In schwarzer Haut

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 22.09.2011 | VÖ: 25.01.2011 | Herausgeber: Ascot Elite | Kategorie: Film

Sandra Laing (Sophie Okonedo), ein ausgelassenes und fröhliches junges Mädchen, erlebt ihre Kindheit sorgenfrei in der Obhut ihrer Angehörigen und der Bewohner der Gegend. Allein die Tatsache, dass ihre Eltern weiß und sie dunkelhäutig ist, scheint nicht recht ins Bild zu passen, doch keinen scheint es weiter zu stören. Selbst ihr Vater, Abraham Laing (Sam Neill), ein erzkonservativer Verfechter der Apartheid-Politik, der gemeinsam mit seiner Frau Sannie (Alice Krige) Mitglied der rassistischen Nationalist Party ist, nennt sie "sein weißes Mädchen". Obwohl er es nicht gerne sieht, dass sie mit schwarzen Kindern spielt, setzt er sich vehement für sie ein und pocht darauf, dass sie weiß ist und er ihr Vater. Selbst mit dem Schuldirektor legt er sich deswegen an.

Das ist die Zeit, in der auch Sandras Probleme anfangen. Bei der Einschulung in eine Schule für Weiße, lernt sie, was es heißt, diskriminiert und beleidigt zu werden, bis sie mit der Polizei nach Hause gebracht wird. Denn sie wurde, um den Schulalltag nicht zu stören, als Schwarze "klassifiziert". Auch ein Gang vor Gericht bringt keinen Erfolg. Die Theorie, die ihr Anwalt vorträgt, nachdem es einem weißen Paar durchaus passieren kann, dass sie ein schwarzes Kind kriegen, wenn in der Ahnenliste mal eine schwarze Person war, fruchtet nicht. Dass sie später dann doch noch Schulen besuchen darf, ist zwar ein positiver Nebeneffekt, aber nachdem sich Sandra in einen schwarzen verliebt und sich den Groll ihres Vaters zuzieht, scheint das Vater-Tochter-Verhältnis einen erheblichen Schaden abbekommen zu haben. Zwar hatte der Vater schon vorher versucht, sie mit einem weißen Jungen zu verkuppeln, doch hatte keiner der Kandidaten ihr Interesse geweckt. Es war eher so, dass die Jünglinge sie aufgrund ihrer Hautfarbe als minderwertig und somit als Freiwild betrachteten.
Die Situation eskaliert, als sie merkt, dass sie von ihrem schwarzen freund schwanger ist. Sie entscheidet sich für ihn und gegen ihren Vater und flüchtet mit ihren Freund nach Swasiland, wo sie wegen unerlaubten Grenzübertritts festgenommen wird. Nach der Untersuchungshaft wird sie vom Richter dazu verurteilt, bis zur Volljährigkeit bei ihren Eltern zu bleiben. Doch das hält sie nicht davon ab, sofort wieder zu gehen.
Abgesehen von anfänglichen, heimlichen Treffen und Briefwechsel mit ihrer Mutter, gibt es keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie. Nachdem sich die dann zweifache Mutter, 20 Jahre durch das Leben kämpft, erfährt sie, dass ihr Vater zwei Jahre zuvor an Krebs gestorben ist. Sie macht sich auf den Weg, wenigstens ihre Mutter zu finden, um sich mit ihr zu versöhnen. Dass dann zu der Zeit gerade auch die Apartheid aufgehoben wird, kommt aus Sandra Laings Sicht auch viel zu spät, denn die Art, wie die Apartheid ihr Leben beeinflusst hat, kann man nicht mehr gerade biegen.

Obwohl der Film Anfangs die unbekümmerte Kindheit Sandra Laings schildert, schleicht sich doch unweigerlich von Beginn an ein beklemmendes Gefühl ein, dass man im Laufe des gesamten Films nicht abschütteln kann. Dass man weiß, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert, lässt jede Situation noch bedrückender erscheinen. Einen großen Teil der Ehre ist auch den Casting-Verantwortlichen zuzuschreiben, die Schauspieler ausgesucht haben, die alle Rollen vollkommen glaubhaft darstellen und dem Film eine lebendige Natürlichkeit verleihen.
Sophie Okonedo spielt die Rolle einer jungen Frau aus wohlbehüteten Verhältnissen genauso glaubwürdig, wie die erwachsene Frau, die der Härte eines benachteiligten Lebens ins Gesicht schauen und damit fertig werden muss zwei Kinder unter widrigsten Umständen alleine groß zu ziehen. Und auch die Rolle von Sam Neill ist nicht gerade das, was man eine einfache Rolle nennen würde. Aber auch das wird von ihm mit Bravour gemeistert. Insgesamt ist der Film wohl mit Hilfe der echten Sandra Laing zu einer historisch wertvollen Dokumentation geworden. Er schildert sehr anschaulich eine Facette der neueren Geschichte auf unserem Planeten.
Auch wenn es einem normal denkenden Menschen aus unseren Breitengraden schwer fällt, sich in die Geschichte und die Charaktere rein zu versetzen, kann man mit absolut gutem Gewissen diesen Film nur weiter empfehlen. Allein schon als Zeugnis der Begebenheiten, die die meisten von uns nur aus Nachrichten und Erzählungen her kennen.

Die DVD kommt in einem gängigen Amaray Case mit Kartonüberzug mit deutscher und englischer Sprachauswahl. Als Extras hätte man sich bei den Möglichkeiten, die sich anbieten, weitaus mehr machen können, als nur eine Trailershow. Bei Bild und Ton gibt es keine Beanstandungen, sind bei diesem Film aber auch nicht wirklich vordergründig. (pg)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.