Women in Love - Liebende Frauen

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Datum: 08.02.2012 | VÖ: 25.11.2011 | Herausgeber: Polyband & Toppic Video/WVG | Kategorie: Film

Die Schwestern Ursula und Grudrun Brangwen könnten ungleicher kaum sein. Ursula ist eine landverliebte Lehrerin, Gudrun eine Künstlerin, die es in die Großstadt Londons zieht. Während Ursula sich noch von einer Fehlgeburt erholt, verdreht Gudrun den Londoner Bohèmiens schon längst wider den Kopf. In ihrer Art der Lebensführung äußert sich die jeweilige Art des jeweils ganz eigenen Selbstbewusstseins als Frau im frühen 20. Jahrhundert. Gudrun will sich nicht einfach nur in die vorgegebenen Rollenpfade, die einer Frau ihrer Zeit angeboten werden, ergeben und sich stattdessen als Künstlerin frei ausleben. Ursula verlangt es dagegen nach familiärer Sicherheit, vor allem da der Erste Weltkrieg tobt und Europa nichts mehr als sicher erachten kann.
Zu den beiden ungleichen Schwestern gesellen sich zwei ebenfalls ungleiche Freunde: Rupert und Gerald " der eine ein vergeistigter Denker und Träumer, der andere Bergbau-Unternehmer, Fortschrittsdenker und kerniges Mannsbild durch und durch.
Es entstehen Anziehungskräfte in dem Vierer-Ensemble, doch es kommt aufgrund eigener und äußerer Umstände zu Verschlingungen. Vor allem hat jede der Figuren viel mit sich selbst und den eigenen Zielen und Motivationen im Leben zu tun.

"Women in Love" ist eine große Erzählung, fast wie ein antikes Theaterstück in die Frühmoderne transportiert. Über die 180min Spielzeit hinweg wird tief in die Charaktere geblickt und einiges über das Denken und Fühlen eines Menschen zu Tage gefördert. Es geht um Fragen der Genugtuung, Befriedigung, das Seelenheil und den ganz eigenen, persönlichen Frieden des Herzens " falls er denn erreicht werden kann.
Der Film thematisiert damit zeitlose Konzepte, die den Menschen schon immer beschäftigten und immer beschäftigen werden. Das macht ihn sehr interessant, doch leider ist die Art der Verhandlung dieser Konzepte etwas träge. Offensichtlich bewusst wurde eine ruhige und gediegene Stimmung gewählt, als ob man sich gezielt auf einen Sonntagabend-Spielfilm eingeschossen hatte.
Bevor es zu den Liebeleien kommt, werden alle Charaktere mit gebührender Tiefe aufgebaut, was sich bis über die Pause zwischen den beiden Filmen erstreckt. Erst im zweiten Teil kommt es zu den konkreten Beziehungen zwischen Mann und Frau. Weiterhin bleiben die Figuren Träger ihrer biographischen Prägung und versetzen sich damit fortwährend in neue Problemsituationen. Permanent schwebt eine Erkenntnis über allem: es könnte so viel schöner und sorgenfreier sein, wenn wir nicht wären, wer wir sind.
Diese inhärente Problematik zieht sich wie ein krisenhafter Faden durch den gesamten zweiteiligen Film. Ständig gibt es kleine und große Ausbrüche der Unzufriedenheit mit allem und dann rappelt man sich wieder auf.
Das alles ist nur menschlich und allzu natürlich, aber es kann ungeduldige Zuschauer etwas zermürben, da man hier keinen nach vorne gerichteten Plot serviert bekommt, sondern eine Art Parabel über den Menschen und seine innersten Sehnsüchte, deren Ausleben die Umstände der Gesellschaft und die prinzipielle Verschiedenheit der Menschen nahezu unmöglich macht. Die Frage kommt auf, ob es ein gemeinsames Glück geben kann oder nur das den Einzelnen.

Schauspielerisch ist "Women in Love" wunderbar dargestellt. Zudem wurde ein sehr stimmungsvoller Soundtrack geschaffen. Leider findet mn auf den beiden DVDs lediglich den eigentlichen Film mit deutscher und englischer Vertonung. Extras wie eine Dokumentation oder ein kleiner Exkurs über die Romanvorlagen fehlen komplett " obwohl grade letzteres sehr naheliegend gewesen wäre. Das ist schade.

"Women in Love" ist unterm Strich eine gelungene bis gute Romanverfilmung, doch als DVD-Kauf mangels jeglicher Extras eine Sache, die man sich überlegen sollte. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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