William Wylers Memphis Belle - Die Wahrheit über den Luftkrieg

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Datum: 13.08.2012 | VÖ: 07.06.2012 | Herausgeber: Polar Film | Kategorie: Dokumentation

"The Memphis Belle " Story of a Flying Fortress" ist ein US-amerikanischer Propagandafilm des Zweiten Weltkriegs, den der Hollywood-Regisseur William Wyler im Jahr 1944 produzierte. Dieser Film zeigt die angeblich 25. Angriffsmission des B-17-Bombers mit dem Namen "Memphis Belle" " einen Angriff auf den deutschen Marinestützpunkt Wilhelmshaven, der von den Bordkameramännern in Farbe gefilmt wurde.

Diesen Propagandafilm nimmt Hermann Pölkings Dokumentation "Memphis Belle. Die Wahrheit des Luftkrieges" zur Vorlage und stellt, wie es im Kommentar heißt, der Perspektive von oben die Perspektive von unten gegenüber, d.h. er kontrastiert die Sichtweise der US-amerikanischen Bomberpiloten mit der der angegriffenen Zivilbevölkerung. Ein im Grunde hoffnungsloser Versuch, ist doch aus deutscher Sicht kaum aussagekräftiges Filmmaterial solcher Angriffe überliefert. Was in diesem Film präsentiert wird, ist entsprechend sehr schlaglichthaft, aber darum nicht weniger beklemmend: Aufnahmen u.a. aus Lübeck nach dem 30. März 1942, wo die Royal Air Force erstmals ihre Strategie des "Areal Bombing" anwandte, aus Osnabrück im Juni 1942, aus Hamburg im Juni 1943, aus Darmstadt im August 1944 und " trotz der miserablen Qualität nicht minder beeindruckend " aus Bremen im Oktober 1944.

Es geht in diesem Dokumentarfilm nicht darum, den Original-Memphis-Belle-Film als Propagandalüge zu entlarven " vielmehr werden die Freiheiten im Umgang mit der historischen Wirklichkeit dezent und sachneutral angemerkt: etwa die Tatsache, dass die gezeigten Aufnahmen von verschiedenen Kampfeinsätzen stammen, der Angriff auf Wilhelmshaven gar nicht die 25. Mission der "Memphis Belle" war oder dass bei diesem Angriff in Wirklichkeit keine Luftkämpfe mit deutschen Jägern stattfanden. Der Originalfilm wird in weiten Teilen gezeigt (deutsch synchronisiert) und anschließend deutschen Aufnahmen gegenübergestellt. Diese deutschen Aufnahmen stammen überwiegend von Privatpersonen. Da man von dem Angriff auf Wilhelmshaven vom 15. Mai 1943 kein deutsches Material besitzt, müssen andere Schauplätze herhalten, die nicht immer besonders naheliegende Bezüge zur Geschichte der "Memphis Belle" aufweisen. Die stumm gedrehten deutschen Aufnahmen wurden zum Teil etwas aufdringlich nachvertont. Der Kommentar setzt nicht auf Pathos, sondern bringt ein beeindruckendes Zahlenmaterial vor und damit ein Vielfaches an der Information, die man von einer durchschnittlichen Guido-Knopp-History-Sendung zu erwarten hat. Trotz der sachlichen Darstellung ist die Aussage des Films überdeutlich und wird am Schluss durch die " etwas gezwungene " Gegenüberstellung der getöteten deutschen Zivilbevölkerung mit den Opfern deutscher Kriegsverbrechen kaum relativiert.

Pölkings Film ist ein sachlicher und aufrichtiger Beitrag zu dem schmerzhaften Thema des Bombenkriegs, das im Fernsehen selten mit der nötigen Sensibilität behandelt wird. Jedem Neueinsteiger und Geschichtsinteressierten ist diese DVD daher wärmstens empfohlen. Wer den Originalfilm bereits kennt, dürfte von Pölkings Film vielleicht eine tiefergehende Analyse erwarten, die hier ausbleibt, da man sich hauptsächlich auf die Wiedergabe des Originalfilms und geringfügige Anmerkungen beschränkt.

Neben dem 67 Minuten langen Hauptfilm ist der Original-"Memphis Belle" von William Wyler in zwei Fassungen, originalsprachlich und deutsch, enthalten. Sehr erfreulich ist, dass hierbei im Gegensatz zum Hauptfilm, das originale Bildformat beibehalten wurde. Leider verunziert ein Logo das Bild, auch wenn es sich immerhin um ein vergleichsweise dezentes ist. Schade ist auch, dass der Film nicht in besserer Qualität, sondern nur in einer stark abgespielten Kopie mit vielen Laufstreifen und Kratzern vorliegt. Gibt es kein besseres Master? Weitere Extras sind nicht vorhanden. (df)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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