Der Exorzismus der Emma Evans

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Datum: 13.04.2012 | VÖ: 30.03.2012 | Herausgeber: Universum Film GmbH | Kategorie: Film

Exorzismusfilme sind inzwischen keine Seltenheit mehr, fristen aber, beispielsweise im Vergleich zu Zombiefilmen, noch immer ein Schattendasein. Dies ist wohl auf ein eindeutiges Manko zurückzuführen: Kreativität ist hier nur schwer einzubringen. So ist es denn auch nicht weiter überrraschend, dass "Der Exorzismus der Emma Evans" das Rad auch nicht neu erfindet. Dies muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, Regisseur Manuel Carballo liefere eine schlechte Arbeit ab. Nein, eigentlich steckt in diesem Werk Carballos alles, was man von einem Exorzismus-Streifen, seit Friedkins großen Paten aus dem Jahre 1973, erwartet. Das unschuldige Kind (hier vom kleinen Mädchen zum rebellischen Teenager Emma umgemünzt), Krampfanfälle, Gewaltausbrüche, unkontrollierte verbale "ußerungen, Selbstverstümmelung, Schweben, Reden in fremder Zunge, und was sonst noch zum Repertoire des Bessesenen gehört. Das ganze wird in einem Plot serviert, der lautet wie folgt:
Emma ist eigentlich ein ganz gewöhnliches 15-jähriges Mädchen und tut das, was man eben im Teenageralter so tut. Sie testet Alkohol, Zigaretten und Drogen, streitet mit ihren Eltern, interessiert sich kaum für ihre schulische Laufbahn und hat ihre ersten Dates. Irgendwann gessellen sich jedoch extreme Stimmungsschwankungen, Halluzinationen, Zuckungsanfälle und Gedächtnisverlust dazu. Nach ausführlichen ärztlichen Untersuchungen, physisch wie psychisch, kann jedoch keine Ursache für Emmas Leiden gefunden werden. Familie Evans ist ratlos. Schließlich sucht Emma den Rat ihres Onkels. Dieser ist Priester, hat noch dazu Erfahrungen im Bereich der Teufelsaustreibung. Onkel Christopher hat für Emma ein offenes Ohr, schnell ist ihm klar, was in dem Mädchen wirklich schlummert. Familie Evans ist jedoch nicht klar, dass auch in Onkel Christophers Vergangenheit etwas dunkles lauert, etwas, an dem sie nun teilhaben.

Carballos Arbeit hält sich nicht lange mit unnötigen Details auf. Ziemlich geradlinig steuert die Inszenierung schon nach wenigen Minuten auf den ersten Anfall Emmas zu. Von da an genügt sich der Streifen darin, alle nur erdenklichen Klischees des Exorzismus-Genre zu liefern, diese annähernd ordentlich in den Verlauf der Geschichte einzubinden. Dabei vergisst er leider das intelligente Erzählen, das Figurentiefe erzeugt und mitfühlen lässt. Letztlich führt das Stereotypen-Stakkato natürlich dazu, dass dem geneigten Zuschauer "irgendwie" alles bereits bekannt vorkommt, das gezeigte Leid oftmals verpufft, ohne zu berühren. Und dennoch wird es immer in ansprechender Weise dargelegt.
Sophie Vavasseur ("Resident Evil: Apocalypse") liefert eine mustergültige Umsetzung des fortschreitenden Verfalls der Hauptfigur. Der Dokumentations-Stil weiß zu gefallen, zwingt das Publikum in eine Beobachterperspektive, was die stellenweise voyeuristisch anmutetende Kameraführung (Blick über den Gartenzaun, hinter der Hecke hervor, ...) noch zusätzlich stützt. Durchdachte Spielereien, die dem Werk gut stehen.
Allein, manch ein Logik-Fehler des Drehbuches mag das halbwegs wohlgesonnene Gemüt schließlich doch wieder trüben. Realismus ist dem Horror-Genre eben per definitionem ein Fremdwort.

Der Film, mit der FSK-16-Freigabe, kann mit englischer oder deutscher Tonspur verfolgt werden, in beiden Fällen DD 5.1. Ein Untertitel ist nicht vorgesehen. Bild und Ton sind sauber produziert, abseits der gewollten Unschärfen sind mir keine Störungen aufgefallen. Der Soundmix ist gut, die Sprecher ordentlich verständlich.
An Bonusmaterial liefert der Silberling den Trailer und ein Making-of von knappen 60 min. Ein Trailershow mit Verweisen zu weiteren Veröfffentlichungen darf auch nicht fehlen.

Fazit: Caballo liefert nicht 96 min Top-Unterhaltung, aber auch nicht die ganz große Niete, plaziert sich im Mittelfeld. Für einen verregneten Frühlingsabend vor dem Flimmmerkasten taugt das Werk gerade. (cs)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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