Am Ende die Hoffnung

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 18.10.2011 | VÖ: 19.10.2011 | Herausgeber: Polyband | Kategorie: Film

Eine alte Dame setzt sich in ein Berliner Taxi zu einer jungen Frau, um sich von ihr nach Oslo fahren zu lassen. Dort wurde ein deutsches U-Boot aus dem 2. Weltkrieg geborgen. Während der Reise in die norwegische Hauptstadt beginnt die alte Frau in Erinnerungen zu schwelgen und der Zuschauer erfährt nach und nach, welche Rolle das Gefährt im Leben der rüstigen Dame spielte. Im Verlauf der Fahrt lockert sich das Verhältnis der Reisenden und der jungen Taxifahrerin. Es handelt sich dabei um die Enkeltochter der alten Frau, die von ihrer Großmutter namens Elisabeth nun erfährt, dass sie am Ende des Krieges gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Erst wurde sie aktiv, indem sie aufsässige Plakate klebte, später lernte sie dann einen Spion kennen, mit dem sie nicht nur ein Verhältnis begonnen hat, sondern den sie auch im Kampf gegen das Deutsche Reich unterstützte. Es handelte sich dabei um einen Deutschen, der gegen sein Land in Zusammenarbeit mit den Engländern agierte. Sie bekommt den Auftrag, den deutschen Marineoffizier Hans Mertens auszuspionieren. Sie verliebt sich in Hans und beginnt immer mehr zwischen den Stühlen zu stehen...

Vor knapp einer Woche wurde ich dank einer Sat.1-Vorschau auf diesen TV-Film aufmerksam und ich habe das Schlimmste befürchtet. Schließlich ist Yvonne Catterfeld eine der Schauspielerinnen, die für mich das moderne Kitsch-Fernsehen verkörpert. Hinzu kommt, dass es sich bei "Am Ende die Hoffnung" um einen modernen Fernsehfilm handelt, denen ich im allgemeinen sehr kritisch gegenüber stehe. Außerdem suggerierte die Vorschau, dass der Film in ganzer Linie auf eine Liebesschnulze ausgelegt ist.

Sonderlich viel Lust hatte ich deshalb nicht auf den Streifen. Doch ich kam nicht dran vorbei und musste ihn mir zum Zwecke dieser Rezension anschauen. Ich muss sagen, dass ich doch sehr positiv überrascht war. Freilich ist "Am Ende die Hoffnung" eine Liebesschnulze, was anderes will der Film auch gar nicht sein. Doch in dieser Form funktioniert der Plot sehr gut. Man hat eine wahre Geschichte eines gefundenen deutschen U-Bootes an der Küste von Norwegen zur Grundlage genommen und hat um diese Begebenheit herum eine Handlung gestrickt, die ein fiktives Schicksal in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges erzählt. Das Kitschige ist dabei erfrischend dezent in die unterhaltsame Handlung eingebaut. Das Besondere an diesem Stoff ist der Konflikt, mit dem die Protagonistin zu kämpfen hat. In der Hoffnung auf einen gerechten Frieden stellt sie sich erst gegen ihre Landsleute, verliebt sich dann aber in einen patriotischen deutschen Marinesoldaten, der jedoch alles andere als ein fanatischer Nationalsozialist ist. Der deutsche Widerstandskämpfer, der für die Engländer arbeitet, entpuppt sich dafür mehr und mehr als unsympathischer Antagonist und der Zuschauer erkennt, dass im Grunde alle Figuren nur das Opfer ihrer Zeit sind. Hier wird keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, wie es die letzten Jahrzehnten in unzähligen ausländischen aber auch deutschen Filmen der Fall war. Das Muster "Nationalsozialist/deutscher = böse" und "Widerstandskämpfer/Alliierter = gut" wird hier wie schon bei "Der Untergang" (nur hier hieß die Formel plötzlich "guter Nazi/böser Nazi") durchbrochen und man zeigt die damalige Realität, wie sie wirklich war, nämlich bunt gemischt. Auf allen Seiten gab es gute und schlechte Menschen, auf allen Seiten gab es Verbrechen aber auch gute Taten. Und selbst ein einzelner Mensch kann sowohl Böses als auch Gutes tun bzw. getan haben. Dies wird in diesem Film gut beleuchtet, ohne dabei einen Anspruch auf historische Korrektheit zu erheben. Trotzdem wirkt die Kulisse und die Ausstattung außerordentlich korrekt. So hat man beispielsweise auch einen handgeschriebenen Brief jener Zeit nicht in einer Kurrent- bzw. Sütterlin-Schrift verfasst, wie man es damals in Schönschrift in der Schule gelernt hätte, sondern man hat eine erwachsene und individuelle Schrift verwendet.

