr gute Umsetzung und die überzeugenden Darsteller. Rudolf Forster liefert eine bemerkenswerte Leistung als zu allem bereiter U-Boot-Kommandant, den zugleich aber eine gewisse Sensibilität und Melancholie umgibt, sodass man ihn mit den späteren eindimensionalen Recken des NS-Kriegsfilms ("Wunschkonzert" u.a.) nicht gleichsetzen kann. Klischeemäßig dagegen die Frauenfiguren " bis auf Adele Sandrock, siehe unten. Beeindruckend gelöst ist die Schlachtszene zwischen einem mit Geschützen bewehrten Segelschiff und dem aufgetauchten U-Boot. Carl Hoffmanns Kameraarbeit trägt wesentlich zur Spannung und zur Dynamik des Films bei. Die Handlung des Films wird außerdem durch die leisen Zwischentöne aufgewertet und über ein patriotisches Niveau gehoben. Lediglich die Schluss-Szene ist Klischee pur.

Dass dieser Film nun " übrigens "nur" mit einer FKS:16-Freigabe " auf DVD erschienen ist, sollte jeden freuen, der sich mit der deutschen Filmgeschichte eingehender beschäftigen will. Der besondere Grund zur Freude ist in diesem Fall, dass die Vorlage der DVD in High Definition vom Original-Negativ abgetastet wurde. Dies führt zu einer bestechenden Bildschärfe, die man leider nur bei den wenigsten Filmen aus den frühen 30er Jahren bewundern darf.
Interessant und auch für Einsteiger gut lesbar ist das von Friedemann Beyer verfasste Booklet. Wir erfahren darin allerlei spannende und wenig bekannte Details, z.B. dass Regisseur Ucicky ein unehelicher Sohn des Malers Gustav Klimt war. Über die eine oder andere Formulierung kann man geteilter Auffassung sein " wenn etwa Beyer schreibt, dass die patriotischen Filme der Ufa auf ein "völkisches Publikum" zielten, was vermuten lässt, dass Beyer die Bedeutung des Begriffs "völkisch" nicht ganz klar ist. Sehr lobenswert ist, dass Beyer durchaus eine Neuinterpretation des berüchtigten Films versucht und hierbei " sehr richtig " die beinahe pazifistischen Dialogzeilen der von Adele Sandrock verkörperten Mutter des U-Boot-Kommandanten herausstreicht.

Ausser dem Hauptfilm enthält die DVDs keine Extras. Das ist nur konsequent, denn mehr Material ist zu "Morgenrot" wohl auch nicht vorhanden. Das ansprechend gestaltete Cover und das an Informationen reiche Booklet wiegen diese notgedrungen spärliche Ausstattung jedoch spielend wieder auf. (df)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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