The Story of Beat-Club: 1968-1970

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Datum: 07.07.2012 | VÖ: 13.03.2009 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Musik

Volume 2 der DVD Anthologie "The story of Beat-Club" setzt die Serie der Veröffentlichungen sämtlicher im Deutschen Fernsehen vom Sender Radio Bremen ausgestrahlten "Beat-Club" Sendungen fort. Das betrifft die Jahre von 1968 bis 1970 und beinhaltet die Sendungen 36 " 59. Deutliche Veränderungen zu Volume 1 sind erkennbar. Die Sendedauer als auch das Sendkonzept des "Beat-Club" wurden verändert. Durch den großen Zuspruch, unter den vor allem Jugendlichen Zuschauern, verlängerten die Produzenten die Sendedauer auf 1 Stunde. Eingespielte Beiträge anderer Fernsehsender der ARD gaben dem Ablauf und der inhaltlichen Gestaltung ein völlig neues Gepräge. Am auffälligsten war, dass der Club-Charakter in den Sendungen in den Hintergrund trat und die Zuschauer von der Tanzfläche auf die Zuschauerplätze verbannt wurden. Die Spritzigkeit und Tanzfreude des Beat- Clubs der Anfangsjahre trat nun leider in den Hintergrund. Wurden anfangs noch etliche Titel "Live", auch von relativ unbekannten Bands nachgespielt, so kamen nun mehr und mehr, die seinerzeit etablierten Künstler und Bands in den Sendungen vor. Die Moderatoren waren wieder Uschi Nerke und Dave Lee Travis. Später ersetzte Dave Dee den ausscheidenden Travis. Die ausgeweitete Sendezeit brachte aber auch Probleme im Sendeablauf mit sich. So dauerte es einige Zeit, bis die Sendungen rund liefen und nicht zusammengesetzt wirkten. Eingespielte Beiträge befassten sich mit z.B. der Documenta in Kassel, Informationen über Jimmy Hendrix oder den Auswirkungen des Beat auf die Jugend und die Gesellschaft. Ansagen der Hitparadenplatzierungen wurden vermehrt durch Videoeinspielungen ergänzt. Die Go-Go Girls mit ihren wilden und verrückten Tänzen gehörten genauso zum Sendeablauf, wie so manche technische und optische Spielerei des Regisseurs Michael Leckebusch. In dieser Periode waren lange Haare ein Muss, genauso wie die unverkennbaren Kunsteinflüsse der sogenannten Popart und des Hippie-Kult.

Die Stilvielfalt des Beat in diesen Jahren zeigte sich in den Sendungen. Neben Künstlern, die relativ häufig Gast im Beat-Club waren, wie z.B. The Who, Manfred Mann, The Beach Boys The Move betraten auch stilprägende Bands, wie Deep Purple oder Jethro Tull die Beat-Club Bühne. Die Beatles waren leider niemals live im Beat-Club zu sehen. Dennoch erinnere ich mich, damals immer auf solch einen Auftritt gehofft zu haben. Legendär wurden die Auftritte von Joe Cocker, Donovan, Johnny Winter, Black Sabbath, Free, Fleetwood Mac, Mungo Jerry, Colosseum, und Steppenwolf, um nur einige zu nennen. The Who bekamen sogar die Möglichkeit alle wichtigen Songs ihrer Rock-Oper "Tommy" im Fernsehen im Beat-Club (Nr. 47) aufzuführen. Deutsche Bands hatten es in dieser Zeit ziemlich schwer, da immer behauptet wurde, dass sich die deutsche Sprache für den Beat nicht eignen würde. Liveauftritte wurden wieder sendefähig. Dazu mussten erneut Programmstrukturen verändert werden. Zusammenschnitte diverser Auftritte wurden oft nur noch durch Einblendungen angekündigt. Die Moderation wurde auf ein Minimum zurückgefahren. Was mir im Rückblick besonders interessant erscheint, ist die Tatsache, dass die Filmeinspielungen reichhaltige Themen von wichtigen Entwicklungen der Politik, Kunst, und Musik dem Fernseh-Publikum antrugen. Interviews z. B. mit Frank Zappa sind ebenso zu sehen, wie die schwierigen, aber positiven Entwicklungen der deutsch-deutschen Beziehungen unter der Regierung Willy Brandt oder das legendäre Woodstock-Festival.

Technisch knüpft Vol. 2 an seinen Vorgänger an. Bild und Ton sind digital restauriert. Seit der 51. Sendung am 30. Januar 1970 wurde in Farbe gesendet. Das eröffnete viele neue Möglichkeiten. Das umfangreiche Booklet ist wieder chronologisch geordnet und mit zahlreichen Infos gespickt. Mitunter stimmen aber Bandaufzählungen nicht mit dem Ablauf überein. Angekündigte Bands treten dann in der Sendung nicht auf. Es zeigen sich noch weitere kleinere vermeidbare Fehler, die aber das Gesamtbild der Box als Zeit- und Musikdokument nur unwesentlich trüben.
Fazit: Zeit- und Musikgeschichte der kreativen und aufregenden Jahre von 1768-1970 ist kaum authentischer zu erleben. (al)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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