Oliver Kalkofe hat TV-Schrott dadurch zum TV-Kult gemacht, in dem er ihn ordentlich durch die Mangel gedreht hat. Man mag es kaum glauben, aber "Kalkofes Mattscheibe" gibt es bereits seit zwanzig Jahren. Es mag nun vielleicht manch einen verwundern, dass Kalkofes Abrechnung mit den alltäglichen Fernsehverbrechen schon so lange existiert. Die "Mattscheibe" hatte ihren Anfang aber nicht auf der Mattscheibe, sondern im Radio. Alles fing im Jahr 1991 auf dem niedersächsischen Privatsender Radio ffn an. Darum hat Turbine Medien nun den längst überfälligen Schritt getan und damit begonnen, die Radio-Mattscheibe nach und nach auf CD zu veröffentlichen, insgesamt sind acht Doppel-CDs vorgesehen. Das dürfte vor allem unzählige langjährige Fans von "Kalkman" freuen, die damals nicht im Sendegebiet von Radio ffn lebten und seine Rachefeldzüge erstmals auf dem Bildschirm erlebt haben.

Doch widmen wir uns nun der ersten Veröffentlichung mit den frühesten Radio-Mattscheiben. Gleich zu Beginn ertönt die vertraute Titelmelodie der "Lindenstraße". Der Hörer merkt also sofort, dass bestimmte TV-Formate einfach nicht totzukriegen sind und auch "Kalkman" nichts dagegen tun kann. Nicht anders ist es mit "Wetten dass?", das in den ersten Folgen der Radio-Mattscheibe ebenfalls gleich mehrfach daran glauben muss. Aber keine Sorge, natürlich gibt es auch Einblicke in TV-Sendungen der frühen Neunziger und deren Abgründe, die heute nicht mehr über die Mattscheibe flimmern, z. B. das DDR-Relikt "Ein Kessel Buntes". Man hat anscheinend auch vieles schon verdrängt, oder wer erinnert sich noch an die Hysterie um David Hasselhoff Anfang der Neunziger? "Der Kalk" hatte damals "the Hoff" besonders auf dem Kieker und natürlich kein gutes (Brust-)Haar an ihm gelassen. Man möchte sich fast schon nachträglich dafür schämen, dass man als Kind regelmäßig "Knight Rider" gesehen hat.

Aber ist es nicht etwas völlig anderes, wenn man "Kalkofes Mattscheibe" nur aus dem Fernsehen kennt und nun als Radio-Version hört? Zumindest bei den ersten Folgen hat man den Eindruck, als hätte er am Anfang noch längst nicht die Schärfe, die man von ihm aus der TV-"Mattscheibe" gewohnt ist. Doch das ändert sich nach ein paar Folgen Warmlaufen, schnell hat er zu seinem gnadenlosen und rücksichtslosen Stil gefunden. Dennoch kann eine Audio-Variante der "Mattscheibe" nicht an die "Mattscheibe" auf der Mattscheibe herankommen, aber als langjähriger Fan kann man sich hier auf sein Kopfkino verlassen.

Wie man es von den DVD-Veröffentlichungen von "Kalkofes Mattscheibe" durch Turbine Medien gewohnt ist, so fehlt es auch bei dieser DVD-Veröffentlichung nicht an Bonusmaterial. Auf beiden CDs befindet sich ein CD-ROM-Part mit MP3-Dateien zu Höreraktionen von Oliver Kalkofe auf Radio ffn. Was die Hörer beigetragen haben, ist jedoch manchmal recht eigenwillig.

Aber das ist noch nicht alles, bei dieser Veröffentlichung ist noch eine Bonus-CD mit einigen ausgewählten Radio-Mattscheiben, die auf den folgenden sieben Doppel-CDs zu finden sein werden, mit dabei. Für den echten Fan hätte es diese Bonus-CD eigentlich nicht unbedingt gebraucht, da dieser sich sowieso alle kommenden Doppel-CDs holen würde, doch man bekommt schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was da noch kommt. Insbesondere wenn man die Radio-Mattscheibe bisher noch nicht kannte, ist dieser Ausblick vielversprechend, denn "der Kalk" scheint in den folgenden Jahren noch ein wenig zugelegt zu haben, was seine Bissigkeit und Härte betrifft.

Die Doppel-CD ist ansprechend gestaltet und enthält außerdem ein umfangreiches Booklet, in dem der TV-Terminator aus dem Nähkästchen plaudert. Turbine Medien hat also auch diesmal die "Kalk-Fans" nicht enttäuscht, sodass eine Kaufempfehlung uneingeschränkt ausgesprochen werden kann. Fazit: granatenmäßig! (jh)

Wertung: (9 von 10 Punkten)