Enslaved: Odyssey to the West

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Datum: 20.04.2012 | VÖ: 08.10.2010 | Herausgeber: Namco Bandai | Kategorie: PlayStation 3

Die Zukunft ist bunt und trostlos, zumindest die in "Enslaved" skizzierte Zukunft: es gab einen Krieg, der verheerende Folgen für die uns bekannte Zivilisation hatte. Das Ergebnis: leergefegte Großstädte, überwuchert von Dschungelpflanzen und bevölkert von Kampfrobotern ohne Ziele, denn die Menschen leben zurückgezogen in kleinen Siedlungen oder einfach nur jeder für sich " in einer Welt ohne Zusammenhalt oder Perspektive für den Neuanfang eines modernen Zeitalters der Menschheit.
Die wenigen übriggebliebenen Menschen leben in ständiger Bedrohung durch Sklavenschiffe, die jeden, der sich nicht wehren kann, einkassieren und zu Drohnen der Maschinen-Supermacht "Pyramid" machen.
In all der postapokalyptischen Tristesse trifft der Spieler in einem der Sklavenschiffe auf seinen Widerpart Monkey, einen sportlichen Hünen und Einzelgänger, der Pech hatte und von den Maschinen gefangen genommen wurde. Von seiner Gefangenen-Kapsel aus sieht er eine junge Frau, die es dank technischer Tricks und Kniffe schafft, den Schiffscomputer zu knacken und die Zellen verrückt spielen zu lassen. Leider hat die Dame den Computer und das Schiff derart in Aufruhr versetzt, dass das ganze Vehikel langsam aber sich den Bach runter geht. Monkey hat Glück und kommt aus seiner Kapsel raus und schafft es, vorm Absturz das Schiff zu verlassen. Als er nach einer extrem harten Landung wieder zu sich kommt, sieht er die junge Dame aus dem Schiff vor sich. Die Wiedersehensfreude ist so schon nicht besonders groß, aber Monkey wird noch mal eine ganze Spur saurer, als er erfährt, dass die Dame, Trip ist ihr Name, ihm eines der Stirnbänder der Sklavendrohnen aufgesetzt hat. Damit kann sie ihm schreckliche Schmerzen verpassen und ihn auch automatisch mit in den Tod ziehen: stoppt Trips Herz, tötet das Stirnband Monkey. Er ist ihr Sklave und muss tun, was sie verlangt. Ihre Forderung: Bring mich nach hause!

Als Spieler übernimmt man die Rolle des zugleich starken und flinken Monkey, der für Trip die Drecksarbeit erledigt, ihr Schrott aus dem Weg räumt, Roboter bekämpft und entlegene Schalter drückt. Das Spielprinzip besteht vorrangig aus rennen, springen, klettern und kämpfen. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Robotern gibt es als Nah- und Fernkämpfe. Für beide bemüht Monkey seinen Teleskop-Stab " mal zum Draufhauen, mal zum Schießen, denn den Stab kann er mit zwei Arten von Energie aufladen, um Schüsse abzugeben: lähmende Stun-Schüsse und zerstörerische Plasma-Schüsse. Im Nahkampf bleibt fürs Zielen. Also wird geprügelt. Monkey kann leicht und hart zuschlagen, blocken, rollen und später auch kontern.
Das Klettern ist sehr einfach gestaltet: alle Haltepunkte, Stangen und Streben, an denen Monkey sich festhalten kann, sind blinkend markiert und man muss nur in ihre Richtung zeigen und die X-Taste drücken. Unbeabsichtigte Abstürze sind daher so gut wie ausgeschlossen, auch auf den Plattformen, auf denen man sich rumtreibt: Alle Kanten, die in den sicheren Tod führen, sind durch unsichtbare Wände unpassierbar.
Gelegentlich kommt es zu Zusammenstößen mit besonders großen und hartnäckigen Robotern. Um sie zu besiegen muss man klassische Bosskämpfe absolvieren, d.h. gewissen Mustern folgen und Schwachstellen gezielt angreifen. Besonders intuitiv ist das Spiel auch hier nicht.
Generell trifft man in Sachen Gameplay auf keine besonders aufregenden Neuerungen im Spiel, aber es gilt anzuerkennen, dass alles mehr als nur solide aufgesetzt ist. Man findet sich jederzeit gut zurecht, kann die Steuerung schnell erlernen und effektiv einsetzen. Per se ist das Spiel sehr gut zu handhaben und man braucht in jeder Situation maximal drei Anläufe, um weiterzukommen.

Dass "Enslaved" nicht in der Versenkung verschwunden ist, sondern eine Neuauflage auf der Software-Pyramide erfahren hat, liegt an der technischen Grundsolidität der Umsetzung und der optisch absolut liebenswerten Umsetzung. Die Spielwelt ist wunderschön anzusehen und voller Farben, trotz der Maschinen-Herrschaft wuchern nämlich überall Pflanzen und sorgen für eine wundervoll bunte Umgebung. Hinzu kommen in Form von Monkey und Trip regelrecht faszinierend gestaltete Figuren. Für die Mimik der menschlichen Charaktere wurden echte Schauspieler engagiert und mit hoher Detailtreue auf die virtuellen Figuren übertragen. Für Monkey wurde Andy Serkis, der auch schon Gollum in der "Herr der Ringe"-Trilogie zum Leben erweckte, verantwortlich gezeichnet. Trip und Monkey reden nicht einfach nur beliebige Textzeilen herunter, sondern führen inhaltlich wirklich relevante Dialoge, zeigen Gefühle, kommunizieren miteinander.
Dank dieser glaubwürdigen und lebendigen Figuren ist das Szenario von "Enslaved" so attraktiv. Der Konflikt in den beiden Hauptdarstellern hält den Spieler bei der Stange: Trip versklavt Monkey, denn sie braucht ihn und seine Stärke und Kraft faszinieren ihn. Monkey will eigentlich nur in Ruhe gelassen werden, doch wenn er schon gegen seinen Willen Trip helfen muss, tut er es so gut er kann und will auch verstehen, was Trip antreibt.
Beide sind mehr als nur Befehlsgeber und Sklave, sie sind eine durch das Chaos geschmiedete Verbindung, eine Art Team ohne echten Zusammenhalt, aber mit einer Mission.

"Enslaved" ist nicht allzu komplex, aber auch nicht stupide. Hierbei handelt es sich um ein solides, klar strukturiertes Spiel mit Kurzweil, ansprechendem, dynamischem Gameplay und wundervollen Charakteren in einer sehr attraktiven Spielwelt.
Jeder Freund von Kratos, Lara Croft, Ezio und dem persischen Prinz sollte sich die Reise wider Willen mit Monkey und Trip gönnen, denn so schön wurden Charaktere lange nicht realisiert. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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