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Datum: 31.08.2008 | VÖ: 28.08.2008 | Herausgeber: WortArt | Kategorie: Kabarett & Komik
"Fremd", so lautet der äußerst kurze und einprägsame Titel des aktuellen Bühnenprogramms von Alfred Dorfer, das kürzlich auf CD erschienen ist. Der 1961 in Wien geborene Kabarettist und Schauspieler steht schon seit 25 Jahren auf der Bühne und kann bereits auf fünf Solo-Programme zurückblicken, wobei seine kabarettistische Tätigkeit auch schon mit dem Deutschen Kabarettpreis belohnt wurde. Darüber hinaus verfügt er über Erfahrungen im Film- und Fernsehgeschäft und ist unter anderem mit einer Talkshow im ORF-Fernsehen zu sehen.
Dorfer steht in seinem aktuellen Bühnenprogramm nicht alleine auf der Bühne, er wird von seiner Band durch musikalische Einlagen unterstützt. Sein Programm ist somit ein audiovisuelles Erlebnis und mehr als nur ein reines Kabarettprogramm. Die Aufzeichnung für diese CD fand im Münchener Lustspielhaus statt. Wer bisher geglaubt hat, dass zwischen Deutschen und Österreichern kaum Unterschiede bestehen, wird von Dorfer eines Besseren belehrt. Sein deutsches Publikum muß sich einige Seitenhiebe gefallen lassen. Er nutzt immer wieder die Gelegenheit, die Deutschen auf ihre Schwächen und auf die Überlegenheit der Österreicher hinzuweisen. Geht es nach ihm, sprechen Deutsche und Österreicher nicht einmal die gleiche Sprache. Die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich sind in der Tat ein Dauerthema in diesem Programm, aber sonst ist es durch eine hohe Dynamik gekennzeichnet. Man weiß nie, was einem als Nächstes erwartet, die Überleitungen sind oft so abenteuerlich wie die dargebotenen Gedankengänge. Es mag manchmal schwer fallen, diesen Gedankengängen zu folgen, bei denen auch schon mal die Gesetze der Physik auf eigenwillige Art neu interpretiert werden. Insgesamt ist das Programm durch ein hohes Niveau gekennzeichnet, so wird auch schon mal Shakespeare zitiert oder auf den Turmbau zu Babel Bezug genommen. Ein gewisses Bildungsniveau ist also durchaus angebracht, um seinem Programm folgen zu können. Die hohe Dynamik des Programmes wird dennoch immer wieder durch einige Rückgriffe unterbrochen, etwa durch den "Running Gag", wie er als Kind stundenlang auf dem Klo gesessen hatte. Dorfer ist außerdem ein guter Beobachter unserer heutigen Gesellschaft. Es gibt kaum ein gesellschaftliches Problem, dass er nicht anspricht, wie z.B. den demographischen Wandel. Darüber hinaus spielt er gerne mit Klischees und zieht diese ins Absurde.
Dorfers Art von Humor ist schwer einzuordnen, da er sehr facettenreich ist. Sein kabarettistischer Stil ist schräg, skurril und frech und trotzdem intelligent, aber vor allem auch makaber, zynisch und oft bitterböse, wie sollte es bei einem Wiener Kabarettisten auch anders sein. An manchen Stellen kann einem auch schon einmal das Lachen im Halse stecken bleiben, wenn man auch inzwischen vom bundesdeutschen Kabarett eine härtere Gangart gewohnt ist. Sowohl die audiovisuelle Präsentation seines Bühnenprogramms, welche die Grenze zwischen Kabarett und Theater verwischt, als auch sein Humor lassen einen zunächst einen Vergleich mit seinem Wiener Kollegen Severin Groebner wagen. Aber andererseits ist Dorfers Kabarettstil doch irgendwie einzigartig und kaum zu vergleichen. Dennoch lassen die Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Kabarettisten vermuten, dass sich in Wien zur Zeit eine neuartige Form von Kabarett etabliert. Man sollte die Kabarettszene der alpenländischen Metropole, die eine lange Tradition aufweisen kann, auf jeden Fall im Auge behalten.
Fazit: Dorfers aktuelles Bühnenprogramm beweist, dass ein hohes Niveau und gute Unterhaltung sich nicht gegenseitig ausschließen und dass sich Kabarett nicht zwangsläufig im herkömmlichen Rahmen bewegen muß. (jh)
Wertung: (7 von 10 Punkten)
Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.