inFAMOUS

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 17.08.2012 | VÖ: 29.05.2009 | Herausgeber: Sony Computer Entertainment | Kategorie: PlayStation 3

Cole steht unter Strom. Wortwörtlich. Eines Tages kommt der Kurier inmitten eines gigantischen Explosionskraters zu sich und bemerkt, dass aus elektrischen Geräten Stromschläge auf ihn überspringen. Diese verletzen ihn aber nicht, sondern vitalisieren Cole. Seine Welt steht Kopf.
Circa zwei Wochen nach diesem verstörenden Tag setzt das eigentliche Spiel ein. Cole hat inzwischen gelernt, dass der Strom, den er aufnimmt, ihn stärkt und er sogar Blitze schießen kann. Zudem ist Cole deutlich widerstandsfähiger, sodass er spielend von Häusern springen kann, ohne sich zu verletzen. Eigentlich würde das bedeuten, dass nun extrem rosige Zeiten für Cole anbrechen, aber nicht nur er hat sich verändert: Empire City, die Stadt, in der die schreckliche Explosion stattfand, wurde vom Rest des Staates abgeschottet und zu einer Keimzelle der Anarchie, in der Banden regieren und die Polizei zur bedrohten Art gehört. Jede der drei Hauptinseln der Stadt wird von einer anderen Bande terrorisiert und irgendwo am Kopf all des Übels steht eine zwielichtige Gestalt, die alle Fäden in der Hand zu haben und einiges über die verheerende Explosion zu wissen scheint.
Viel schlimmer für Cole ist aber, dass irgendwoher das Gerücht stammt, dass er selbst die Explosion ausgelöst haben solle. Es heißt man habe ihn mit einem Paket gesehen, bevor es zum Knall kam. Cole Freundin Trish hat ihre Schwester an jenem Tag verloren und ist nun nicht mehr in der Lage, Cole zu vertrauen. Die Beziehung der beiden liegt in Trümmern wie auch Teile Empire Citys.
Bei seinem Bestreben, sich in der neuen Weltordnung in Empire City zurecht zu finden, stößt Cole nach und nach auf weitere Hintergrundinformationen um den Vorfall zu Beginn und kommt dem Drahtzieher von allem näher. Doch auf dem Weg dorthin muss er sich entscheiden: will er für das zerrüttete Empire City eine neue Hoffnung oder Angst und Schrecken darstellen?

