Der Kinobesuch ging bei mir mit gemischten Gefühlen einher. Einerseits hatte ich als großer Fan aller bisherigen Hulk-Produktionen (vor allem der alten Serie) eine gewisse Erwartungshaltung, andererseits war ich skeptisch, ob der "Hulk"-Kinofilm von 2004 (mit Eric Bana als Hulk und Ang Lee auf dem Regiestuhl) übertroffen werden konnte. Denn im Gegensatz zu einem Großteil der Besucher fand ich diese Interpretation des grünen Riesen sehr gelungen. Nun sind seit dieser Veröffentlichung 4 Jahre vergangen und schon gibt es wieder einen neuen Versuch, die berühmten Marvel-Comics auf die große Leinwand zu bringen. Diesmal versuchte sich Louis Leterrier als Regisseur, in die Rolle des David Bruce Banner schlüpfte kein geringerer als Edward Norton (Fight Club, American History X, Nur 25 Stunden). Viel Gerede und zurecht auch Schimpfe gab es im Vorfeld und auch jetzt noch wegen der Zensuren im Film, die mal wieder den deutschen Kinobesuchern einige Szenen im Film verstümmelten. Diesen Fall kennt man mittlerweile zu Genüge, allerdings ist er im Falle von "Der unglaubliche Hulk" nochmal komplizierter: in den allermeisten Kinos lief zum Starttermin eine stark geschnittene FSK12-Fassung. Vor allem das Ende war hier vollständig zerstückelt und sogar nicht mehr nachvollziehbar, da zuviel geschnitten wurde. In einigen wenigen Kinos lief eine ungeschnittene FSK16-Fassung. Nach vielen Protesten der Filmfans wurden immer mehr Kinos mit einer FSK16-Fassung versorgt. Allerdings ist diese nicht identisch mit der anfangs erwähnten Fassung, sondern auch geschnitten " nur nicht so stark wie die FSK12-Fassung! Verwirrt? Richtig, hört sich alles sehr kompliziert an, leider muss man sich an solche Praktiken als Kinobesucher in Deutschland wohl gewöhnen.

Zurück zum Film: Zunächst sei gesagt, dass die Macher einen großen Spagat wagen: zum einen sind die Effekte und Actionszenen noch moderner und bombastischer als beim letzten Versuch, zum anderen wird im neuen Versuch viel liebevoller und eindringlicher auf die 70er / 80er Jahre Serie eingegangen. Diese ist nunmal für sehr viele Fans des grünen Giganten der Einstieg gewesen und gilt bis heute als unerreicht. Meines Erachtens wird dieser Punkt hervorragend umgesetzt. Sowohl die Effekte als auch die emotionalen Anspielungen überzeugen. Die Highlights bei diesen Anspielungen waren für mich der Fernsehauftritt von Bill Bixby (für mich nach wie vor der beste Darsteller des David Banner) und der Auftritt von Lou Ferrigno (der ehemalige Mr. Universum und einzige menschliche Darsteller des Hulk) inklusive passender Kommentare von Edward Norton ("Du bist einfach der Beste!"). Insgesamt der Plot ziemlich dicht und zu keiner Phase langatmig. Die langen Actionszenen sind für Fans moderner Computereffekte sicher ein Highlight, der Hulk nimmt es mit einer ganzen Armee auf sich, zerstört Panzer, Hubschrauber und anderes schweres GerA 4t. Edward Norton macht seine Aufgabe gut, er stellt den rastlosen und verzweifelten, gleichzeitig aber auch hoffenden Dr. Banner glaubwürdig dar. Liv Tyler als alte Freundin und Laborkollegin spielt eine nebensächliche Rolle, auch bedingt durch ihre eher unpassende Darstellung ihres Charakters. Zwar mag ich Liv Tyler generell, hier kann ich sie aber leider nur als Fehlbesetzung bezeichnen. Sicher gibt auch das Drehbuch nicht viel mehr her, aber die Naivität hat mich einfach genervt. Ebenfalls negativ empfand ich die Entstehung eines "Anti-Hulk", für mich war durch diesen fast das Prädikat "überladen" erreicht. Da hätte man sich etwas kreativeres einfallen lassen können, und wenn schon auf diese Art und Weise, dann bitte mit etwas mehr Fingerspitzengefühl. Auch rein optisch konnte mich das böse Ungeheuer nicht überzeugen. Die weiteren Darsteller machen sonst insgesamt eine gute Figur, ohne dabei wahrlich glänzen zu können. Ansonsten gibt’s nicht viel zu meckern, bis auf die Tatsache, dass das Ende wie oben beschrieben ziemlich entstellt wurde. Glücklicherweise erscheint der Film schon im Oktober auf DVD, so dass dann jeder Fan in den Genuss der ungekürzten Fassung kommen kann. Insgesamt kann ich von einem gelungenen Kinobesuch sprechen, unterhalten hat der Film auf Grund seiner massiven Effekte und der Kurzweiligkeit allemal! (bf)

Wertung: (7 von 10 Punkten)