Assassin's Creed Brotherhood

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Datum: 06.07.2012 | VÖ: 16.06.2011 | Herausgeber: Ubisoft | Kategorie: PlayStation 3

Ezio Auditore da Firenze hat es geschafft: am Ende von "Assassin's Creed 2" hat er Rodrigo Borgia besiegt und ihm den Edensplitter abgenommen, doch damit ist nicht einfach urplötzlich die politische Ordnung Italiens von einem Moment auf den anderen umgekrempelt.
Kaum hat Ezio sich in das Toskanische Anwesen seines Onkels Mario, wo unter der Villa das Heiligtum der Assissinen schlummert, zurückgezogen, rollt ein Angriff der Borgia auf die kleine Siedlung. Ezio gelingt die Flucht, aber Mario kommt im Kampf um und der Edensplitter fällt wieder in die Hände der Borgia. Doch Ezio verzagt nicht, er sagt den Borgia den Kampf an und nimmt sich dieses Mal mehr vor als "nur" die wichtigsten Personen auszuschalten. Er will Rom vom Einfluss der Borgia befreien und das Volk für sich gewinnen. Dafür braucht er Verbündete. Seine Schwester und Mutter sind bereits an Bord, Machiavelli und La Volpe ebenso. Ezio will aber mehr, er will an das Volk direkt heran und so beginnt er, neue Rekruten für die Assassinen zu rekrutieren, immer Cesare Borgia im Blick und seinem Tod als Mission im Kopf.

Das nunmehr dritte Spiel aus der Assassinen-Reihe knüpft nahtlos an das Ende von Teil 2 an, auch in der Welt Desmonds. Er und die drei modernen Assassinen mussten ihr Versteck aufgeben um haben sich nun unter der Auditore-Villa im Assassinen-Heiligtum niedergelassen, damit Desmond in Ruhe seine Animus-Sitzungen halten kann. Neu ist, dass man als Spieler jederzeit den Animus verlassen und sich umschauen und bspw. Desmonds Mails lesen kann " dort findet sich ab und an eine interessante Überraschung. Der Fokus liegt aber natürlich auf Ezio und seine Zeit ab 1500 in Rom.
Rom ist ungefähr eine Mischung aus den Orten aus Teil 2, es gibt Wasser, große Prachtbauten wie das Pantheon und einen weitreichenden ländlichen Umkreis, der am besten zu Pferd erschlossen wird. Leider fühlt sich Rom nach dem atemberaubend schönen Venedig aus Teil 2 nur durchschnittlich an Venedig hatte da viel mehr Glanz. Rein technisch fällt auch früh auf, dass das Spiel weniger rund läuft, immer mal leicht ruckelt und immer wieder unschöne Popup-Effekte auftreten, wenn v.a. Personen so spät grafisch dargestellt werden, dass sie plötzlich aus dem Nichts erscheinen. Die Präsentation der Spielwelt hat im Vorgänger auf jeden Fall sehr viel besser geklappt. Von der Inszenierung her kann man hier durchaus von einer gewissen Enttäuschung reden.

