Captain America: Der Auserwählte

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Datum: 23.08.2011 | VÖ: 19.07.2011 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Jimmy Newman ist US-Soldat im Nahen Osten und lebt jeden Tag in Angst. Angst vor Gewalt und Tod. Angst, dass er seine Frau und sein fünf Monate altes Kind nie wiedersehen wird. Dennoch macht Jimmy weiter, denn er will etwas bewirken, das Land, in dem er eingesetzt wird, sicherer machen, die Welt etwas sicherer machen. Trotzdem ist der Kampf kräftezehrend und je mehr sich Jimmy den Feinden entgegen wirft, umso mehr schwindet seine Hoffnung und seine innere Ruhe, alles durchstehen zu können. Als Jimmy mitten in einem Einsatz den Mut vollends zu verlieren scheint, steht plötzlich Captain America vor ihm. Mehr als jede Kampfdroge, mehr als jede noch so flammende Rede kann die bloße Anwesenheit von Captain America Jimmy wieder Mut geben, wieder an einen echten Erfolg glauben lassen und so retten Jimmy und Cap verletzte und eingekesselte Kameraden.
Nach dem Einsatz ist Captain America plötzlich spurlos verschwunden und nur Jimmy scheint in gesehen zu haben. Hat er halluziniert, um sich selbst aus dem Abgrund der Verzweiflung zu ziehen? Warum sollte auch ein Held wie Captain America einem einfachen Soldaten wie Jimmy Newman beistehen wollen?
Das Leben geht so oder so weiter und Jimmy begibt sich schonbald auf den nächsten Einsatz in einer Höhle, die als Waffenlager enttarnt wurde. Mitten in der Reinigungsaktion gibt es einen Vorfall und die Höhle stürzt teilweise ein. Wieder ist Jimmy in einer extrem aussichtslosen Lage und glaubt nicht mehr daran, noch genug Kraft zu haben, etwas ausrichten zu können. Und wieder sieht er plötzlich ganz deutlich Captain America vor sich, der ihn anspornt, aufmuntert und moralisch wieder aufbaut. Jimmy weiß nicht mehr, was er glauben kann oder darf " da erklärt es ihm der "Captain America" vor ihm: warum er plötzlich Cap zu sehen meint und warum nur er es tut und vor allem: was Jimmy mit Caps letzter Mission zu tun hat.

Die vom "Rambo"-Schöpfer Morrell erdachte Geschichte um den Captain auf seiner letzten Mission spielt abseits jeder offiziellen Marvel-Kontinuität und ist daher eine einsame Kurzgeschichte, die einfach nur einen melancholischen Gedanken entfaltet und es dabei irgendwie schafft, nicht auf jeder Seite vor Pathos zu triefen. Jimmy ist hierbei zwar der Protagonist der Handlung, aufgrund seiner doch eher flachen Charakterisierung aber wesentlich uninteressanter als Captain America, der ja eigentlich nur zu Besuch ist und trotzdem mehr Interesse wecken kann. Wenn Cap davon spricht, wie er den Großteil seines Lebens in Angst um noch mehr tote Freunde um in herum erlebt hat, ist das einfach ansprechender als Bilderbuch-Jimmy, der eine liebe Frau und ein süßes Kind hat und ganz bestimmt auch alten Damen über die Straße hilft und seine Steuern pünktlich bezahlt.
Besonders gegen Ende wird der Pathos und das Einpeitschen auf den in jedem anständigen Bürger wohnenden Mut und Willen zu Veränderung etwas unangenehm, denn es fehlen nur noch die sanften Trompeten im Hintergrund und der Kitsch wäre perfekt. Immerhin beschert Morrell dem Captain einen Abgang, der den Leser kurz schlucken lässt.
Zeichner Breitweiser kommt der Erzählung mit seinem bodenständigen Stil sehr entgegen und weiß vor allem großformatige Bilder gut aufzubauen. Die ersten beiden Kapitel, voller Staub und Gewalt, sehen besonders schön aus. Später wirkt Breitweiser allerdings etwas weniger gewissenhaft.

Dass dieser Band als Marvel Exclusiv 93 erscheint, liegt mit felsenfester Sicherheit am bald erscheinenden Kinofilm "Captain America: The first Avenger". Für die Aufgabe der Promotion ist Morrell ideal geeignet: eine abgeschlossene Handlung, die im Grunde kein Vorwissen verlangt und dabei klar pointiert vermittelt, was Captain America als Held und Lichtgestalt bedeutet und seinen Fans immer wieder durch seine Art vermittelt.
Als Comic für sich gesehen ist der Unterhaltungsfaktor weniger berauschend, denn dieser Band wirkt eher wie eine Erinnerung daran, was Cap im "gemeinen Volk" auslöst. Er ist nicht nur ein Held und Anführer der Rächer, er ist auch eine Ikone " aber das weiß man als Comic-Leser, denn man wird oft genug daran erinnert, z.B. durch Geschichten wie diese hier. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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