Friedrich der Große - Zeitlose Weisheiten des Preußenkönigs

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 22.03.2012 | VÖ: 01.12.2007 | Herausgeber: Polar Film | Kategorie: Hörbuch

Friedrich der Zweite von Preußen ist derzeit in aller Munde. Durch seinen 300. Geburtstag, den er dieses Jahr feiern würde, gibt es unzählige Bücher, Dokumentationen und Specials in Print, Funk und Fernsehen. Daher hat man auch ein bisschen das Gefühl, man kennt ihn: Seine Art zu regieren, wie er kriegt führte, warum er das Flötenspiel liebte. Man spekuliert, was es mit Katte auf sich hatte und wieso er seine Ehefrau so verschmähte.

Dabei hat man das Gefühl, dass immer dasselbe erzählt wird. Natürlich ist ein Leben endlich und im Rückblick begrenzt auf seine wichtigen Momente. Daher weiß man viel vom Verhältnis des jungen Friedrich zu seinem Vater, dem Soldatenkönig, und wie seine Mutter seine künstlerische und musische Ader bestärkt hat. Man kennt die Hinrichtung des Freundes Katte und dass Friedrich seine Frau nicht so mochte, wie es alle von ihm erwarteten. Auch Anekdoten wie das Wunder des Hauses Brandenburg oder die Einführung der Kartoffel.

Das vorliegende Hörbuch aus dem Hause Polarfilm beleuchtet das Leben des Alten Fritz‘ aus einem anderen Blickwinkel. Erzählt wird auch Friedrichs Leben, wobei man sich an Zitaten des Preußenkönigs orientiert. Mit diesem roten Faden spannt Autor Johannes Haneke einen etwas anderen Bogen. Das ist deswegen interessant, weil man das Gefühl hat, doch noch andere Aspekte kennen zu lernen.

Dabei bleibt das Hörbuch aber sehr unkritisch. Zweifellos war Friedrich wirklich ein Großer und er hatte für seine Zeit sehr viele innovative Ideen. Zum Beispiel die humane Haft für Kriegsgefangene. Er kümmerte sich um sein Volk und regierte allgemein gesprochen sicher durch weniger persönliche Eitelkeiten bestimmt als manch anderer König. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass er dennoch Krieg führte - und in Schlesien ohne Kriegserklärung einmarschierte.

Kritisch wird es erst, als Friedrichs Handeln in die Neuzeit versetzt wird und mit der heutigen Politik verglichen wird. Es wird von einer Spaßgesellschaft gesprochen, die die Werte von damals nicht mehr nachvollziehen kann und denen Werte auch nichts bedeuten. Das ist reichlich polemisch gesprochen und kurzsichtig gedacht. Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ist ein "Partyminister", sein Parteigenosse Schröder ein "Spaßkanzler", den nur interessiere, wo er eine neue Flasche Bier herkriegt. Angela Merkel scheint hingegen alles richtig zu machen. Eine etwas einseitige Sicht.

Das ist der große Knackpunkt des 60minütigen Hörbuches: Bis zu diesem Punkt, der mir sehr sauer aufgestoßen ist, habe ich mich über die neuen Aspekte gefreut, auch wenn Friedrichs Leben und Tun ein wenig zu positiv dargestellt wird. Aber vielleicht soll es auch mehr eine Hommage, denn ein Rückblick sein. Aber die Adaption in die Neuzeit ist misslungen und hat mir den Rest des Hörbuches etwas vermiest.

Hervorzuheben sind hingegen die tollen Stimmen von Matthias Ponnier, Eva Garg und Volker Risch, die diese "Hör-Reise in die Geschichte" interessant und lebhaft gestalten. Besonders sind auch die Einspielungen von Musik und Filmszenen. Die Musik, die man hört, ist von Friedrich selbst kombiniert. Auch das macht dieses Hörbuch besonders.

Man kann sicherlich einige Zitate für sich adaptieren und für die Neuzeit etwas lernen. Das ist auf das Persönliche bezogen und kann man sicherlich als kritischer Bürger auch auf die Politik anwenden. Allerdings wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Autor sich insgesamt etwas kritischer mit Friedrichs Politik auseinander gesetzt hätte und die Bezüge in die Neuzeit nicht derart absurd gestaltet hätte. (sak)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.