Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

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Datum: 24.08.2011 | VÖ: 17.02.2011 | Herausgeber: Euro Video | Kategorie: Film

Der erst 17-jährige Colin Smith hat trotz seiner Jugend schon sehr erwachsene Probleme. Sein Vater liegt so gut wie im Sterben und er ist das älteste Kind einer ziemlich hungrigen sechsköpfigen Familie. Da Colin den Verlockungen nicht abgeschlossener Autos oder offen stehender Fenster nicht widerstehen kann, hat er sich einen Aufenthalt in einer Erziehungsanstalt eingebrockt. In der Anstalt lässt Colin vorrangig den weniger folgsamen Typ raushängen und passt sich nicht wirklich an die Rangordnung der bereits dort lebenden Jungen an. Besonders stört ihn Stacy, der einen Stein im Brett des Astaltdirektors hat und daher gewisse Privilegien genießt. Als Colin eines Tages aus Frust oder Langeweile Stacy den Schneid beim Fußball abkauft, erweckt er so langsam die Aufmerksamkeit des Direktors, der ein großer Sportfanatiker ist und ein Gespür für Talente zu haben meint. Als Colin dann auch noch den üblichen Langstreckenlauf als erster beendet, ist der Direktor sich sicher: hier schlummert der nächste Pokalsieger der lokalen Meisterschaften und die große Chance, für die Besserungsanstalt, mal gegen eine anerkannte Schule zu gewinnen. Ab sofort ist Colin selbst der Günstling des Direktors, was er sich nie hätte träumen lassen. Auf einmal ist es Colin selbst, der die Missgunst seiner Mitinsassen erfährt, weil er bevorteilt wird " dabei hat Colin mit dem Direktor und dessen Sportbegeisterung rein gar nichts am Hut. Aber wenn er nur laufen muss, um etwas besser behandelt zu werden, kann das doch nicht so schlimm sein, oder?

Der auf dem gleichnamigen Buch basierende Film aus dem Jahre 1962 bringt eine extrem große Portion filmischen Charmes der damaligen Zeit mit sich. Das zeigt sich in der Ausstattung, den Kameraeinstellung, aber vor allem in der Art der Inszenierung. Effekthascherei war damals noch nicht Ziel eines Films, sondern das Transportieren einer Erzählung.
In gut abgestimmten Dosen wird Colins Leben drinnen und draußen einander gegenübergestellt und man lernt den jungen Mann dadurch über den Film hinweg ziemlich gut kennen und kann daher auch das ein Stück weit überraschende Finale daher besonders gut nachvollziehen.
Wirklich spannende ist der Film nicht, aber auch nicht uninteressant. Es ist eben eine rundum ehrlich erzählte Geschichte eines Jungen, der eben so gut es geht klarkommen will, sich ein paar Versuchungen hingibt und dann dafür bezahlt und dabei wiederum mit ganz neuen Konstellationen klarkommen muss. So geht es immerzu mit Colin: er will einfach nur klarkommen und dafür nicht viel von sich selbst, seinem Wesen aufgeben und auf keinem Fall immer jedem alles recht machen. Dass ihn das auch mal in schwierige Lagen bringt, zeigt ja schon der Aufenthalt in der Anstalt.

Hier liegt ganz klar ein Werk für eher spezielle Geschmäcker vor. Einen von Grund auf derart bodenständigen Film trifft man heutzutage nur noch selten an. Wer hier reinschaut, sollte mit Nüchternheit und klaren Linien rechnen, keine ausgefeilten Pointen oder vertrackt kalkulierten Spannungsbögen.
Ebenso nüchtern wie der Film ist auch die DVD-Ausstattung: bis auf drei Film-Empfehlungen gibt es keine Extras, was sehr schade ist, denn ein wenig "Futter" hinsichtlich der literarischen Vorlage und ihrer Umsetzung auf Film wäre wünschenswert gewesen. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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