Alltag unterm Hakenkreuz 3 - Krieg der Extreme und Hinter kämpfenden Kameraden

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Datum: 23.07.2012 | VÖ: 06.06.2012 | Herausgeber: SchröderMedia | Kategorie: Dokumentation

Die vom Sender n-tv produzierte History-Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" umfasst insgesamt zehn Folgen, die jetzt in einer DVD-Edition der Firma Schröder Media erschienen sind. Die dritte Ausgabe dieser Reihe umfasst die jeweils 40minütigen Folgen 5 und 6 "Krieg der Extreme" und "Hinter kämpfenden Kameraden".

Inhaltlich laufen die Filme nach dem bewährten Muster ab: Friedrich von Thun fungiert vor historischer Kulisse als Stichwortgeber (früher hätte man ihn als "Conferencier" bezeichnet), worauf dann das historische Filmmaterial mit der üblichen Sprecherkommentierung folgt. Beide Folgen werden durch die sehr angenehmen Beiträge des Prof. Rolf-Dieter Müller vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam aufgewertet.
Folge 5, "Krieg der Extreme", bezieht ihren Titel nicht etwa " wie ich beim Lesen erwartet hatte " auf die Radikalität der Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg, sondern auf klimatische und landschaftliche Extreme, mit denen die Soldaten der Wehrmacht konfrontiert waren. Auf drei Kriegsschauplätze wird detailliert eingegangen:
1. Norwegen und den Krieg in Bergen und Fjorden,
2. Nordafrika, wo im Inneren der Panzer Temperaturen bis zu 80° herrschten, während es nachts auf 10° abkühlte. Auch die Tücken der Tropenkleidung des Deutschen Afrikakorps, die Gefahr durch Sandstürme und der Kampf gegen Insekten werden geschildert.
3. Finnland, dessen raues Klima den Soldaten zu schaffen machten. Hier drohten Gefahren durch extremen Frost und Läuse (Fleckfieber). Mittels Einnahme von Lebertran versuchte man, das Immunsystem zu stärken.
Die gezeigten Aufnahmen sind überwiegend gut gewählt, das Material aus Libyen aber von sehr schlechter Bildschärfe: Das kommt davon, wenn man einen 8-mm-Film durch Breitwandformat oben und unten beschneidet.
Besseres Filmmaterial bietet Folge 6 ("Hinter kämpfenden Kameraden"), der dafür erzählerisch weniger ansprechend ist. Die Aufnahmen stammen aus dem "filmischen Kriegstagebuch" von Friedrich Gehrke, Hauptmann der 23. Infanteriedivision, der einer Versorgungseinheit angehört, also für den Nachschub zuständig ist. Zu sehen sind hervorragende farbige Bilder vom Offiziersleben und Besatzeralltag in Frankreich 1940: u.a. Sektbeschaffung in Reims, Kriegsgräber in Verdun und Douaumont, Freizeit an der Atlantikküste und ein Besuch in Versailles. Dann folgen Aufnahmen aus Hohensalza / Polen, wohin Gehrke im Oktober 1940 kommandiert wurde, und schließlich vom Krieg gegen Russland, den Gehrke ab dem 22. Juni 1941 mit der Filmkamera in Farbe begleitete. Hier werden ausgezeichnete Farbbilder vom Vormarsch gezeigt, gefangene Rotarmisten, das erste deutsche Soldatengrab, Bialystok und Smolensk und, für heutige Betrachter kurios, die Ferntrauung mehrerer Wehrmachtsoldaten. Außerdem darf man die bereits etwas älteren Herren der Nachschubeinheit ausgiebig und in Farbe bei der morgendlichen Körperpflege beobachten.
Materialmäßig präsentiert die Folge 6 also durchaus interessantes und eindrucksvolles Material. Das Ende ist allerdings sehr unbefriedigend, denn der Film schließt mit der Information, Gehrke sei Ende 1941 nach Deutschland zurückversetzt worden. Was aus ihm geworden ist, bleibt offen. Es folgt noch eine Aufrechnung der deutschen gegen die sowjetischen Kriegstoten, bei der die Opfer der Vertreibung 1945 natürlich unerwähnt bleiben, dann hört der Film auf.
Insgesamt gehört die Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" zu den besseren zeitgenössischen Geschichtsdokumentationen, obwohl auf den DVDs keinerlei Extras geboten wird, die Ausstattung also eher spartanisch ist. Wenigstens liegt ein ansprechend gestaltetes Booklet bei. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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