Habgier und fehlende Moral sind ein häufiges Mordmotiv in vielen Kriminalfilmen. Dass man dieses Thema auch satirisch behandeln kann, beweist die 1961 entstandene Komödie "Die Kassette " Eine Geschichte aus dem bürgerlichen Heldenleben" von Rudolf Noelte.

Tante Elsbeth (Elisabeth Markus) fühlt sich von ihrem Neffen, dem Oberlehrer Heinrich Krull (Theo Lingen), der seine ganze Aufmerksamkeit seiner zweiten Ehefrau Fanny (Bruni Löbel) widmet, vernachlässigt. Um dies zu ändern und wieder im Mittelpunkt seines Lebens zu stehen, verspricht sie ihm eine hohe Erbschaft, die sie in einer Geldkassette zu Hause aufbewahrt. Ihr Plan geht auf und der habgierige Krull kümmert sich nun vorzüglich um die intrigante Elsbeth, obwohl er mit seiner jungen Ehefrau Fanny gerade erst von der Hochzeitsreise zurückgekehrt ist.

Fanny fühlt sich nun wiederum von ihrem Mann vernachlässigt und beginnt eine Liebelei mit dem Fotografen Alfons Seidenschnur (Hans Putz). Mittlerweile ebenfalls von der Geldkassette in Kenntnis gesetzt, will dieser Lydia (Regine Lutz), Krulls Tochter aus erster Ehe, heiraten. Der hinterlistigen Tante Elsbeth ist der Grund für das neu entfachte Interesse an ihrer Person jedoch durchaus bewusst und während ihre Familie schon gierig im Geiste das Erbe verplant, plant sie gekränkt ihren ganz persönlichen Rachefeldzug.

"Die Kassette" basiert auf dem, um 1910 entstandenen, gleichnamigen Bühnenstück von Carl Sternheim. Die gesellschaftskritische schwarz-weiß Verfilmung dieses Werks brilliert nicht nur durch eine gut durchdachte Geschichte, in der bei genauerem Hinsehen keiner der Beteiligten gut wegkommt, sondern auch durch die überzeugenden schauspielerischen Leistungen ihrer Protagonisten. Einzig das gesprochene Deutsch um 1910, das für den 1961 entstandenen Film beibehalten wurde, in Verbindung mit den schnell gesprochenen Dialogen, wirken auf Dauer etwas anstrengend für den Betrachter.
"Die Kassette" ist besonders literatur- und theaterinteressierten Zuschauern ans Herz zu legen, sowie Fans des berühmten deutschen Schauspielers Theo Lingen. (or)

Wertung: (7 von 10 Punkten)