"inFAMOUS" ist ein Sandbox Game, dass rasch an "Assassin's Creed" und die Arkham-Spiele mit Batman erinnert, da man sich in einer Großstadt vorrangig frei bewegt und dabei viel klettert. Cole ist dabei viel geschwinder als Altair oder Ezio und hat mehr zu bieten als Batman, wenn es ums Austeilen geht. Im Laufe des Spiels schaltet man nämlich immer mehr Fähigkeiten frei, z.B. stärkere Blitze, eine Druckwelle, Stromgranaten oder ein sehr praktisches statisches Feld für den Gleitflug.
Da Cole elektrische Energie nicht selbst erzeugt, sondern eher verwertet, muss er sich immer wieder neue Energien ziehen. Hierfür saugt er den Strom aus allem, was die Großstadt hergibt: Autos, öffentliche Telefone, Ampeln usw. Manche Stadtteile muss Cole erst wieder ans Stromnetz bringen, denn ohne Stromfluss um sich herum ist unser Held schnell am Ende seiner Kräfte und damit dem Ableben ganz nahe. Für diese wichtigen Instandsetzungen geht es regelmäßig ins Kanalisationssystem, wo Cole einen Trafo wieder anschmeißt und sich damit jeweils immer eine neue Fähigkeit verdient.
Die Hauptmissionen des Spiels bestehen meist darin, die Banden zu bekämpfen, ihre Terroraktionen zu sabotieren oder die Anführer zu erledigen, z.B. die Gift schleudernde Sasha oder den mit telekinetischen Kräften ausgestatteten Alden " hier kommt es dann immer zu klassischen Bosskämpfen.
Seitenmissionen bestehen aus dem Retten von Geiseln, Freikämpfen besetzter Krankenlager, dem Reaktivieren der jeweiligen Hochbahn der Hauptinsel oder dem Beseitigen von Überwachungssendern an Häuserwänden.
Alle Haupt- und Nebenmissionen sprechen jede grundlegenden Fähigkeiten von Cole an: Kampf, Klettern und rasche Fortbewegung. So trainiert sich der Spieler besser als in anderen Spielen darauf, umfassend versiert im Umgang mit der Spielfigur zu sein. In Sachen Lernkurve und steigenden Anforderungen an den Spieler ist "inFAMOUS" fast schon vorbildlich ausbalanciert und das bereits auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad.
In das Spiel eingelassen ist eine moralische Ebene, die sich in Form des Karmas direkt aufs Spiel auswirkt: in sogenannten Karma-Momenten muss der Spieler sich entscheiden, ob er selbstsüchtig oder uneigennützig handelt. Jede dieser Entscheidungen sowie das Verhalten den Zivilisten generell gegenüber zahlt auf das Karma-Konto ein und entsprechend entwickeln sich Reputation, die gesamte Erzählung und die Kräfte Coles. Der böse Cole ist tödlicher, der gute Cole kann hingegen auch mal mehrere Gegner mit einer Granate gleichzeitig an den Boden fesseln.
Sehr ansehnlich sind die Zwischensequenzen, die in Form von gezeichneten Bildern abgehandelt werden und wunderbar die abgewetzte Atmosphäre der Stadt und die tief in Cole sitzenden Zweifel und seine Ungewissheit über sich, Trish und die Zukunft der Stadt transportieren. Cole selbst ist ein angenehm erzählter Charakter, auch wenn ihm nicht zu viel Tiefe gegönnt wurde, kann man ihn doch als Person ganz gut erfassen und selbst wenn man sein Karma aufs positive Maximum getrieben hat, ist Cole kein grinsender Strahlemann, sondern nach wie vor nicht so ganz von sich als Lichtgestalt überzeugt und nach wie vor empfänglich für Rachegelüste.

Was an "inFAMOUS" am meisten überzeugt, ist die Balance aus allen Elementen, die sich einfach wunderbar anfühlt. Man fühlt sich nie zu sehr von einem Aspekt gefordert, sondern kommt wirklich in den Genuss aller Elemente des Spiels. Zudem hat man hier auch wirklich Freiheiten, so kann man auch mal mitten in einer Mission kurz abschweifen und ein paar verstrahlte Explosionssplitter einsammeln. Hat man davon genug, steigern sich Coles Fähigkeiten zur Aufnahme von Energie, was also extrem wertvoll ist.
Bei andern Spielen darf man während einer Mission nur die Mission erledigen. Hier hingegen ist zwar das Ziel definiert, aber man darf auch mal kurz vom Weg abkommen, sofern man sich dann auch wieder der Aufgabe widmet. Bei den Kämpfen hat man auch einige Freiheiten. Man kann sich wagemutig ins Getümmel stürzen und versuchen, so viele Feinde wie möglich auf einmal aufzumischen " dann gibt man aber eine ziemlich gute Zielscheibe ab. Oder man schlägt Haken um Häuserblocks, klettert über Dächer und schaltet die Gegner nach und nach aus der Ferne aus. Der Spieler entscheidet.
Zwar kommt es ab und an zu stressigen Situationen, für die man dann mehrere Anläufe braucht, aber der Frust verflüchtigt sich dann schnell, da man es doch beim dritten oder vierten Mal schafft.

"inFAMOUS" ist kein bahnbrechend revolutionäres Spiel, aber eines, das so gut wie alles richtig macht und damit den Spieler optimal bei der Stange hält. Jeder Freund des Flattermanns oder der Assassines sollte sich unbedingt mit Cole auf einen Streifzug durch Empire City begeben und die Funken sprühen lassen. (mp)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.