Berge und Geschichten - Luis Trenker erzählt

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Datum: 12.12.2011 | VÖ: 04.11.2011 | Herausgeber: Pidax | Kategorie: Dokumentation

"Berge und Geschichten" ist eine zwischen 1970 und 1972 erschienene und teilweise von Luis Trenker moderierte Fernsehreihe des ORF und des ZDF, die durch die Österreichische Telefilm AG, Wien, hergestellt wurde. Die Doppel-DVD der Edition Pidax Serien-Klassiker enthält elf Episoden (1. und 2. Staffel) in guter Bildqualität. Extras sind keine vorhanden. Die Gestaltung der DVD ist gelungen und optisch ansprechend.

Was diese Reihe zu etwas Besonderem macht, sind natürlich die launigen O-Töne des Bergfilm-Urgesteins Luis Trenker, der in den 20er Jahren gemeinsam mit dem Regisseur Arnold Fanck das Genre begründete und auf dem Backcover der DVD als "der König der Alpen" gerühmt wird. Trenker ist jedoch zum einen überhaupt nur streckenweise zu sehen und zu hören, den Großteil der Laufzeit dominiert ein routinierter und konventioneller Off-Kommentar. Zum anderen lassen die Erzählungen Trenkers zwar ein Höchstmaß an Begeisterung für den Alpinismus erkennen, diese überträgt sich jedoch nur begrenzt auf den Zuschauer. Trenker spricht schnell und nicht immer verständlich, gestikuliert viel, kommt vom Hundertsten ins Tausendste und überschüttet den Zuschauer mit seinem Redefluss, den kein Interviewer in geregelte Bahnen lenkt. Dies macht sich besonders störend bemerkbar, wenn Trenker selbst als Interviewer auftritt und beispielsweise einen sehr stoischen jüngeren Bergsteiger nach dessen Erfahrungen befragt. Auf der anderen Seite führt Trenkers Temperament gelegentlich zum Durchbruch eines glühenden Patriotismus, der, wie im Falle von Anekdoten aus dem Ersten Weltkrieg, dankenswerterweise in voller Länge, also anscheinend unzensiert wiedergegeben wird, was heute aus Gründen der "Political Correctness" kaum noch möglich wäre.

Die Aufnahmen und O-Töne Trenkers sind eingestreut in eine professionell gemachte und solide gefilmte Landschaftsdokumentation, die die Geschichte des Alpinismus und seiner Pioniere des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nachzeichnen will. Dass hierbei auch auf die Kommerzialisierung des Bergsports mit seinen unerfreulichen Begleiterscheinungen (Umweltzerstörung und -verschmutzung) hingewiesen wird, ist zweifellos aus heutigem Blickwinkel besonders ansprechend. Daneben waren die Hersteller spürbar bemüht, mit kleinen, stilistisch und inhaltlich zum Teil bemerkenswerten Exkursen für Abwechslung zu sorgen. Darin dokumentiert sich der schrille Zeitgeist der 70er Jahre, der sich ebenso in der Musikvertonung niederschlägt, einem wilden Potpourri aus Jazz-, Bigband-, Rock-, Lounge-Musik, folkloristischen Chören, wabernden Synthesizern und geliehenen Melodien wie Ennio Morricones Soundtrack zu "Spiel mir das Lied vom Tod".

Fazit: Für Trenker-Fans ist diese Edition so oder so ein Muß. Alle übrigen Interessierten sollten sich zuvor darauf prüfen, ob sie eine aus den 70er Jahren stammende Dokumentation des Alpinismus so sehr reizt, dass sie dafür auch die Kommentierung Trenkers in Kauf nehmen, die von einigen sicherlich als strapaziös empfunden werden wird. (df)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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