Der kalte Himmel

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Datum: 21.03.2012 | VÖ: 24.02.2012 | Herausgeber: Polyband & Toppic Video | Kategorie: Film

Der Zweiteiler "Der kalte Himmel" wurde für den Deutschen Fernsehpreis 2011 nominiert und geht ein ebenso interessantes wie schwieriges Thema an: Autismus. Zudem spielt die Handlung nicht in der heutigen Zeit, sondern in den 1960-er Jahren, als psychische Erkrankungen noch nicht auf Kosten der Krankenkassen therapiert werden konnten und insbesondere Kinder schnell einmal mit einer Fehldiagnose als irre abgestempelt wurden.

In einer solchen Zeit zieht Marie (Christine Neubauer) neben zwei gesunden Kindern auch ihren autistischen Sohn Felix groß - freilich ohne zu wissen unter welcher Erkrankung der Junge leidet. Er scheint in seiner eigenen Welt zu leben und reagiert verschreckt, gar panisch auf Berührungen. Dies führt zu einer unangenehmen Szene bei der Schuluntersuchung, woraufhin Felix auf eine Sonderschule geschickt werden soll. Als er in der Kirche mit Münzen aus dem Klingelbeutel spielt, hält seine Großmutter ihn gar für besessen und ruft den Priester zur Teufelsaustreibung. Einzig eine junge Kantorin scheint es gut mit dem Jungen zu meinen, der sich in der Schule nicht in den Klassenverband integrieren kann. Sie rät Marie dazu, das Kind in München untersuchen zu lassen und macht sie mit dem angehenden Kinder- und Jugendpsychologen Niklas Cromer bekannt. Als der Psychologe in München eine Fehldiagnose stellt und Felix für verrückt erklären möchte, bleibt Marie als letzter Ausweg die Reise nach Berlin - doch fehlt das Geld für die Behandlung und die Unterkunft, denn um den heimischen Hof ist es alles andere als gut bestellt. Dennoch gibt Marie nicht auf und tut alles, um ihrem Sohn zu helfen, denn von einem ist sie überzeugt: Der Junge, der ein beachtliches Gedächtnis und ein Faible für Primzahlen hat, ist alles andere als der Dorfdepp, als den ihn viele gerne abstempeln würden.

Christine Neubauer spielt die Rolle der Marie sehr facettenreich, überzeugend und mit großer Intensität. Besonders ist aber die Leistung von Marc und Eric Hermann hervorzuheben, die in "Der kalte Himmel" beide den autistischen Felix verkörpern und dies auf sehr beeindruckende und bewegende Art und Weise tun. Positiv fällt auch auf, dass der Handlung genug Raum zur Entwicklung gelassen wurde - ein derartig sensibles Thema nicht in einen abendfüllenden Film zu quetschen sondern in einem Zweiteiler zu behandeln war zweifelsohne eine sehr gute Entscheidung. Der Film ist relativ ruhig erzählt, geht aber dennoch unter die Haut. Anfangs ist es für den Nichtbayern zwar manchmal etwas schwierig, den Dialogen zu folgen, das gibt sich aber schnell und sorgt zusätzlich für Authentizität.

Schade ist, dass lediglich die beiden Teile von "Der kalte Himmel" auf der DVD enthalten sind und auf Bonusmaterial gänzlich verzichtet wurde. Gerade bei einem Thema wie Autismus, das in der Gesellschaft nach wie vor wenig Beachtung findet, wären Hintergrundinformationen sicherlich interessant. Ebenso wäre es spannend zu wissen, wie es für die Beteiligten war, sich in eine solch schwierige Situation hineinzuversetzen. Bei der Produktgestaltung besteht also noch Verbesserungspotential. Letztendlich spricht der Film aber für sich und ist es definitiv wert, gesehen zu werden. (ck)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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