Anna und der Prinz

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Datum: 07.09.2011 | VÖ: 26.08.2011 | Herausgeber: Universum Film | Kategorie: Film

Der Heimatfilm der 50er Jahre war voller Kitsch und Postkarten-Idyll. Auch dramatische Inhalte waren reichlich vorhanden, der komödiantische und unterhaltsame Teil war jedoch vorherrschend. In den vergangenen Jahren bzw. schon fast Jahrzehnten erlebt der Heimatfilm in Deutschland sowohl im Fernsehen als auch im Kino eine Renaissance. Hier stehen meist historische Geschichten im Mittelpunkt, die konkret schildern, welche sozialen Gegebenheiten zur damaligen Zeit herrschten und wie groß die alltäglichen Entbehrungen der vornehmlich einfachen Bevölkerung war. Wenn man sich die unzähligen Ereignisse der vergangenen Jahrhunderte vor Augen hält, merkt man, welch großes Potential an Geschichten über Persönlichkeiten und Schicksale aus dieser Zeit vorhanden sind. Diese turbulenten Jahrhunderte haben so viel für die Nachwelt erhaltene Geschichten hervor gebracht, die bei weitem noch nicht alle erzählt sind. Aus diesem Sammelsurium schöpfen die Filmemacher der letzten Zeit. Und es ist erstaunlich, welche spannende Stoffe sie dabei in filmischer Form neu beleben.

Einer dieser Geschichten ist die Biographie des Pärchens Erzherzog Johann von Österreich und seiner späteren Frau, der Postmeisterstochter Anna Plochl. Im Jahr 1819 begegneten sie sich das erste Mal und verliebten sich ineinander. Doch die Beziehung stand unter keinem guten Stern. Denn bei dem über 20 Jahre jüngeren Fräulein handelte es sich um ein Bürgerliche. Aus diesem hat Kaiser Franz I. von Österreich die Heirat des Pärchens untersagt. Erzherzog Johann musste lange für die Eheschließung kämpfen. Viele Entbehrungen warteten n dieser Zeit auf ihn und seine große Liebe...

Im Jahr 2009 wurde aus diesem Stoff der Fernsehfilm "Anna und der Prinz" gemacht. Er schildert in knapp 89 Minuten das Schicksal der beiden Protagonisten und schafft es das Publikum dabei gut zu unterhalten. Die Hauptdarsteller Tobias Moretti und Anna Maria Sturm verkörpern ihre Rollen sehr überzeugend. Die Landschaftsaufnahmen und auch die Ausstattung sind toll anzusehen, auch wenn gerade die Einrichtung der Räumlichkeiten oder auch das Aussehen der einfachen Menschen der damaligen Zeit in meinen Augen ein wenig zu steril und sauber wirken. Jedoch fehlt mir da vielleicht auch einfach ein wenig das Hintergrundwissen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat man schließlich nicht mehr überall wie im Mittelalter gelebt, was die Hygiene und die Sauberkeit anbelangt. Für die musikalische Untermalung der Geschichte war niemand geringeres als Haindling zuständig.

Universum Film hat "Anna und der Prinz" im August diesen Jahres auf DVD veröffentlicht. Die Ausstattung des Produktes ist äußerst spartanisch. So bekommt man neben einer schönen Gestaltung der Verpackung und den Film in sehr guten Bild- und Tonqualität nichts geboten. Lediglich eine Trailerschau wird im Ambiente eines schönen Menüs als Bonusmaterial angeboten. Gespräche mit den Darstellern, ein Beiheft oder Untertitel für Hörgeschädigte sucht man leider vergebens. Was aber besonders Schade ist: Der Film um knapp 11 Minuten gekürzt. Die Koproduktion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Österreich wurde im ORF vollständig ausgestrahlt, im ZDF leider nur gekürzt gesendet. Diese Fassung hat man auch für die bundesdeutsche Veröffentlichung des Filmes hergenommen. Die Firma Hoazl aus Österreich hat den Epos unter dem Titel "Geliebter Johann Geliebte Anna" ebenfalls auf DVD auf den Markt gebracht. Diese Version ist dagegen wieder vollständig. Das ist äußerst schade, denn die fehlenden Minuten sind nicht einmal in Form von Bonusmaterial auf der DVD zu finden. Lange Gesichter sind hier also vorprogrammiert. Gerade wenn man Wert auf die Vollständigkeit des Filmes legt, aber nicht weiß, dass es verschiedene Versionen gibt, wird man als Konsument der gekürzten Fassung später unter Umständen sehr enttäuscht sein.

Wer auf Vollständigkeit nicht viel Wert legt, wird aber auch mit dieser Ausgabe des Filmes große Freude haben. "Anna und der Prinz" ist ein qualitativ hochwertiger Heimatfilm, der eine spannende und authentische Geschichte erzählt. Der Streifen erinnert mich von der Intensität her sehr an "Die Hebamme " Auf Leben und Tod", gefällt mir unterm Strich aber nicht ganz so gut wie der Film mit Brigitte Hobmeier in der Hauptrolle. Freunden von romantischen Stoffen werden da mit Sicherheit anderer Meinung sein. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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