Alltag unterm Hakenkreuz 1 - Der Panzerjäger und Hitlers Hoffnungsträger

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Datum: 04.06.2012 | VÖ: 10.05.2012 | Herausgeber: Schröder Media | Kategorie: Dokumentation

Die vom Sender n-tv produzierte History-Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" umfasst insgesamt zehn Folgen, die jetzt in einer DVD-Edition der Firma Schröder Media erschienen sind. Die erste Ausgabe dieser Reihe umfasst die jeweils 40minütigen Folgen 1 und 2 "Der Panzerjäger" und "Hitlers Hoffnungsträger".

Inhaltlich wird hier natürlich nichts Neues geboten, also keine innovativen Thesen oder vom Mainstream abweichende Geschichtsdarstellungen. Der Zuschauer bekommt modisches History-Entertainment nach Schema F, angenehm zurückhaltend kommentiert von Friedrich von Thun, der als Schauspieler u.a. Nebenrollen in diversen zeithistorischen Filmen spielte (z.B. "Schindlers Liste", "Hitler " Aufstieg des Bösen"). Echte Patzer sind selten, doch wird an einer Stelle das führende Presseerzeugnis der NSDAP, der "Völkische Beobachter", als eine "rechtskonservative Zeitung" bezeichnet. Das überwiegend stumme Archivmaterial ist mit Musikkonserven und einer dezenten Geräuschvertonung unterlegt. Einige wenige vor allem militärische und geographische Animationen bewegen sich im unteren Mittelmaß. Auf Re-enactment-Szenen Marke ZDF wird erfreulicherweise verzichtet.
Sachkundig und angenehm erzählt ist vor allem die erste Folge "Der Panzerjäger", die vielleicht auch deswegen besonders anspricht, da wir es mit einem guten Beispiel für personalisierte Geschichtsdarstellung zu tun haben: Im Mittelpunkt steht der filmische Nachlass des Panzerjägers Wilhelm Emmerling, 1940 Mitglied der Panzerjägerabteilung 188. Obwohl über Emmerling persönlich kaum etwas bekannt zu sein scheint, ermöglichen es seine schwarz-weißen und farbigen Aufnahmen, seinen Weg durch die Jahre 1939-1945 und über die unterschiedlichen Kriegsschauplätze nachzuvollziehen. Zu sehen sind u.a. Aufnahmen vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr, vom Vormarsch in Frankreich (Kriegsgefangene, Calais, Dünkirchen, Paris in Farbe), der Soldatenfriedhof Langemark, Verleihung des Eisernen Kreuzes, der Beginn des Russlandfeldzuges, der deutsche Vorstoß bis nach Briansk und der Zusammenbruch der Offensive vor Moskau. Immer wieder werden hier eindrucksvolle militärische Aufnahmemotive geboten, neben Kriegstoten und "zerstörungen u.a. ein 21-cm-Mörser im Einsatz. Die später entstandenen Aufnahmen sind insgesamt weniger eindrucksvoll, zumal Emmerling seine Filmtätigkeit ab 1942 stark eingeschränkt zu haben scheint. 1949 kehrt der zuerst so lebensfroh und unverbraucht wirkende junge Mann als einbeiniger Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft heim. Die kurzen Aufnahmen, die den Veteranen am Schluss mit seiner Ehefrau zeigen, führen dem Zuschauer beispielhaft das Leiden der damaligen Generation vor Augen und wirken umso stärker, da sie kaum kommentiert werden. Ein Pluspunkt des Films sind auch die eingestreuten Interviewsequenzen mit Prof. Rolf-Dieter Müller, der als Wehrmachtexperte zahlreiche interessante Details und Erläuterungen beisteuert, indem er z.B. auf den Unterschied zwischen Auftrags- und Befehlstaktik bei Wehrmacht bzw. Roter Armee hinweist.

Gegen diesen gelungenen Einstieg fällt die zweite Folge "Hitlers Hoffnungsträger", in der es um die Hitlerjugend geht, stark ab. Dies liegt auch an der Moralkeule, die im Kommentar überdeutlich geschwungen wird, wenn etwa die HJ einseitig dargestellt wird als "fanatische Träger der NS-Ideologie, als billige Arbeitskräfte und als Kanonenfutter für Hitlers Krieg". Diese Episode enthält neben den in der ersten Folge ausschließlich gebrauchten Amateurfilmaufnahmen viel offizielles Material aus den Wochenschauen, wobei interessanterweise zum Teil Quellenangaben gemacht werden. Dies mag manchen Zuschauer stören, doch kann man auf diese Weise sogar mit exakter Datierung nachvollziehen, woher das gezeigte Material stammt. Allerdings muss gleichzeitig angemerkt werden, dass die Bildqualität sehr durchwachsen ist " manches scheint von VHS-Kassetten zu stammen. Hier hätte man sich eine sorgfältigere Auswahl oder zumindest eine optische Aufbereitung der Bilder gewünscht. Ein "rgernis ist die Beschneidung des Bildformates, das zu einem Verlust von Bildinformation am oberen und unteren Rand führt. Dies macht sich z.B. in der schlechten Schärfte der farbigen 8-mm-Aufnahmen in der ersten Folge bemerkbar.
Insgesamt dürfte die Reihe "Alltag unterm Hakenkreuz" zu den besseren neuen Geschichtsdokumentationen gehören. Etwas Sensationelles sollte man allerdings nicht erwarten, wenn man sich die DVS zulegt. Leider werden auf den Scheiben selbst keinerlei Extras geboten. Dafür liegt den DVDs ein ansprechend gestaltetes Booklet mit Fotos und einem begleitenden Text bei, der Informationen über die damaligen Amateurfilmer enthält. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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