Scharfsinnig wie Sherlock Holmes, schrullig wie Miss Marple, facettenreich wie der Tatort und Tränensäcke wie Derrick … so in ungefähr könnte man sich den berühmten Wissenschaftler und Amateurkriminologen Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen vorstellen. Ab den späten 1970ern bis in die 90er Jahre hinein löste der Professor über 70 Fälle für den RIAS Berlin bzw. später das Deutschlandradio. Einzelne Folgen werden bis heute gelegentlich im Radio wiederholt, jedoch verhinderten die Verträge, die seinerzeit mit den Sprechern etc. abgeschlossen wurden, jegliche Veröffentlichung der Hörspiele auf MC oder CD, da entsprechende Klauseln damals nicht üblich waren.

Zahlreiche Versuche wurden gestartet, die Serie doch noch in den Handel zu bringen, scheiterten aber an den Rechteinhabern bzw. am Auffinden deren Erben.Die Tatsache, dass nie auch nur ein Ton für die Serie komponiert wurde, sondern stets Archivaufnahmen für die musikalische Untermalung herangezogen wurden, erschwerte die Veröffentlchung zusätzlich. Mit dem Aufkommen des Internets entstand schließlich in Fan-Kreisen ein Van-Dusen-FTP-Server, auf dem die Hörspiele zum Unmut der Radiosender illegalerweise zum Download lagen. Abmahnungen, Unterlassungserklärungen usw. waren die Folge. Man war sich einig: Es ist unmöglich, die Serie legal zu vertreiben.

Doch wie so oft, wenn die Großen versagen, sind es die Kleinen, die Abhilfe schaffen. Im vergangenen Jahr sorgte Sebastian Pobot von Highscore Music für Aufsehen, als er die ersten vier Folgen auf CD veröffentlichte. Dieser Testballon (immerhin veröffentlicht über Folgenreich und Universal Music) scheint erfolgreich gewesen zu sein, denn nun liegt mir die fünfte Folge, der Auftakt zur zweiten Staffel von CD-Veröffentlichungen vor (laut Booklet sind erneut vier Folgen vorgesehen).

"Stirb schön mit Shakespeare" ist die letzte Folge, die Autor Michael Koser nach einer Vorlage des auf der Titanic gestorbenen Van-Dusen-Erfinders Jacques Futrelle geschrieben hat. Während einer Shakespeare-Aufführung verschwindet eine Schauspielerin spurlos. Detective Seargant Caruso, humorloser Polizeichef, ist ratlos, aber Van Dusen wittert eine Spur in Form einer Schachtel Pralinen.

Über die Qualität des Hörspiels braucht man eigentlich nicht viele Worte zu verlieren. Namhafte Schauspieler wie Friedrich W. Bauschulte, Peter Schiff, Arnold Marquis, Otto Sander und natürlich Klaus Herm als Hutchinson Hatch sind bzw. waren ohnehin Meister ihrer Zunft. Die Produktion selbst weiß mit ihren behutsam eingesetzten Geräusche und der dezenten Musikuntermalung auch heute noch zu überzeugen.

Als Bonus wurde erneut ein siebenminütiger Track angehängt, in dem Michael Koser, Regisseur Rainer Clute und Klaus Herm locker über die Entstehung der Folge plaudern. Koser erläutert hierbei auch seine Motive, künftig eigene Skripte für die Serie zu schreiben. Die Aufmachung der CD entspricht der der bereits bekannten vier Folgen, es gibt erneut ein Wendecover mit dem Comic-Motiv auf der einen und dem eher ernsteren Motiv auf der anderen Seite (die von Fans gestalteten Cover spalten die Fan-Kreise bis heute in zwei Lager, somit wird beiden Vorlieben entsprochen).

Und so bleibt mir auch bei meiner fünften Van-Dusen-Rezension nichts anderes übrig, als erneut die Höchstpunktzahl zu vergeben. (fk)

Wertung: (10 von 10 Punkten)