Was mich in dieser Hinsicht ein wenig gestört hat, war, dass die Schauspieler über lange Strecken dann doch zu sauber wirkten. Es sieht ein wenig aus als hätte man Models in Lumpenkleider gesteckt, was die Authentizität dann leider doch ein wenig schmälert. Auch die Spezialeffekte, die verwendet wurden, sind an manchen Stellen ein wenig zu künstlich ausgefallen.

Alles in allem war ich aber doch positiv überrascht. Man muss sich natürlich auf den Film einlassen und muss sich auf eine romantisch angehauchte Geschichte einlassen, die aber so verpackt ist, dass sie auch Leuten gefallen dürfte, die mit diesen TV-Filmen sonst wenig anfangen können.

Eine Geschichte, die auf diese unverkrampfte und unvoreingenommene Art und Weise erzählt wurde, habe ich noch nicht gesehen. Ich bin mir sicher, dass dieser Film bei weitem nicht das Budget hatte, wie andere großangelegte Fernseh-Eventfilme wie beispielsweise "Hindenburg" von RTL. Nur in diesem Fall hat man durch ein tolles Team und einer gut geschriebene und solide inszenierte Geschichte die Konkurrenz deutlich übertreffen können. Anders als bei RTL brauchte man hier nicht die plakativ bösen Nazis, die man aus politischer Korrektheit äußerst penetrant in die Geschichte mit einbauen muss, ebenfalls verzichtete man auf die unzählig vielen ausgelutschten deutschen TV-Film-Schauspieler verzichtet, die den meisten Zuschauern zum Hals raus hängen dürften. Stattdessen engagierte man mit Rosemarie Fendel eine große deutsche Schauspielerin, die es schaffte, der gealterten Hauptfigur unheimlich viel Leben einzuhauchen. Aber auch Yvonne Catterfeld hat eine tolle Bildschirmpräsenz und verkörpert ihre Rolle mehr als glaubwürdig. Lediglich die beiden männlichen Hauptdarsteller wirken streckenweise so, als hätte man sie frisch aus einer Telenovela heraus geholt. Alles in allem sind aber alle Figuren gut gespielt worden.

Pünktlich zur Fernseh-Erstausstrahlung von "Am Ende die Hoffnung" veröffentlicht Poylband den Film auf DVD. Besonders viel kriegt man hier leider nicht geboten. Erwähnenswert ist neben dem Hauptfilm in voller Länge (109 Minuten) die schönen Aufmachung, sowie das 23-minütige "Making Of" und das schön gestaltete Menü, das ansonsten nur noch die Kapitelwahl als Rubrik anbietet. Untertitel für Hörgeschädigte sucht man hier ebenso vergebens wie ein Beiheft. Stattdessen liegt der Hülle ein Polyband-Werbeheftchen bei, was besser ist als eine leere Verpackung.

Ich bin mir sicher, dass es vielen so geht wie mir. Wer also Vorurteile gegenüber diesen Film besitzt, sollte diese abstreifen und der Geschichte eine Chance geben. Sicher gibt es noch immer genug Leute, die mit "Am Ende die Hoffnung" trotzdem nichts anfangen können. Aber ich bin überzeugt davon, dass genug andere Zuschauer ähnlich überrascht werden wie ich. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.