Severin J. Groebner - So gibt man dem Leben seinen Sinn

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Datum: 04.08.2008 | VÖ: 01.08.2008 | Herausgeber: WortArt | Kategorie: Kabarett & Komik

So gibt man dem Leben seinen Sinn " so lautet der Titel des inzwischen vierten Solo-Bühnenprogramms des Wiener Kabarettisten Severin Groebner. Bereits seit fünfzehn Jahren steht Groebner nun auf der Bühne, seine Karriere begann " wie sollte es auch anders sein " natürlich in den Wiener Kaffeehäusern. Für sein Schaffen wurde er bereits im Jahr 2000 mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, weitere Auszeichnungen folgten.

Seine Wiener Herkunft ist wirklich nicht zu überhören, ohne diesen Akzent hätte das Programm wahrscheinlich längst nicht die gleiche Wirkung. Die Wiener sind nicht gerade für ihr Temperament bekannt, daher geht es auch in diesem etwa zweistündigen Programm, das erst einmal mit einem Lied beginnt, zunächst sehr gemächlich zu. Aber das soll sich im Laufe des Programms noch ändern. Wien ist auch für seinen morbiden Charme bekannt, daher verwundet es auch nicht, daß Groebners aktuelles Programm von einer Beerdigung handelt und auf dem weltberühmten Wiener Zentralfriedhof spielt. Sein Großvater soll beerdigt werden und selbstverständlich ist seine gesamte Verwandtschaft anwesend. Die Verwandten und insbesondere ihre Marotten sind das eigentliche Hauptthema dieses Stücks. Vom Kiffer bis zur religiösen Fundamentalistin, vom spielsüchtigen Jugendlichen bis zur ewiggestrigen Offizierswitwe finden sich allerlei Gestalten darunter. Groebner scheint ein guter Beobachter der heutigen Gesellschaft zu sein und schafft es, vor allem die Schattenseiten dieser Gesellschaft auf seine fiktive Familie zu projizieren. Hier zeigt sich aber außerdem, dass Groebner ein wahrer Stimmakrobat ist, denn er trägt häufig Dialoge mit seinen fiktiven Verwandten vor und übernimmt dabei deren Stimmen. Er erreicht damit, daß man sich seine Figuren anhand der Stimme leibhaftig vorstellen kann. Ein Geräuschimitator ist Groebner ebenfalls, wie sich vor allem während der musikalischen Einlagen zeigt. Sprach- und Wortspiele gehören zum Rüstzeug eines jeden guten Kabarettisten und auch Groebner macht davon Gebrauch, wir haben es also mit einem vielseitigen Kabarett-Talent zu tun.

Im zweiten Teil des Programms passiert einiges, was der Hörer wohl zunächst nicht erwartet hätte. Es beginnt damit, daß in der Nähe des Friedhofs plötzlich ein Shopping-Center aus dem Nichts auftaucht. Nun ist es schlagartig vorbei mit der Wiener Kaffeehaus-Gemütlichkeit, nun wird es skurril und schräg! Groebner taucht von einer Vision in die andere, seine Verwandten treten in allen möglichen Rollen auf, Rucksäcke können plötzlich sprechen. Alles ändert sich jeden Moment, es passiert alles so schnell, daß der Hörer kaum noch folgen kann. Es werden Geräuscheffekte eingesetzt, was nicht alltäglich für ein Solo-Kabarettprogramm ist. Der Zuhörer mag sich fragen, was passiert hier eigentlich und was hat das zu bedeuten? Am Ende klärt sich natürlich alles auf und am Wiener Zentralfriedhof herrscht wieder die gewohnte Ruhe.

Fazit: ein rundum gelungenes Programm mit einer klaren Tendenz zum Skurrilen und Makabren, dass die gewohnte Bandbreite des Kabaretts sprengt, dargeboten von einem typischen Wiener, der kaum wienerischer sein kann. (jh)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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