Auch die dritte Benjamin Blümchen Folge namens "Kampf dem Lärm" wirkt sehr vertraut. Muster, die in fast allen weiteren Geschichten der Hörspielserie vorkommen, sind hier wieder spürbar. Allen voran Benjamins soziales Engagement. Aber eins nach dem anderen...

Die Geschichte beginnt wieder im Neustädter Zoo. Benjamin schwärmt davon, wie schön es dort ist. Aber etwas stimmt nicht. Das schöne Wetter kann nicht darüber hinweg täuschen, dass alle irgendwie nervös und gereizt sind. Selbst Benjamin ist unkonzentriert. Als auch Otto genervt reagiert, als Benjamin ihn auf dem Heimweg von der Schule anspricht, wird der sprechende Elefant langsam stutzig. Zusammen mit Otto überlegt er, woher diese allgemeine schlechte Stimmung kommen könnte. Schnell kommen sie auf des Rätsels Lösung: der Straßenlärm, den man schon gar nicht mehr beachtet in Neustadt, scheint der Grund dafür zu sein. Ununterbrochen rast ein LKW nach dem anderen durch die Hauptstraße. Benjamin beschließt, etwas dagegen zu unternehmen. Als er sich zusammen mit Otto noch etwas in der Stadt umschaut, wird seine Vermutung immer wieder bestätigt. Alle Neustädter Bürger fühlen sich vom Lärm belästigt. Jeder klagt drüber und niemand tut etwas dagegen. Das will Benjamin ändern. Er will sich dem Thema annehmen und den Lärm bekämpfen. Da er aber keinesfalls destruktiv handeln will, überlegt er zusammen mit Otto erst über eine Alternative nach. Denn die LKWs haben schließlich ihren Sinn. Nur muss es sein, dass sie mitten durch Neustadt fahren? Das Ziel der Fahrzeuge ist ja meistens eine andere Stadt. Die Lösung ist eine Umgehungsstraße.

Aber wie geht man es an, die Forderung durchzusetzen? Benjamin braucht einige Zeit, aber dann hat er die Idee. Er erzählt Otto davon und wie so oft bekommt der Erzähler und somit der Zuhörer nicht mit, was die Idee ist. Es bleibt also spannend, was Benjamin im Schilde führt. Zusammen mit Otto beginnt er das Vorhaben zu planen. Fest entschlossen machen sie sich auf den Weg zur Zookreuzung. Nach einem kräftigen "Törööö" ist dann erst einmal die erste Seite zu Ende, soweit man das Hörspiel auf Kassette besitzt.

Kaum geht die Geschichte weiter, bekommt man schon mit, was Benjamin vor hat: er setzt sich einfach demonstrativ mitten auf die Kreuzung und blockiert somit den kompletten Verkehr. Da Benjamin als Elefant nicht gerade klein ist, kann niemand etwas dagegen tun. Es dauert nicht lange, bis die Polizei auftaucht. Ab diesem Zeitpunkt wird das Hörspiel so richtig interessant. "hnlich genial wie in der "… auf dem Baum"-Folge, die noch vor uns liegt, schafft Benjamin es in herrlichen Dialogen die Herrn Beamten von der Polizei und der Stadt auf die Palme zu bringen. Natürlich weigert sich Benjamin die Kreuzung zu räumen. Er will vorher den Bürgermeister sprechen.

Der Großteil der Neustädter Bürger, der mittlerweile mitbekommen hat, worum es geht, ist auf der Seite des Dickhäuters. Sämtliche Bemühungen, Benjamin weg von der Kreuzung zu kriegen, scheitern. In der Zwischenzeit lassen es sich die Neustädter Bürger nicht nehmen, selbst am Sitzstreik teilzunehmen. Es dauert nicht lange und der Bürgermeister erscheint. Dieser wird in diesem Hörspiel noch von Hermann Wagner gesprochen, der in der zweiten Folge noch als Herr Tierlieb zu hören war. Auch in Zukunft sollte er wieder die Rolle des Herrn Tierliebs innehaben. Heinz Giese, der in späteren Folgen den Bürgermeister sprich, passt aber auch viel besser zu der Rolle. Wagner hat einfach eine zu sympathische Stimme.

Auch Karla Kolumna ist wieder mit von der Partie. Stimmlich ist die Figur hörbar ausgereifter als in den vorherigen Folgen. Man hört jedoch deutlich, dass sich Gisela Fritsch damals noch immer in so etwas ähnlichem wie einer Findungsphase befunden hat, was die Stimme von Karla Kolumna angeht.

Nach einer angeregten Diskussion muss der Bürgermeister am ende nachgeben, da fast alle auf der Seite von Benjamin Blümchen sind. Private Ausgaben aus der Stadtkasse der Politiker und die geplanten Projekte "Autobahn" und "Kongresszentrum" werden zu Gunsten der Umgehungsstraße gestrichen. Der Bürgermeister hat sein Ansehen bei den Bürgern gerettet und Benjamin wird gefeiert. Natürlich wird die neue Umgehungsstraße, die ein halbes Jahr später gebaut wird, nach Benjamin Blümchen benannt. Um dem Lärm der neu eröffneten Straße nicht weiter ausgesetzt zu sein, verziehen sich alle wieder zurück in die Stadt. Dort ist es jetzt wieder ruhig und alle genießen die neu gewonnene Stille. Nachdem Erwin Erzähler auf die anderen spannenden Benjamin Blümchen Geschichten hingewiesen hat, folgt noch die traditionelle Verabschiedung des Hauptprotagonisten, diesmal ohne Töröö, jedoch mit dem Satz "Eine Benjamin Blümchen Straße, ein Benjamin Blümchen Land, eine Benjamin Blümchen Welt". Irgendwie erschreckend…

Auch die dritte Folge von Benjamin Blümchen kann überzeugen. Sie ist unterhaltsam aufgebaut, bietet viele lustige Dialoge und hat auch eine Message. Auch wenn die Umsetzung von Benjamin Blümchen sehr an Linksradikale Methoden erinnert. Der eben zitierte Satz gleicht es dann doch wieder aus. Aber Spaß bei Seite. "Kampf dem Lärm" ist eine schöne Geschichte für die Ganze Familie. Hier dürfte jeder seinen Spaß daran haben. Und langsam fühlt man sich schon mitten drin in einer der schönsten Hörspiel-Reihen, die bisher produziert wurden. (sk)

Wertung: (7 von 10 Punkten)