6 auf einen Streich - Aschenputtel

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Datum: 22.12.2011 | VÖ: 17.11.2011 | Herausgeber: KNM Home Entertainment | Kategorie: Film

"Aschenputtel" ist eines der beliebtesten Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm .Die Grundzüge für diese Version der Geschichte aus der Reihe "Sechs auf einen Streich" stammen auch in der Tat von den Meistern des Geschichtenerzählens. Für Liebhaber traditioneller Märchen wird dieses Aschenputtel aber viel zu selbstbewusst und antiautoritär dargestellt. Diese leisen und sanften "Klänge", also das Märchenhafte, wird hier durch lautes Geschrei, Patzigkeit, Ironie und Spitzzüngigkeit geradezu überdeckt. Man hat dem lieben Mädchen Aschenputtel die freundliche Bescheidenheit genommen und sie bezüglich der Sprache und Handlungen in unsere heutige, turbulente Zeit versetzt. Damit geht nicht nur der Zauber dieser idyllischen Märchenwelt verloren, man empfindet als Zuschauer fast sogar eine Gleichgültigkeit für die Hauptpersonen. Man weiß zwar, dass es ein Happy End geben wird, aber so richtig gönnt man es niemanden. Vielmehr hat man Mitleid mit der Stiefschwester, deren Zehe radikal von ihrer Mutter abgehackt werden " ein Detail übrigens, das zwar nicht direkt gezeigt wird, aber durch die martialische Art der Stiefmutter vielen Kindern einen Schrecken einjagen wird. Des Weiteren sind es zahlreiche moderne Elemente, die einfach nicht zusammenpassen wollen. Neumodische Tänze und Laola-Wellen stimmen nicht mit dem "Ruckedigu" der Tauben und der Magie des Wunderbäumchens überein. Krampfhaft hat man versucht, ein paar Szenen des berühmten Klassikers "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zu übernehmen. Sehr deutlich wird das an der Szene mit dem Prinzen und der Armbrust im Wald und als die Täubchen zum Fenster herein fliegen, um die Erbsen und Linsen zu sortieren. Die Art, wie Aschenputtel darauf reagiert, ist der Aschenbrödel-Verfilmung sehr ähnlich. Doch an diesen Erfolg reicht die Produktion noch lange nicht heran. Da wäre noch die Tatsache, dass man dazu auch eine neue Geschichte erfunden hat. So muss das Aschenputtel nämlich Ferkel im nächsten Ort verkaufen und begegnet dabei dem Prinzen. Es sollte eine wichtige Schlüsselszene sein " in der Tat ist es aber eine eher nervige Sequenz, die den Märchenliebhaber absolut nicht fesselt. Sie besteht vorwiegend aus zwei schlechtgelaunten Menschen und patzigen Antworten. Überhaupt lebt man bei dieser Geschichte in zwei absolut verschiedenen Welten. Am Hofe des Königs ist alles unglaublich entspannt und der König ist unnatürlich gut gelaunt, das Aschenputtel dagegen ist überfordert und ständig am Nörgeln. Natürlich ist es kein Zuckerschlecken für diese Märchenfigur, aber in anderen Versionen stellt man sie ruhig und bedacht dar " ein Mensch, der sich der Arbeit und seinem Schicksal beugt, weil er weiß, dass er sowieso nichts daran ändern kann und der dann für all die Mühe und die Pein reich belohnt wird. Es wundert einen schon, dass das Aschenputtel dieser Version ihre Stiefmutter überhaupt erst einige Male fragt, ob sie auf den Ball darf. Eigentlich hätte sie sowieso gemacht, was sie will. Ein Abbild der heutigen Zeit. Ich habe nichts gegen Neuverfilmungen, aber bei solch einem Märchen wünscht man sich Romantik und diesen gewissen Zauber " beides kommt hier gar nicht erst zustande. Schade!

Auch wenn ich eben den Inhalt sehr kritisiert habe, möchte ich doch die Schauspieler loben. Sie spielen ihre Rollen, dem Drehbuch gemäß, sehr authentisch! Vor allem die Stiefmutter, gespielt von Barbara Auer, hat dieses gewisse Etwas. Sie weiß sich gekonnt durchzusetzen und ihre Worte mit allerhand Ironie zu kleiden. Sie ergänzt sich gut mit ihrer Tochter Annabella (Pheline Roggan), die mit ihrer überheblichen Art allerhand Schaden anzurichten weiß. Selbst die Hauptdarstellerin des Aschenputtels (Aylin Tezel) weiß zu überzeugen. Ihr Traum war es schon immer einmal diese Rolle zu spielen. Doch manchmal ist es wohl das Beste, wenn man bei der ursprünglichen Version bleibt und sich dafür mit andersartigen Mitteln von anderen unterscheidet. Das ist jedoch Sache der Entwickler des Drehbuchs!

Ein 15-Minütiges Making-of "Wie das Aschenputtel zur Prinzessin wird" zeigt Ausschnitte der Dreharbeiten zu diesem Film. Das Märchen an sich hat eine Laufzeit von 60 Minuten. Das DVD-Menü wurde animiert und mit der Titelmusik unterlegt. Als weitere Extras gibt es die Trailer zu den letzten drei Staffeln. Ein Booklet ist nicht vorhanden.

Fazit: Trotz der guten schauspielerischen Qualitäten kann ich diesem Märchen nur 5/10 Punkten geben. Man wird die Geschichte zwar wiedererkennen aber die Art und Weise der Umsetzung weiß absolut nicht zu überzeugen. Märchen müssen Märchen bleiben! (sl)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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