Douaumont – Die Hölle von Verdun

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Datum: 19.03.2012 | VÖ: 09.02.2012 | Herausgeber: Polar Film | Kategorie: Dokumentation

Hinter der DVD-Veröffentlichung "Douaumont " Die Hölle von Verdun" verbirgt sich der frühe Tonfilm "Douaumont" (D 1931, Regie: Heinz Paul), der die Kämpfe um die französische Festung Douaumont bei Verdun im Ersten Weltkrieg zeigt. Es ist bedauerlich, dass auf dem Cover der DVD darauf nicht hingewiesen wird " beim Lesen des Textes hat man den Eindruck, es könnte bei dem Film genausogut um einen modernen Dokumentarfilm handeln. Dabei gibt es sicherlich Freunde des frühen Tonfilms, die von dem Release dieses Films noch keine Notiz genommen haben, weil es der Produktbeschreibung eben nicht zu entnehmen ist!

Der Film von Heinz Paul ist der "Versuch einer Rekonstruktion" der Kampfhandlungen über die französische Festung, die sich zwischen Februar und Oktober 1916 abspielten. Es handelt sich dabei um eine interessante frühe Variante des "Dokudramas", d.h. der Film ist eine Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm " allerdings gibt es keine Protagonisten, die ausführlicher charakterisiert werden und den Zuschauer mitfühlen lassen. Für die Authentizität des Gezeigten soll die Mitwirkung diverser Veteranen stehen und einige gutgemachte Stop-Motion-Tricksequenzen, in denen die Entwicklung der Frontverläufe gezeigt wird. Eine wirklich gelungene Verbindung zwischen Dokumentar- und Spielfilm bringt der Streifen leider nicht zustande, es fehlt der übergeordnete Spannungsbogen. Auch die technische und ästhetische Machart ist eher durchwachsen: Auf der einen Seite gibt es gelungene Kamerafahrten, ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Fotografie und einige sehr einprägsame Aufnahmen " zum Beispiel die über einem Laufgraben blitzenden Bajonette der Deutschen, die sich zum Angriff vorbereiten. Auf der anderen Seite spielen einige Nachtszenen klar erkennbar in einer sterilen Studiokulisse und der Infanterieangriff auf das Fort Douaumont, der eigentlich Ende Februar stattfand, wird bei schönstem Sommerwetter nachgestellt. Dazu kommen einige unfreiwillig komische Szenen, z.B. ein sterbender Hauptmann, der sich entspannt auf dem Boden ausstreckt und mit verschlafenen Gesten seine Männer zum Vorstürmen animiert, bevor er sein Leben aushaucht.

Jeder schwarz-weiße Spielfilm über den Ersten Weltkrieg muss sich unweigerlich mit "Im Westen nichts Neues" messen lassen, der unser Bild dieses Krieges am stärksten beeinflusst hat. "Douaumont" kommt dagegen natürlich nicht an " er enthält nur wenige Szenen, die sich mit der Intensität von "Im Westen nichts Neues" messen können: Beklemmend ist zum Beispiel eine Szene am Schluss, indem die Namen der Soldaten aufgerufen wurden, von denen viele gefallen oder vermisst sind und von denen man einige dann in Zwischenschnitten auf dem Schlachtfeld liegen und im Stacheldraht hängen sieht. Wer sich für den Ersten Weltkrieg interessiert, sollte daher einen Blick auf den Film werfen, ohne seine Erwartungen zu hoch zu hängen.

Die DVD von Polarfilm lässt wie gesagt in der Produktbeschreibung sehr zu wünschen übrig. Extras gibt es keine. Die benutzte Kopie ist zum Teil stark abgespielt, verschmutzt und hat einige Filmrisse, liefert aber überwiegend ein gutes und scharfes Bild. Der Ton entspricht den Schwankungen der frühen Tonfilmära. Leider " und das muss am Schluss noch erwähnt werden " hat man für die Veröffentlichung des Films einen Sprecher in einigen wenigen Szenen zusätzliche Erklärungen über die militärischen Hintergründe einsprechen lassen. Das ist zwar teilweise hilfreich, zumal wenn der Zuschauer schwer entzifferbare Handschriften mit militärischen Abkürzungen vor sich hat. Eigentlich wäre hier aber die Option einer zusätzlich kommentierten und einer unkommentierten Fassung Pflicht gewesen, und es ist sehr schade, dass Polarfilm diesen frühen Tonfilm durch die zusätzlichen Kommentare verfälscht hat. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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