Gleich vorweg. Selten habe ich so eine spannende Serie gesehen und schon gar nicht bewerten dürfen. Spannung und Überraschung pur, von der ersten, bis zur letzten Minute jedes Filmes. Die Bezeichnung ist ein wenig irreführend, denn die Filme in dieser ersten Staffel sind inhaltlich selbstständig. Jedoch sollte man die Episode "Ein Fall von Pink" allein wegen der sich rasant entwickelnden Figurenkonstellation um Holmes und Watson unbedingt zuerst gesehen haben.

Den Autoren ist es hervorragend gelungen, Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes im 21. Jahrhundert agieren zu lassen. Holmes und Watson sind im Internet- und Handyzeitalter angekommen. Diverse frühere Verfilmungen der Romanvorlage sind allesamt gelungen, jedoch überhaupt nicht mit dieser Neubearbeitung zu vergleichen. Schon allein die Tatsache Dr. Watson (Martin Freeman) als posttraumatisierten, ehemaligen Afghanistan-Kriegsveteranen in die Handlung einzuführen, ist überraschend zeitgemäß und genial zugleich. Holmes wird dargestellt von Benedict Cumberbatch. Dieser verleiht der Figur einen smarten Touch im Grenzbereich zwischen Genie und Wahnsinn. Die von ihm scheinbar mühelos abgespulten und hergeleiteten Gedankenverkettungen sind erfrischend anzusehen. Der dritte Mann im Bunde ist Inspector Lestrade (Rupert Graves). Anfangs erscheint er ein wenig hilflos und überfordert zu sein. Doch davon darf man sich nicht täuschen lassen. Nicht zuletzt wirken die Charaktere auch durch die gelungenen deutschen Synchronisierungen besonders erfrischend und mitunter sehr witzig. Wie man in den Dialogen den sprichwörtlich "schwarzen englische Humor" ins Deutsche übertragen hat, ist verblüffend und wirkungsvoll anzusehen. Jeder der Filme hat eine Spielzeit von ca. 90 Minuten, also Spielfilmlänge. Interessant ist der offen gelassene Schluss (Cliffhanger) am Ende in "Das große Spiel". Man muss sich noch eine Weile auf die Fortsetzung gedulden bis die zweite Staffel in Deutschland erscheint.

Die Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss konnten den legendären Vorbildern "Sherlock Holmes und Dr. Watson" interessante neue Seiten hinzufügen. Die Musik zur Serie stammt von den durchaus erfahrenen und erfolgreichen Komponisten David Arnold und Michael Price. So stammt aus Arnolds Feder auch die Filmmusik zu bemerkenswerten anderen Produktionen, wie diverse James Bondfilme, Stargate oder Independence Day. Wenn man den sehr kurzen Zeitraum zur Komposition und Realisierung des Soundtracks berücksichtigt, ist auch hier Beachtliches entstanden. Aber oft entstehen wichtige und bedeutsame Dinge nur unter Druck von außen.

Die zwei DVDs der ersten Staffel enthalten die Folgen "Ein Fall von Pink", "Der blinde Banker" und "Das große Spiel". Die DVD 2 beinhaltet Bonusmaterial und Hintergrundinformationen zu einzelnen Filmen, Autoren und Produzenten. Ein sehr ausführliches Booklet ergänzt den insgesamt sehr guten Auftritt der Serie in DVD-Form. Wer sich die Dialoge lieber in Englisch anhören möchte, hat auch dazu Gelegenheit.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Neubearbeitungen des Holmes-Themas spannend und unterhaltsam anzuschauen sind, dass sie Lust auf neue Folgen machen und dass man sie nur empfehlen kann. Von solcher gelungenen Art der Film und Fernsehunterhaltung wünschte man sich mehr. (al)

Wertung: (10 von 10 Punkten)