Minor Films - Kurzfilme der Münchner Filmwerkstatt

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 01.09.2008 | VÖ: 21. Dezember 2007 | Herausgeber: Münchner Filmwerkstatt e.V. | Kategorie: Film

Bei dieser DVD handelt es sich um eine Sammlung von insgesamt sieben Kurzfilmen der Münchner Filmwerkstatt aus den Jahren 2003 bis 2007. Die Filme sind mit wenig Budget, dafür mit umso mehr Herzblut und Engagement entstanden.

"Der Tag der Befreiung" erzählt in 15 Minuten die Geschichte des Herrn Kirchhoff, der im Altenheim lebt und dort durch seinen Zimmernachbarn, Herrn Förster, unterdrückt und erpresst wird. Niemand will etwas bemerken, bis sich eines Tages ein weiterer Bewohner des Seniorenheimes zu Wort meldet und so eine Katastrophe auslöst. "Der Tag der Befreiung" ist zwar mit 15 Minuten kurz gehalten, kann aber trotzdem sehr schnell eine packende Atmosphäre und Sympathien für den unterdrückten Heimbewohner schaffen. Der Film ist absolut sehenswert und wäre auch in Spielfilmlänge denkbar und sicherlich interessant. Erwähnenswert ist der Auftritt von Michaela Schaffrath als Pflegerin " schauspielerisch sind ihre Auftritte ganz bestimmt alles andere als gut, allerdings ist es doch etwas Besonderes, sie in diesem Film mitwirken zu sehen.

"Solo" spielt zunächst ebenfalls im Seniorenheim. Hier lebt Frau Lichtenberg einsam und auf Hilfe angewiesen. Ständig muss eine Pflegeperson anwesend sein, an dem hier gezeigten Abend ist das der Zivildienstleistende Tobi. Eigentlich möchte er in seinen Geburtstag feiern, zuhause warten schon alle Gäste auf das Geburtstagskind. Doch Tobi muss auf Grund eines Perosnalausfalls einspringen und bei Frau Lichtenberg bleiben. Diese überredet ihn schließlich, sie auf die Fete mitzunehmen. Dass sie dabei ihre eigenen Gedanken und Pläne hat, erfährt Tobi erst später...
"Solo" stellt genau wie "Der Tag der Befreiung" eine Problematik dar, die im Alter widerfahren kann. Ebenfalls sehenswert und atmosphärisch dank der Darsteller, kann auch dieser 29 Minuten lange Film überzeugen.

"Musik nur wenn sie laut ist" ist der dritte Film auf dieser DVD, der im Seniorenheim spielt. Ob das Zufall oder Ergebnis einer Projektreihe oder ähnlichem ist, kann der DVD nicht entnommen werden. So oder so ist "Musik nur wenn sie laut ist" ebenfalls ein sehenswerter Kurzfilm mit einer Laufzeit von 15 Minuten. Wie wird eine Problematik des hohen Alters dargestellt: Else Klopsch liebt die Musik, mehr als störend fällt da ihre starke Schwerhörigkeit ins Gewicht. Um ihre Lieblingsmusik überhaupt noch wahrnehmen zu können, muss diese auf einer sehr hohen Lautstärke abgespielt werden, was wiederum in ihrer neuen Heimat -einem Altenheim- als störend empfunden wird. Hilfe steht nur in Form ihrer neuen Nachbarin, Frau Lucie Bremer, bereit. "Musik nur wenn sie laut ist" stellt ebenfalls glaubwürdig und einfach nah am Leben die Geschichte einer Frau dar, die auf Grund ihres Alters vor Probleme gestellt wird. Dadurch, dass die Darsteller größtenteils überzeugende Arbeit leisten, kann man sich auch hier trotz der kurzen Laufzeit mit der Hauptdarstellerin identifizieren und die Problematiken nachvollziehen.

