Das große Comeback

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Datum: 13.10.2011 | VÖ: 14.10.2011 | Herausgeber: Universum Film | Kategorie: Film

Der erfolglose Schlagersänger Hansi Haller versucht verzweifelt mit seinem Management seiner angeknackste Karriere wieder neuen Aufwind zu verleihen. Durch Zufall wird ein Fernsehsender auf ihn aufmerksam. Die TV-Redakteurin Ute Meier-Thiel möchte Hansi Haller als Hauptfigur einer Reality-Dou-Sendung vermarkten. Während diese hofft, mit dem Trash-Format große Erfolge feiern zu können, vertraut Haller darauf, dass es sich um eine Dokumentation handelt, die ihn in einem guten Licht zeigen wird. Doch Ute Meier-Thiel möchte ihn als "Deutschlands erfolglosester Schlagerstar" verkaufen. Die Reise geht nach Bad Böhlen, das erste Hansi-Haller-Fandorf...

Die Idee des Filmes "Das große Comeback" hat mir wirklich gut gefallen. Denn die Schlagerszene, die aufgrund ihrer Oberflächlichkeit und der vorgespielten heilen Welt von vielen verpönt wird, trotzdem für gewisse Leute doch sehr interessant und reizvoll ist, wurde in Filmen und Serien bislang kaum aufs Korn genommen. Genauso ist es mit dem Thema Reality-Fernsehen, welches in der heutigen TV-Landschaft allgegenwärtig ist, jedoch bislang kaum karikiert wurde.

Was mich jedoch ein wenig stutzig machte, war die Tatsache, dass es sich um einen Fernsehfilm für das ZDF handelt. Außerdem sind die beiden Hauptdarsteller, nämlich Uwe Ochsenknecht sowie Andrea Sawatzki, ganz und gar nicht mein Fall. Das Thema fand ich trotzdem interessant und so habe ich mich ohne große Erwartungen auf den Film eingelassen.

Dass meine Skepsis gegenüber Fernsehfilme absolut berechtigt ist, wurde auch diesmal wieder bestätigt. Aufgrund der modernen Technik wirkte auch dieser Film auf den ersten Blick zwar sehr gut gemacht, doch aus dem großartigen Potential, den dieser Stoff hat, konnte das zuständige Filmteam leider nur wenig heraus holen. Die erste Hälfte des Filmes war noch einigermaßen erträglich. Die Geschichte wurde als Satire aufgezogen, was ganz gut funktionierte, an vielen Stellen aber aufgesetzt, übertrieben und halbherzig wirkte.

Die zweite Hälfte des Filmes ist dann leider nur noch lächerlich. Es wird eine Liebesgeschichte eingebaut, die einfach nur an den Haaren herbei gezogen ist, außerdem bedient sich Autor Mark Werner allen Klischees, die man aus Kitschfilmen kennt. Das geht soweit, dass man im letzten Drittel des Filmes am liebsten abschalten möchte. Denn in dieser Form ist "Das große Comeback" einfach nur ein Unterhaltungsfilm unterster Schublade. Das, was als halbherzige Satire beginnt, verkommt zu einer Schmonzette, die ihres Gleichen sucht. Ich weiß nicht, was sich die Macher dabei gedacht haben? Die Grundidee hatte so unglaublich großes Potential! Man hätte hier die Möglichkeit gehabt, zu einem Rundumschlag auszuholen und der Schlagerszene aber auch den privaten Fernsehsendern mal gehörig den Spiegel vorzuhalten. Stattdessen ging den Machern wohl bereits nach dem ersten Drittel des Filmes die Luft aus und man suchte offenbar verzweifelt nach einem passenden Ende. Hätte diese kitschige Entwicklung einen ironischen oder satirischen Bruch, hätte das den Film vielleicht noch ein wenig retten können, aber in dieser Form frage ich mich wirklich, was der Sinn dahinter sein soll. Wenn man die bisherige Laufbahn des Autoren und Regisseurs mit Werken wie "Alles Atze", "Alarm für Cobra 11", "Ritas Welt" oder "Verbotene Liebe" anschaut, muss man sich eigentlich nicht über das verschenkte Potential des Filmes wundern. Andererseits stehen in den Filmographien auch "Das fliegende Klassenzimmer" oder "Mein Leben & ich", die man doch als ganz gelungen bezeichnen könnte.

Bereits oben erwähnte ich, dass ich mit den beiden Hauptdarstellern wenig anfangen konnte. Dies änderte sich im Verlauf des Filmes natürlich nicht. Die restlichen Schauspieler waren aber fast ausnahmslos großartig. So war es außerordentlich schade, Heinrich Schafmeister und Leonhard Lansik lediglich in kleinen Rollen als die Manager von Hansi Haller zu sehen. Die Dorfbewohner des fiktiven Dorfes "Bad Böhlen" (gedreht wurde in Inversheim in der Eifel) wurden ebenfalls toll besetzt. Und das einzige kleine Highlight am Ende des Films war Konstantin Wecker, der sich als bayrischer Schlagersänger in einer TV-Sendung über die Pornovergangenheit von Kollegen aufregt. Genau das sind die ironischen Brüche, die diesen Film zum Schluss gut getan hätten.

Die DVD-Umsetzung lässt ebenfalls sehr zu wünschen übrig. Der Film ist dort ungekürzt in einer sehr guten Bild- und Tonqualität zu finden. Jedoch hat man auf alles verzichtet, was dieses Produkt aufgewertet hätte. Die Scheibe selbst beinhaltet ein mageres Menü, das nur den Hauptfilm und eine Trailerschau zeigt. Selbst auf eine Kapitelwahl hat man hier verzichtet. Bonusmaterial ist, mit Ausnahme der Trailer, ebenfalls komplett weggefallen. Gerade bei einem Film, der erst im vergangenen Jahr gedreht wurde, wäre dies eine Kleinigkeit gewesen. Ein paar Gespräche mit Beteiligten, ein Blick hinter die Kulissen, eine kleine Bildergalerie oder verpatzte Szenen hätten sich super angeboten. Untertitel für Hörgeschädigte sind ebenfalls nicht vorhanden. Im Inneren der Hülle sieht man durch das durchsichtige Plastik hindurch lediglich Werbung für weitere DVDs, sowie ein Foto von Hansi Haller. Auf ein Beiheft, Aufkleber oder sonstige physische Extras hat man ebenfalls verzichtet.

Was am Ende bleibt ist die gute Idee, die hinter diesen Film stand und die Tatsache, dass ich mich eine Zeit lang doch ganz gut unterhalten gefühlt habe. "Das große Comeback" ist unterm Strich aber ein ganz großer Reinfall geworden. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie scheint bei TV-Filmen in den letzten Jahren bzw. schon fast Jahrzehnten der Wurm drin zu sein. Vielleicht sollte man sich ein wenig darauf besinnen, worauf es ankommt, nämlich Qualität statt Quantität. Statt noch mehr Gebührengelder zu verlangen, wäre es vielleicht sinnvoller nicht all zu viele Sender aus dem Boden zu stampfen und Spartensender wirklich nur noch als Sender zu Wiederholungszwecken vergangener Programme zu verwenden. Dann werden vielleicht auch die Fernsehfilme besser...? (sk)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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