Das spielerische System ist nach wie vor dasselbe: man kann sich frei in allen erschlossenen Gebieten bewegen und bei Questgebern Missionen aktivieren. Was die Läden wie Schmiede oder Schneider angeht, gibt es hier nun eine seltsame Neuerung: Läden müssen erst gegen Geld wieder instand gesetzt und damit erst aktiviert werden. Jeder aktivierte Laden steigert die Einkünfte der Assassinen-Zunft, die Ezio an jeder Bank abheben kann " sobald er die Bank instandgesetzt hat. Ebenso verhält es sich mit dem Tunnelsystem unter Rom. Dieses bereist man nur indirekt, indem man von Zugangspunkt zu Zugangspunkt "springt", ganz wie in klassischen Schnellreisesystemen. Die Zugangspunkte müssen vorher nur halt erst repariert werden. Zur Handlung trägt diese Tour de Reparatur durch Rom nichts bei, es ist nur eben nützlich, überall einkaufen zu können, darum fügt man sich und repariert eben. Wie immer ist man irgendwann sowieso finanziell über den kritischen Punkt hinaus und kann sich unbeschwert alles leisten, sogar mal das ein oder andere Wahrzeichen, denn diese stehen auch zum Verkauf, so kann man sich bspw. das Pantheon unter den Nagel reißen. Einziger feststellbarer Effekt: die Einkünfte steigen leicht.
Interessanter ist der Kampf gegen die Borgia. Diese haben nämlich ganz Rom besetzt und zeigen starke Militärpräsenz durch Wachtürme, die jeweils ein Hauptmann kommandiert. Um in einem besetzten Stadtviertel überhaupt erstmal etwas reparieren zu können, muss Ezio den Borgia-Einfluss eliminieren und das geht nur über den Turm. Jeder Turm stellt damit eine kleine Mission dar: zunächst muss der Hauptmannn getötet werden, was nur über einen raschen Zugriff gelingt, denn die Hauptmänner fliehen immer und kommen erst bei der nächsten Dämmerung wieder zurück zum Turm. Ist der Hauptmann endlich tot, muss man den Turm bis ganz oben erklimmen und ihn dort in Brand setzen, damit jeder sieht und weiß, dass die Borgia keinen Einfluss mehr haben. Sowohl der Hauptmann- als auch der Kletter-Teil variiert von Turm zu Turm im Schwierigkeitsgrad. Rundum gehören diese Turm-Missionen zum Befriedigendsten im Spiel.
Nachdem Ezio eine Weile Rom allein aufmischt, beginnt endlich das Rekrutieren. Für jeden vernichteten Borgia-Turm kann Ezio einen Bürger rekrutieren. Je nachdem wie viele Rekruten Ezio hat kann er bis zu dreimal überall in Rom Verstärkung herbeirufen, sodass anvisierte Feinde aus dem Hinterhalt angegriffen werden. Die computergesteuerten Assassinen-Rekruten kämpfen sogar sehr gut, nutzen ihr Waffenrepertoire voll aus und greifen schnell und schlau an. Als Spieler fühlt man sich wie ein Mafia-Boss, der nur mit dem Finger auf jemanden zeigen muss und er stirbt.
Damit die Rekruten irgendwann vollwertige Assassinen werden, schickt man sie in ganz Europa auf Missionen, durch die ihre Erfahrungspunkte und damit ihr Level steigen, bis sie den Status "Assassine" haben. Das System der Europa-Missionen ist ganz clever aufgebaut. Jede Mission hat einen Schwierigkeitsgrad von 1 bis 5 und eine Ausschreibung an Erfahrungspunkten. Als Spieler entscheidet man nun, welche Rekruten auf die Mission gehen. Maximal fünf kann man schicken. Mit jedem Rekruten steigt die Wahrscheinlichkeit eines Missionserfolgs (man sieht eine Prozent-Leiste), aber der Pro-Kopf-Gewinn an Erfahrung sinkt, denn die ausgeschriebenen Punkte werden gerecht aufgeteilt. Von Vorteil ist dieses System, wenn man recht spät einen neuen Rekruten anwirbt. Schickt man ihn auf eine sehr schwere Mission zusammen mit einem sehr erfahrenen Rekruten, bekommen beide die Hälfte der ausgeschrieben Punkte und der neue Rekrut springt dann gern mal fünf Level mit nur einer Mission nach oben.

An sich bietet dieser neue Teil ein paar nette neue Zutaten, doch das wichtigste sind ja nach wie vor die eigentlichen Missionen im Hinblick auf den Edensplitter und Cesare Borgia und genau hier liegt das riesengroße Problem von "Assassin's Creed: Brotherhood". Die eigentlichen Missionen treffen nicht mehr den Kern der Assassinen-Erlebnisse der vorherigen Spiele. Neuerdings bekommt man zu Beginn einer Mission immer gesagt, unter welcher Bedingung man den Auftrag erfüllen soll, um 100% Erfolgsquote zu haben, z.B. nicht entdeckt werden, nur die versteckte Klinge verwenden, keinen Schaden nehmen etc. Diese Zusatz-Anforderungen stören nur, denn es sollte um die grundlegenden Missionsziele und -bedingungen gehen. Das ist aber weniger tragisch als das eigentliche Design der Missionen. Selbiges setzt nämlich so stark wie nie zuvor darauf, dass der Spieler einer einzigen richtigen Art der Missionserfüllung zu gehorchen und keine eigenen Freiheiten hat. Man plant sein Vorgehen nicht (mehr), man macht, was das Spiel einem vorgibt und hierbei sind die Vorgaben mitunter erschreckend eng, z.B. wenn man zehn Anläufe braucht, sich genau wie es das Spiel wünscht richtig auf einer Markierung zu stehen. Vormals konnte man noch selbst kreativ sein und einen Auftrag auf ganz eigene Art und Weise erfüllen. Hier findet man sich immer wieder engen Vorgaben und mitunter überzogen konstruiert wirkenden Erschwerungen gegenüber. Letzteres bezieht sich darauf, dass man immer wieder mal merkt, wie bewusst gewisse Alternativen beim Vorgehen ausgeschlossen wurden, z.B. weil es bei einer alternativen Route nichts zum Klettern gibt. Im Hinblick auf das Gefühl beim Spielen in den Vorgänger-Spielen ist dieser Teil somit eine glatte Enttäuschung, auch wenn das Jammern auf hohem Niveau sein mag, es geht hierbei doch um ganz prinzipielle Sachverhalte dieser Spieleserie, die sich leider arg verbogen und pervertiert anfühlt in all den unnötig stressigen und rigide vorgegebenen Missionen.

Wer an Teil 1 und 2 großen Spaß hatte und mit entsprechenden Erwartungen an "Brotherhood" herangeht, wird zunächst etwas verdutzt und irritiert sein und sich dann sicherlich ärgern, so wie ich, denn man spielt hier viel deutlicher nach den Regeln des Programms und nicht nach seinen eigenen. Zudem schleppt sich die Handlung lahm dahin und verliert sich in nichtigen Nebenfäden. Aus den so großartigen Anlagen der Spielserie ist hier leider etwas Unrundes und arg Frustrierendes entsprungen, von dem ich mir wünsche, dass es mir nie untergekommen wäre. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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