Alltag unterm Hakenkreuz 2 - Österreich 1938 und Arzt an der Front

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Datum: 11.06.2012 | VÖ: 10.05.2012 | Herausgeber: SchröderMedia | Kategorie: Dokumentation

Die vom Sender n-tv produzierte History-Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" umfasst insgesamt zehn Folgen, die von dem Schauspieler Friedrich von Thun moderiert wurden und jetzt in einer DVD-Edition der Firma Schröder Media erschienen sind. Die zweite Ausgabe dieser Reihe umfasst die jeweils 40minütigen Folgen 3 und 4 "Österreich 1938" und "Arzt an der Front".

Beides sind Themen, die die Firma Polarfilm / Karl Höffkes bereits mit dem gleichen Material in Dokumentarfilmen behandelt hat: Wer also bereits die Polarfilm-Dokumentationen kennt, erlebt durch die n-tv-Versionen ein gewisses Déjà-vu. Nichtsdestotrotz sind die n-tv-Filme gut gelungen. "Österreich 1938" zeigt fast ausschließlich Farbfilmaufnahmen eines österreichischen Regierungsforstdirektors, die man zwar zum größten Teil bereits anderswo gesehen hat, die aber gut zusammengestellt sind und sehr kenntnisreich von dem Wiener Historiker Prof. Gerhard Botz kommentiert werden. Botz berichtet u.a., dass die Begeisterung der Österreicher für ihren Landsmann Hitler "nicht inszeniert" war und analysiert in sachlicher und nachvollziehbarer Weise die Gründe für diese Zustimmung, weist aber auch darauf hin, dass der soziale Druck bei den "Anschluss-Wahlen" 1938 so groß war, dass sich kaum jemand traute, gegen die Annexion Österreichs durch die Nationalsozialisten zu stimmen. Der "Anschluss" habe zu einer materiellen Verbesserung der österreichischen Lebensverhältnisse geführt und einen Industrialisierungsschub bewirkt. Bemerkenswert ist auch die Feststellung, dass die Norddeutschen im "Altreich" von dem "Anschluss" weniger begeistert waren als die Bayern.

Auch Folge 4, "Arzt an der Front", profitiert von einem gut gewählten Interviewpartner (Prof. Rolf-Dieter Müller), der zahlreiche wenig bekannte historische Fakten anspricht und den Zuschauer so die Sichtweise und Lebenswirklichkeit der deutschen Soldaten näherbringt. Die Filmaufnahmen dieser Folge stammen von dem Oberstabsarzt Fritz Trautmann und sind durchgängig von hoher Qualität, wenn auch schwarz-weiß. Gezeigt werden u.a. eine Sanitätsübung, der Westfeldzug (das zerstörte Abbeville, Dünkirchen, Paris), ein Kriegsgefangenenlager mit Gefangenen aus den französischen Kolonien, Soldatenfriedhof in Flandern, weiterhin Ausschnitte vom Russlandfeldzug, darunter die Zustände in den dortigen Kriegsgefangenenlagern. Einige Operationsszenen, bei denen sich der Arzt hat filmen lassen, sind so zurückhaltend geschnitten, dass sie auch für das große Publikum erträglich sind.

Insgesamt gehört die Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" zu den besseren zeitgenössischen Geschichtsdokumentationen, ohne allerdings irgendwelche inhaltlichen Neuheiten oder nie gesehenes Filmmaterial zu präsentieren. Allgemein fällt an der Dokumentation jedoch sehr angenehm auf, dass die Herkunft der Bilder fast immer angegeben wird, Wochenschau-Quellen zum Beispiel mit einem Schriftzug ausgewiesen werden. Auch behaupten die Macher nicht immer, genau zu wissen, wann / wie / wo die Aufnahmen entstanden sind, sondern begnügen sich auch manchmal einfach damit, Hypothesen zu äußern. Diese Ehrlichkeit im Umgang mit dem historischen Material würde man sich auch von anderen Film- und Fernsehproduzenten wünschen. Leider werden auf den DVDs keinerlei Extras geboten. Dafür liegt ihnen ein ansprechend gestaltetes Booklet mit Fotos und einem begleitenden Text bei, der Informationen über die damaligen Amateurfilmer enthält. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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