Spider-man: Ein besonderer Augenblick

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Datum: 13.09.2011 | VÖ: 23.08.2011 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Mit dem Handlungsstrang "Nur noch ein Tag" wurde das Ende einer "ra für Spider-man eingeläutet: nach seiner öffentlichen Demaskierung (während "Civil War") wurde Peter Parker vom Kingpin aufs Korn genommen und ein Attentäter verwundete Peters Tante May tödlich. Kein Ausweg schien mehr möglich, egal an wen sich Peter auch wandte. Schließlich trat Mephisto auf den Plan und machte Peter und seiner Frau Mary-Jane ein Angebot: May möge wieder leben und Peters Identität als Spider-man wieder geheim sein, doch dafür sollten Peter und Mary-Jane ihre Liebe zueinander opfern. Diese ganz besondere Verbindung zweier Menschen war es dem Höllenfürsten wert, mehrere Hebel in Bewegung zu setzen.
Nach der wohl schwersten Aussprache ihrer Ehe willigten Peter und Mary-Jane ein, MJ flüsterte Mephisto etwas zu, was er akzeptierte und mit einem Mal war alles anders. Aus "Nur noch ein Tag" wurde im Seitenumdrehen "Ein neuer Tag" und die Welt Spider-mans war nicht mehr dieselbe: keine Mary-Jane an seiner Seite, dafür eine gesunde Tante und eine sichere Geheimidentität.
Was genau in dieser krassen Zäsur passierte, wie überhaupt die Trennung der beiden Liebenden bewerkstelligt werden konnte und wie die ganze Welt Peters Geheimnis vergaß, das erzählt nun Joe Quesada persönlich in "Ein besonderer Augenblick", um die Lücke zu schließen.

Alles beginnt in der neuen Gegenwart mit einem Spontanbesuch Mary-Janes bei Peter: eine Flasche Wein und ein breites Grinsen im Gepäck steht sie einfach so vor seiner Tür. Sie will reden, über das, was passiert ist, denn man wusste bisher nur: beide waren zusammen, wollten wohl auch heiraten und dann war alles vorbei und MJ fort. Nun ist sie wieder da und will sich mit Peter endlich aussprechen. Das tun die beiden auch und sie haben viel zu bereden: was von allen möglichen Seiten auf sie zukam, als sie kurz vor der Hochzeit standen, was zum Platzen der Heirat geführt hat, wo die "ngste seit jeher saßen und immer noch sitzen und warum alles so traurig endete.

Ein derart dialoglastiges Comic wird man heutzutage selten noch einmal in die Finger bekommen, denn Peter und MJ haben viel zu bereden und nehmen sich dafür gut 140 Seiten Zeit. "Ein besonderer Augenblick" ist ein sehr zweischneidiges Schwert: es füllt eine sehr wichtige Lücke in der Erzählhistorie um Spider-man, der ja seit dem Retcon (eine Neugestaltung der Vergangenheit mit Auswirkungen auf die Gegenwart) keine MJ mehr an seiner Seite hat und Quesada will das nicht einfach so durch ein Fingerschnippen Mephistos passieren lassen. Er geht auf Nummer Sicher und legt eine schlüssige Entwicklung zugrunde, die in der Vergangenheit begonnen hat und nun eben nachgezeichnet wird. Das ist wichtig und interessant, denn es wird sehr schön demonstriert, wie stark Liebe und Angst (v.a. in Form von Verlustangst) als feste Größen in MJ und Peter verankert sind.
Auf der anderen Seite fühlt sich die Aussprache der beiden " so wichtig sie sein mag " einfach auch auf Dauer zäh an. Die Versuche, in den Rückblenden, Dynamik durch Kampfsequenzen mit Spider-man einzuflechten, wirken leider nicht so auflockernd, wie sie es wollen. Es bleibt dabei: hier verfolgt man ein zutiefst ernstes und wichtiges Gespräch und am Stück gelesen ist das ein ordentlicher Happen.

Optisch dominiert ein bewusst altbackener Zeichenstil, denn die "neuen" vergangenen Ereignisse werden mit originalen Sequenzen aus der Zeit vor Peters und MJs Hochzeit verwoben und passen sich daher im Stil an. Das ist für heutige Verhältnisse nicht sonderlich attraktiv. Zumindest ist das gegenwärtige Gespräch von Quesada selbst gezeichnet und damit in moderner Stiftführung verfasst.

Rundum kann man diesen Band schlecht "empfehlen", denn es gibt nur zwei Zielgruppen: die Spider-man-Leser, die diesen Band eigentlich gezwungenermaßen lesen "müssen", wenn sie lückenlos über Peters Privatleben informiert sein wollen und die Comic-Interessierten, die mit diesem Band heillos überfordert wären, denn nur Eingeweihte können mit dieser Geschichte etwas anfangen.
Beiden Zielgruppen wird der Arm schwer werden beim Lesen. Wie schon gesagt: es ist keine uninteressante Geschichte, aber eine tragend erzählte und man schwingt sich nicht mal eben so durch, wie Spidey sich selbst sonst immer zwischen New Yorks Wolkenkratzer. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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