Mauerjahre - Leben im geteilten Berlin

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Datum: 22.08.2011 | VÖ: 22.07.2011 | Herausgeber: Edel Germany | Kategorie: Dokumentation

Ein fragwürdiges Jubiläum bestimmt dieser Tage die Medien: Zum 50. Mal jährt sich der Tag, an dem die Berliner Mauer errichtet wurde, jenes beinahe unüberwindbare Bollwerk, das eine Stadt fast 30 Jahre lang teilte und so zum Sinnbild des Kalten Krieges wurde. Die gesamte deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist von der Zweiteilung in zwei deutsche Staaten geprägt, und gerade dieser Tage widmen sich unzählige Dokumentation und Spielfilme den zahlreichen geglückten, aber auch missglückten Fluchtversuchen sowie dem Leben im geteilten Deutschland.

Mit "Mauerjahre - Leben im geteilten Berlin" erscheint eine Dokumentation der ARD (insb. des RBB), die die Geschehnisse der beinahe 30 Jahre von Mauerbau bis Mauerfall zusammenfasst. "hnlich wie Guido Knopps beliebte Serie "100 Jahre" entspricht dabei jede der 30 knapp viertelstündigen Folgen einem Jahr in der deutschen Geschichte von 1961 bis 1990. Besonders fällt auf, dass der Fokus der Dokumentation dabei auf dem alltäglichen Leben der West- und Ost-Berliner Bürger bleibt. Politische Entwicklungen werden dabei zwar beleuchtet, aber stets in Verbindung mit den Konsequenzen für die Menschen gebracht.

So befassen sich die unterhaltsam geschnittenen und mit Zeitzeugenberichten versehenen Clips mit West-Berlin als Wintersportort, dem Besuch der Rolling Stones auf der Waldbühne, "Satchmo" Armstrong, aber auch die völlig gegensätzlichen Besuche von John F. Kennedy in West-Berlin und Nikita Chruschtschow in Ost-Berlin. Auch die häufig vernachlässigten Exklaven wie z.B. Steinstücken werden erfreulicherweise berücksichtigt. An den großen Entwicklungen wie die Geburt der RAF, dem Viermächteabkommen oder dem Grundlagenvertrag kommt man natürlich nicht vorbei. Auch den unzähligen Mauertoten wird wiederholt Rechnung getragen. Sehr schön ist, dass neben exklusiv für diese Dokumentation geführten Interviews nicht nur bekannte Bilder gezeigt werden, sondern auch zahlreiche unbekanntere Ausschnitte aus Ost- und West-Werbespots sowie Politikerreden.

Wenn man "Mauerjahre" etwas als problematisch ankreiden muss, so ist es die Tiefe der dargebotenen Informationen. Vieles wird angesichts des knappen Zeitbudgets für jede Episode relativ schnell abgehandelt. Allerdings ist es nicht die Absicht von "Mauerjahre", jedes einzelne Detail der Teilung Deutschlands und Berlins akribisch aufzuarbeiten, sondern eher, einen Gesamtüberblick über das Leben des Einzelnen und die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost- und West-Berlin zu geben. Diesen Zweck erfüllen die 30 Episoden vorbildlich und verzichten dabei auf Sensationsjournalismus und allzu große Dramatik.

Die drei DVDs kommen in einem sehr schön gestalteten Pappschuber, jedes Jahr ist im Menü separat anwählbar, wobei im Modus "Alle abspielen" jedes Jahr komfortabel einem DVD-Kapitel entspricht. Auf DVD 3 findet sich zusätzlich eine halbstündige Dokumentation über Berlin am Vorabend des Mauerbaus, die durchaus interessant ist, jedoch meiner persönlichen Meinung nach etwas abfällt. Das Bild ist insgesamt als sehr gut zu bezeichnen, wenn auch natürlich die Qualität der Originaleinspielungen nicht heutigen Standards entspricht. Wer hätte auch gedacht, dass Ausschnitte der "Aktuellen Kamera" jemals auf hochauflösende DVDs gepresst werden?

"Mauerjahre" bietet einen unterhaltsamen Überblick über 30 Jahre geteiltes Berlin, ohne die zahllosen Gräueltaten an der Mauer zu verharmlosen. Sehenswert! (fk)

Wertung: 10 von 10 Punkten (10 von 10 Punkten)

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