Perrak

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Datum: 24.09.2011 | VÖ: 05.08.2011 | Herausgeber: Pidax | Kategorie: Film

Der Schauspieler Horst Tappert steht für immer mit der Rolle des Oberinspektor Stephan Derrick in Verbindung. Nur wenige Menschen kennen ihn auch heute noch aus anderen Filmen oder Serien. Fast 25 Jahre spielte er die Titelrolle in der weltweit erfolgreichen Fernsehserie "Derrick". Das Erfolgsformat ging erstmals in einer Zeit auf Sendung, als das deutsche Kino an einem Tiefpunkt angelangt war. Die Regisseure, Kameramänner und Schauspieler, die in den Jahren zuvor noch großes Kino machten, konzentrierten sich in dieser Zeit fast nur noch darauf, hochwertige Fernsehspiele zu drehen. Einer dieser Regisseure war der Edgar-Wallace-Spezialist Alfred Vohrer, der sich in den 70er und 80er Jahren für zahlreiche gute "Derrick"-Folgen verantwortlich zeigte.

Nur wenige Jahre vorher drehte er einen Kriminalfilm für das Kino, in dem Horst Tappert ebenfalls die Hauptrolle verkörpert. Zwei Parallelen sind dabei bemerkenswert: "Perrack", der Name des Films und des Hauptermittlers ähnelt sehr der späteren Serie "Derrick". Außerdem erinnert die draufgängerische, grobe und wortgewandten Art von "Perrack" sehr an "Derrick" aus den ersten Jahren. In den 70er Jahren war die Serie bei weitem noch nicht so trocken, wie viele Episoden der 80er und 90er Jahre.

In "Perrak" geht es aber noch einmal deutlich derber zu. Alfred Vohrer zieht dort alle Register, was die Gewalt, den Sex und den Trash-Faktor angeht. Selbst der frühe "Derrick" wirkt dagegen wie ein Waisenknabe. Das sorgt dafür, dass man hier einen wirklich unterhaltsamen und abwechslungsreichen Film serviert bekommt. Krimis über einfache Mordfälle gibt es schließlich genug. Die Sitte hat im deutschen Kriminalfilm bisher eher das Nachsehen gehabt. Erst als das deutsche Kino immer mehr den Sex für sich entdeckte, kamen einige wenige Perlen in die Lichtspielhäuser, die sich verstärkt mit dem verruchten Milieu beschäftigten.

Die Geschichte beginnt damit, dass auf einer Hamburger Müllhalde die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Der Kriminalbeamte Perrak, Chef der Sittenpolizei, kümmert sich um die Ermittlungen. Schnell findet er heraus, dass es sich bei der Ermordeten um einen Transvestiten handelt. Während er beginnt, im Hamburger Untergrund zu recherchieren, geschehen weitere Mordfälle...

"Perrak" ist eine wahrhaftige Filmeperle der frühen 70er Jahre. Als ich die DVD vor mir liegen hatte, dachte ich erst, einen mehr oder weniger trockenen und biederen Krimi serviert zu bekommen, der noch ein wenig in der Tradition der 50er und 60er Jahre steht. Doch der Spielleiter Alfred Vohrer ist deutlich weiter gegangen und schaffte es, das alte Krimi-Genre mit vielen neuen Komponenten zu verbinden, die nur zehn Jahre vorher in dieser Form undenkbar gewesen wäre. Ohne zu sehr in den Schmuddel abzudriften, gewährt Vohrer einen Einblick in die "perverse" Szene des Hamburger Sex-Milieus und ohne den Klamauk aufkommen zu lassen, sorgte er für viel Wortwitz und Situationskomik. Horst Tappert verkörpert den kernigen Hauptdarsteller sehr überzeugend und bringt die Rolle mit seinem trockenen Humor so köstlich rüber, dass man nicht selten herzhaft lachen muss. Der Krimi-Aspekt kommt dabei natürlich nicht zu kurz.

Die Filmfirma Pidax hat diese Filmperle aus dem Jahr 1970 nun erstmals auf DVD veröffentlicht. Der Hauptfilm und die Kapitelwahl ist neben dem Menü mit Filmausschnitten leider das einzige, was man auf der Scheibe gezeigt bekommt. Bonusmaterial hat man komplett weggelassen. Dafür findet man im Inneren der durchsichtigen Hülle einen Nachdruck eines originalen Filmprogramms der damaligen Zeit. Darin sind zahlreiche Fotos und Texte abgedruckt, die das Publikum ganz im Stil der damaligen Zeit auf den Hauptfilm neugierig machen. Die DVD-Verpackung zeigt ebenfalls einige Fotos aus dem Film, sowie eine ausführliche Inhaltsangabe und alle wichtigen Daten zum Produkt und zum Hauptfilm. Im Inneren der Hülle wird dies dann noch einmal sichtbar. Das rührt daher, weil man das DVD mit einem Wende-Einlegeblatt versehen hat, welches ermöglicht, das große FSK-Logo von der Startseite verschwinden zu lassen. Bild- und Tonqualität des knapp 88-minütigen Films sind absolut in Ordnung

"Perrak" ist ein außerordentlich gelungener Film. Wer ein wenig abgefahrene Krimis der damaligen Zeit mag und auch dem Sexfilm- und Trash-Genre nicht ganz abgeneigt ist, wird an diesem Film große Freude haben. Aus der DVD-Veröffentlichung hätte man durchaus mehr machen können. Das, was man jedoch geboten bekommt, wurde sehr gut umgesetzt. Der Nachdruck des Filmprogramms ist dafür ein besonderes Extra, welches das Produkt noch einmal deutlich aufwertet. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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