"Die Handwerker Gottes" dauert 38 Minuten und erzählt die Erlebnisse der Maler Bruno und Buffalmacco. Die beiden wuseln sich gleich einer Gruppe Vagabunden durchs Leben im 19. Jahrhundert, bis sie eines Tages der Personifizierung ihrer Träume, einer jungen Frau, begegnen. Die Kostüme in "Die Handwerker Gottes" sind recht aufwändig und gelungen, teilweise sicherlich auch absichtlich etwas überspitzt zum Einsatz gekommen. Die Geschichte um die beiden Maler konnte mich allerdings trotzdem nicht packen, vielleicht weil sie nicht so konkret und realistisch ist wie bei den ersten Filmen dieser DVD. Es ist einfach schwieriger, die Charaktere hier aus glaubhaft zu empfinden. Trotzdem können sich Freunde von Kurzfilmen hier für eine gute halbe Stunde unterhalten, ohne die Zeit verschwendet zu haben.

"Ein Sommer lang" erzählt die Geschichte der jungen Vroni, die in einem kleinen Dorf in Bayern lebt und die Erfahrungen der ersten Liebe durchlebt. Auf dem Bauernhof konservativ erzogen und mit den Arbeiten des Alltags beschäftigt, fährt sie immer wieder mit dem Fahrrad in einen Wald, in dem der junge Puppenspieler Ales lebt. "ngste und Gefühle bespricht sie sporadisch und zurückhaltend mit ihrer Freundin Gerti. "Ein Sommer lang" dauert 29 Minuten und ist überzeugend, vielleicht auf Grund der Thematik und der Art und Weise der Darstellung eher was für die "Mädels" unter den Filmfreunden. Trotzdem kann ich sagen, dass der Film sehenswert ist und mit guten Darstellern aufwarten kann, die voll und ganz überzeugen können " es sei denn man stört sich an der bayrischen Sprache, die meiner Meinung nach aber nur zur Authentizität des Films beiträgt und nicht als störend erachtet werden sollte.

"Einsame Insel" dauert 22 Minuten und ist Drama, Liebesgeschichte und Komödie in einem. Vielleicht zu viel des Guten beziehungsweise zu viele Aspekte, die in der kurzen Laufzeit nicht voll beleuchtet werden können. Mich kann der Film nicht überzeugen und fesselt mich nicht an die Glotze, obwohl die Darsteller größtenteils doch recht überzeugend spielen. Hauptsächlich behandelt der Film die Lebenskrise eines Architekten, der auf der Suche nach Sinn und Ordnung ist.

"Der goldene Nazivampir von Absam 2 " Das Geheimnis von Schloß Kottlitz" hat eine Spielzeit von 46 Minuten und ist wohl als der Höhepunkt dieser Sammlung zu bezeichnen. Alleine schon der Titel hat mich mehr als neugierig gemacht und mich auf beste Trash-Kunst vorbereitet. Sowohl inhaltlich als auch vom betriebenen Aufwand ist "Der goldene Nazivampir" wohl am ehesten als Spielfilm zu bezeichnen. Die Story erinnert an das Computerspiel "Wolfenstein": Die Nazis entwickeln auf Schloß Kottlitz Nazivampire und wollen den absoluten Elitevampir in den Kampf schicken. Dazu haben sie die echten Zähne Draculas in ihren Besitz gebracht und wollen so zusammen mit flüssigem Gold den goldenen Nazivampir erschaffen. Der amerikanische, aus militärischer Sicht gesehen als Nichtsnutz zu bezeichnende Geheimdienstler William Blazkowicz wird in die Burg eingeschleust und deckt die Geheimnisse nach und nach auf. Die Kostüme sind sehr überzeugend und auch die Umgebung ist authentisch, Hakenkreuzfahnen und SS-Runen fehlen nicht und können so zur dichten Atmosphäre beitragen. Der Film lebt vor allem von seinem tiefschwarzen Humor und der Selbstironie ("Das ist ja jetzt wie in einem schlechten Film!"), so dass jederzeit erkennbar ist, dass man sich hier selbst nicht ernst nimmt. Auf Grundlage dieser humoristischen Einlagen ist "Der goldene Nazivampir von Absam" ein wirklich überzeugender Film, den man sich auch mehrmals ansehen kann, ohne langweilig zu werden.

Insgesamt lässt sich sagen, dass hier Kurzfilme von einer durchaus guten Qualität den Weg auf die DVD gefunden haben. Vor allem wenn man bedenkt, dass es sich hier um Produktionen mit einem niedrigen Budget handelt, kann das Endergebnis überzeugen! (bf)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.